Plattenkritik

Onward To Olympas - This World Is Not My Home

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Release Date: 19.01.2010
Datum Review: 23.02.2010

Onward To Olympas - This World Is Not My Home

 

 

Obsolete

Neulich habe ich der Werbung geglaubt: ONWARD TO OLYMPAS machen laut Pressetext Postcore. Dieser Hinweis hat mich dazu verleitet, die Platte besprechen zu wollen. Bei dieser hinterlistigen Täuschung wurde verschleiert, dass ONWARD TO OLYMPAS eigentlich ziemlich klassischen Metalcore spielen. Viel Hardcore, mal ein bisschen Thrash und Death, einsame Rockriffs, ab und an etwas affige Gangshouts und häufiger mal cleaner Gesang. 08/15 also?

„Unstoppable“ rast passgenau mit vollem Tempo über einer harten Strophe bereits nach 20 Sekunden abrupt in den ersten breakdown. Der Sänger Kramer Lowe spuckt Gift und Galle während ihr Gitarrist Justin Gage die anschließende sanfte Gesangspassage säuselt, die im nächsten breakdown abfällig zertreten wird. Fast reumütig klingt der Song ruhig aus und spaziert über Trommelwirbeln in triefige Gitarren. „Enemies“ groovt kurzweilig Stop and Go, breitet im überfallartig plötzlichen Refrain die Arme aus und rock ’n rollt sich in den nächsten breakdown.

ONWARD TO OLYMPAS heben sich durch eine unüberhörbare Spielfreude von all den Metalcoreepigonen der letzten Jahre ab. Sie machen wenig anders und trotzdem alles besser. Fast unverkopft wirkt es, wenn sie unterschiedliche Tempi, Stile und Jahrzehnte in vier Minuten am Hörer vorüberziehen lassen.

Die bestechend trockene Gitarrenproduktion erinnert an die seeligen Pantera. „Don’t cry to me“ zitiert denn auch einen Pantera’schen Minimalismus. Klare Strukturen stemmen sich dem derzeit wohl weit verbreitesten Problem der derzeit aktuellen (x-ten) Generation des Metalcore entgegen: Undurchschaubarkeit und übertriebene Zurschaustellung technischer Fähigkeiten. Indem sich ONWARD TO OLYMPAS nacheinander auf die Perlen ihrer Plattensammlung konzentrieren, wirken sie fast wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Mittig verlieren sie ein wenig den ungestümen Esprit des Anfangs. Aber ein rockiges Riff wie jenes in „Overcoming“ sorgt für Abwechslung und öffnet ihren Sound. Weniger ist mehr. Eine echte Gitarrenband ohne den technoiden und überfrachteten Appeal jüngerer Tage.

„Sink or Swim“ poltert recht gewöhnlich auf den vorhersehbaren Radio-Refrain hin, um diese Erwartung in geradezu ironischer Weise völlig überzuerfüllen. Killswitch Engage lägen sich über diesem Kitsch in den Armen. „Awake in a Dream“ wälzt sich und stolpert in eine trügerische Ruhe: „Will you come down and help me through this? (…) This world is not my home.” Die Wiederkehr des ewig Gleichen. ONWARD TO OLYMPAS stecken sich gänzlich unirdische Ziele und klingen dabei wunderbar bodenständig.
„Guide me home.“ Jesus. Ein Klavier und eine warme Frauenstimme lassen die Platte süßlich ausklingen. Eine mächtig unterhaltsame Platte.


Tracklist:

1. Unstoppable
2. Enemies
3. Overcoming
4. Her Best Words Were Goodbye
5. Don’t Cry To Me
6. Sink or Swim
7. Awake in a Dream
8. Presence at the Funeral
9. The Lost Generation
10. This World Is Not My Home

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