Plattenkritik

ORPH - Poems For Kui

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Release Date: 19.05.2012
Datum Review: 08.05.2012

ORPH - Poems For Kui

 

 

Für die Einwohner von Rohrbach in Thüringen ist es bloß die nächstgelegene, größere Stadt. Für die Freunde Marco De Haunt, Cornelius vom Milchwald, Hendrik Winter und Wieland Jubelt jedoch bedeutet Weimar soviel mehr: Ein Sprungbrett ihrer Kunst, zugleich Berg, Wald, Himmel, Frieden, Erkenntnis, Ozean oder Kosmos ihres Konzeptes. Das behauptet zumindest die Ansammlung etwaiger Poesie für Kui. Nein, Kui ist nicht der Name ihres Lieblingschinarestaurants.


ORPH, beziehungsweise die vier Freunde und ihr Sammelsurium aus Gedanken und ausgemaltem Ansporn sowie diversen beteiligten Produ(zenten und/oder -)ktionshelfern meinen ihre Musik nicht bloß Ernst, sie preisen sie ebenso an. In Kurzform heißt das circa, „der Irrglaube wurde ihnen in einem Fünfzehn-Sekunden-Traum von den gestohlenen Wolken geschenkt“. Was den jungen Künstlern (die nicht erst ihrer Namen wegen zu solchen werden...) und ihren Ambitionen wirklich passiert ist und ob es schlimme Folgen haben wird, lässt sich in der knappen Stunde, die sich ORPH auf ihrem Debüt dem eigenen Schicksal widmen, rein oberflächlich nicht nachvollziehen.
Verschwommen und geträumt präsentieren sich „Eight Hundred Miles“ oder das gehauchte „Mistake“ genau wie die eröffnende Liebesode in einem Gewand aus Indiepop und ruhig(st)en Folkmomenten, die von Klavier oder seichter Elektronik („Morgue – Die Unbekannte Aus Der Seine“) stets wohlbehütet und fürsorglich ans Ziel gebracht werden. Während das knapp siebenminütige „The King´s Garden“ sich soviel Zeit lässt, wie es zur vollendeten Selbstentfaltung zu benötigen scheint, bricht „A True Story Of Collapsing“ nach zweihundert Sekunden des Innehaltens aus und bäumt sich für ORPH´s Verhältnisse gefährlich auf. Das tut gut, sprudelt frisch und tief und fügt sich trotzdem schlüssig in das zahme Gesamtwerk ein.


Trotz der teils deutschen Titel behält sich „Poems For Kui“ Lyrik in englischer Sprache vor – oftmals lassen De Haunt und sein Gefolge aber auch intensiv und bestimmt bloß Musik und Kulisse wirken, wie am Beispiel „Der Sprechende Berg“ oder des noch als Interlude schimmernden „Rote See Dein Herz“. Zu leichter Kost lassen ORPH ihren Longplayer allerdings nur selten verkommen, dafür bügeln „Birth & Requiem“ mit angezerrter Gitarre oder „The Cassiopeian Seasong“ mit Tanzbeinpiano den stoischen Faltenansatz gründlich wieder aus. Kui und die Poesie – um eine haltbare Linie zwischen beiden ziehen zu können, bleibt wohl weder die Realität noch das vielleicht etwas überheblich angesetzte Interpretationsvolumen ein sicheres Versteck.
Mit theatralischer Atmosphäre und Fantasie können ORPH dagegen schon eher etwas anfangen, als mit chinesischem Fastfood für Studenten.

Trackliste:

01. Lovesong For Kui
02. Von Sonnentau Und Morgenröte
03. Eight Hundred Miles
04. The King´s Garden
05. Der Sprechende Berg
06. Morgue – Die Unbekannte Aus Der Seine
07. Mistake
08. A True Story Of Collapsing
09. Rote See Dein Herz
10. Birth & Requiem
11. White Mountain
12. Laura
13. The Cassiopeian Seasong
14. Sprung In Die Wolken
15. Kasra Mun

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.