Plattenkritik

Old Kerry McKee - Wooden Songs

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Release Date: 01.11.2012
Datum Review: 21.02.2013

Old Kerry McKee - Wooden Songs

 

 

Wo auf der Welt nehmen sich Künstler heute noch die Zeit, als Inspiration den Gräsern beim Wachsen oder der Idylle beim legeren Tagesgeschäft zuzuschauen? Neben GRAVEYARD, die mit abgewandelten Manieren jüngst ihren Albumcharakter entkorkten, schrubbt sich Joakim Malmborg vor der Holzhütte lieber in aller Ruhe den Rücken und stellt nach ausreichender Reifezeit seine persönliche Idee von „Hisingen Blues“ vor.

Neben der obligatorischen Holzhütte, der Natur und der spärlichen Gesellschaft von z.B. wilden Tieren braucht Malmborg aka. OLD KERRY MCKEE sicher nicht mal Nahrung oder Freunde - so offenherzig und lebensnah klingen die meisten der Blues-/Americana-Stücke seines Debütalbums. Düster, mit stets getriebener Dobro-Gitarre lauern „F.l.o.r.“ und „Death, Oh Death“, während sich um die gehetzte Countryatmosphäre die feurige Stimme des Schweden bettet. „Plays It All“ heißt es in der Credits-Liste nach dem Doppelpunkt. OLD KERRY MCKEE bedient neben Saiten und Gesang auch diverse Percussion-Instrumente (live wohl zusätzlich auch Abspielgeräte mit daran befestigten Schnüren...), die ihm den Weg durch „Hell Within My Chest“ zeigen oder „One Day“ den Takt vorschellen.

Verzweifelt bis bereits abgehakt klingt der langhaarige Skandinavier hier auf jedem seiner Schritte, während er „Wooden Songs“ tatsächlich in der Heimat – nah am Waldrand - zu Band gebracht hat.
Feinschliff, Produktion, Hilfe aus der Steckdose – alles Gäste, auf die jeder der neun Songs gerne und großzügig verzichtet. Einschüchtern tut das höchstens das Gemüt des Hörers, insofern dieser es schafft, pausenlos am Ball zu bleiben. Was passt besser zum ausklingenden „Rocking Chair“ als das unberührte Rascheln des Raumes während OLD KERRY MCKEE mit gesengtem Haupt und unheimlichem Backgroundpfeifen aus dem Herzen blutet. Einzig der viereinhalb Minuten schluckende Geräuschekorb namens „Untitled“ erschließt sich nur schwierig, nachdem „Wooden Songs“ einen Ausfallschritt von Folk über Modern Blues und Rootsmusik – zurück zum weinerlich-klebrigen Organ des jungen Malmborgs vollzogen hat.
Fast gespenstisch wirkt er, der Abschied von MCKEE, nachdem eine halbe Stunde auf der hölzernen Veranda mitgelitten werden dufte. „Some peace and quiet“ – so lauteten die Forderungen vor dem Erschaffen der Platte. Davon haben sich die „Wooden Songs“ bis heute nicht erholen können.

Trackliste:

1. Earthlings
2. F.l.o.r
3. Death, Oh Death
4. Broken Leaf
5. Hell Within My Chest
6. Soiled, Tattered and Thirty
7. One Day
8. The Rocking Chair
9. Untitled

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.