Plattenkritik

Obi Fernandez - Confessions, Waves And The Garden State

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Release Date: 25.09.2012
Datum Review: 18.09.2012

Obi Fernandez - Confessions, Waves And The Garden State

 

 

Heißt wie der Baumarkt, fährt aber lieber Zug als Bulldozer oder Rasenmäher: Der gemütliche Bostoner mit dem Sonnenbrillen-Namen hat bereits zehn Jahre Erfahrung mit Skabands und Reggaemusik. Warum dann solo übernehmen oder alles anders machen? „Confessions, Waves And The Garden State“ will dann wenigstens mal eine andere Küste kennenlernen.


Und weil OBI FERNANDEZ eh genügend Freunde in und um Los Angeles hat, hilft beim Debütalbum des eigentlichen WESTBOUND TRAIN-Frontmanns die Kumpelcrew aus Kalifornien. Ständiger Sonnenschein, das leichte Leben, der relaxte Alltag – sie alle stimmen optimistisch mit ein, wenn „Don´t Turn Away“ zu klassischem Rootsreggae den Vorhang aufzieht, damit man aus dem Bett den Sonnenaufgang sehen kann. Und ebenso wollen alle mithelfen, wenn sich „Over“ verhalten und soulig gen Tanzfläche bewegt, um dort mit Fernandez´ vielseitiger und warmer Stimme das Leben für lebens- und ein Trompetensolo für strebenswert erklärt.
Dabei holt OBI FERNANDEZ mit Musikern der AGGROLITES oder der EXPANDERS zwar mal neue Genossen ins Boot - viel ändert sich am Grundrezept jedoch auch nicht für „Confessions, Waves And The Garden State“: Es gibt sommerliche Terrassen-Tunes wie „Check Your Time“, die sich entspannt zurücklehnen und auch dann im Liegestuhl versacken, wenn „Only A Fool“ mit toller Choruslinie das Abendprogramm vorschlägt. „The Color Of Your Voice“ hingegen ist vollgestopft mit Motown, shakendem Soul und Herz – von den weiblichen Backgroundchören bis zum trockenen Schellenkranz wurde die Checkliste aller authentischen Must-Haves lieber einmal zu viel kontrolliert.
Die zehn Songs bringen es in der Summe definitiv auf einen gemeinsamen Nenner, der inmitten jeder lauen Nacht an Feuertonne oder Balkongrill den auditiven Anteil ins rechte Licht rückt und erst gar nicht versucht, Bäume zu entwurzeln oder ganze Großstädte durchzuschütteln. Von „It Happens To Me“ bis zum spärlichen „Overdue“ inklusive JACK JOHNSON-Augenblick ist „Confessions, Waves And The Garden State“ dafür nämlich viel zu nett, offen und höflich.

Und wenn doch mal im Baumarkt statt in den Straßencafes von Costa Mesa entdeckt, wird der freundliche Allroundmusiker wohl nur günstig ein neues Flanellhemd abgreifen wollen. Denn die Ostküstennächte Richtung Garden State werden wieder kälter und ungemütlicher, darauf würde Herr Fernandez sein letztes solches verwetten.


Trackliste:

01. It Happens To Me
02. Don´t Turn Away
03. The Color Of Your Voice
04. Over
05. Pills
06. Get You Through
07. Check Your Time
08. Only A Fool
09. Ugly Comes Out
10. Overdue

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.