Plattenkritik

Our Lives Without Us - Our Lives Without Us

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 31.01.2012
Datum Review: 12.03.2012

Our Lives Without Us - Our Lives Without Us

 

 

Mit dem Hosenboden ist es wie mit dem zu oft umsudelten Wörtchen Rockmusik. Viel zu selten besinnt man sich auf alles längst Bewiesene und lässt fünfe nüchtern gerade sein. Viel zu selten setzt man sich auf ersteren, kommt zur Ruhe und findet Zeit, Gedanken und Entschlüsse zu fassen, Ideen auszuarbeiten und wieder zu verwerfen oder sich selbst neu zu definieren. Wer an seinem eigenen Leben nicht mehr teilnimmt, merkt dies leider oft zuletzt.


Glücklicherweise entleihen die vier Düsseldorfer Tomsn, Schiwo, Olsen und Dekowicz lediglich ihren Bandnamen einer nicht allzu leicht verdaubaren Filmkost – buttern ihre Debütstulle mit einem Dutzend Rocksongs (da war es wieder!) jedoch so kalorienhaltig wie John Candy damals Uncle Bucks Frühstückspfannkuchen. „Like A Statue“ eröffnet galant und großzügig zwischen DREDG und affinem Pop – inklusive in die Ferne blickendem Chorus und melancholisch geballtem Druck. OUR LIVES WITHOUT US setzen auf ihrem Debüt auf bloß eine einzige und gänzlich verlässliche Quelle: Sich selbst.
Was als FIDGET zuvor bereits ausgiebig zu etablieren wusste, deckt der Nachfolger mit rundum blickdichten Tracks wie „Right Where Your Heart Is“ oder dem blechernen „A Million Ways“ ab, die sich nicht vor aufgeschichteten Exkursionen in Richtung THRICE („Thoughts Of Icy Comfort“) oder dem dynamischen Blankziehen in Richtung „Alternative Rock Stadionsingle“ („What You Get“) fürchten.

Die Gitarren haben Hand und Fuß, die Stimme Herz und Hochmut, doch am Ende kochen OUR LIVES WITHOUT US auch bloß mit kaltem Wasser aus der Leitung. Würde sich ein aufmüpfiger Ausbruch wie der Auftakt zu „You´re The Fall“ sonst unbemerkt unter das Dutzend Songs ( plus A-/B-Seiten Interlude) mischen? Wäre der schimmernde Spannungsbogen in „Doldrums“ sonst zu „unnatürlich“ oder gar aufgesetzt? Die Produktion, der sich Bassist Daniel Schiwek zusammen mit Schlagzeuger Michael Czernicki angenommen hat, hat tiefe Abdrücke im frischen, beinah jungfräulich weißen Schnee hinterlassen. Sounds, Flächen, Druck und Charakter fließen bis zum versickernden Ausklang von „Until Nothing“ ohne nennenswerte Verstopfung und Trockenzeit, nur in wenigen Momenten ruhen sich die vier Nordrhein-Westfalen mit Würde auf ihren zuvor erwirtschafteten Lorbeeren aus.
Die intensiven und lebendigen Momente, die ganzen durchproduzierten Nächte – „Our Lives Without Us“ beweist auf Albumlänge, dass Aufwand und Hosenboden ihr Produkt Wert sein können. Und das es sich stets lohnt, in seinem eigenen und einzigen Leben die Fäden selbst in der Hand zu halten.


Trackliste:

01. Like A Statue
02. Right Where Your Heart Is
03. Thoughts Of Icy Comfort
04. What You Get
05. Doldrums
06. -
07. Erratic
08. The Beaver
09. You´re The Fall
10. Early Morning Lullaby
11. A Million Ways
12. City Of The Emperors
13. Until Nothing

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.