Plattenkritik

P.O.D. - Murdered Love

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Release Date: 24.08.2012
Datum Review: 16.08.2012

P.O.D. - Murdered Love

 

 

„Vorne nur die Spitzen, die Seiten etwas kürzer und hinten bitte wie Mitte der Neunziger!“ Also schön Platz lassen für die Baseballkappe, die weite Skateshort kurz über der Kniekehle und vor allen Dingen: Den zeitgenössischen Sound. „Payable On Death“ verschanzen sich vier Jahre im Trainingslager und hantieren fleißig mit Gummigeschossen und Platzpatronen – um letztlich genau ins Zeitfenster-Bullseye ihrer Geburtsstunde zu schießen. Mit scharfer Munition versteht sich.

„Youth Of The Nation“ lies schmunzeln, dennoch etablierten sich die bekennenden Christen aus San Diego nicht nur in ihrer Heimat. „Murdered Love“ will noch einmal durchdacht anfühlen, ob Spirit und schwitziger Rapcoregott noch das Feuerzeug in der Hosentasche haben. Wie könnte das besser funktionieren als mit „Higher“, was die Rocklatte eben dort – also in luftiger Höhe - ansetzt: Produktion – allem voran der fett penible Schlagzeugssound – Melodiespiele zum Mitmachen plus eben die in Kreisen verkannte Sprechgesangschelle von Sonny Sandoval – damit lässt es sich doch arbeiten.
„Eyez“ greift schamlos nach dem alten DOG EAT DOG-Hoodie und dreht im tiefergelegten Cabrio zu LIMP BIZKIT seine Runden, als wäre die Zeit stehen geblieben. „West Coast Rock City“ holt die alten Roots-/Reggae-Anleihen ins driftende Boot und lässt sogar Sen Dog (CYPRESS HILL) mal ans Ruder, bevor „Beautiful“ sich seiner selbst stellen muss: Mit Billigbeats und Larifari-Lyrik könnten sich P.O.D. mit der umspülten Popnummer um einen Praktikumsplatz im Streichelzoo bewerben, wo man sie mit all ihren bunten Tattoos und Gangsterbärten sonst nicht mal über´s Gatter hätte schauen lassen. „Murdered Love“ als Titeltrack oder die Single „Lost In Forever“ jedoch stehen mit verschränkten Armen und frisch gefaltetem Bandana hinter Marcos Curiel, Sandoval sowie Drummer Wuv Bernado und Traa Daniels am Bass: Groove, Hooks und diese unverschämt stemmige Eigenart, die zugleich authentisch und nur in wenigen Fällen grob lächerlich wirkt, machen „Murdered Love“ fast schon auffällig standhaft und hochwertig.

P.O.D., die nicht zuletzt 2008 mit „When Angels And Serpents Dance“ noch die heimischen Top Ten beschallten, brennen also noch immer auf „Nu Metal“ – sowie diese Rezension in mindestens einer Zeile mit eben jenem „Retroschimpfwort“ glänzen muß. Schludrig oder unkonzentriert hantiert wird im Hause der Südkalifornier auch im Jahre elf nach dem einreißenden „Satellite“ nicht – Produzent Howard Benson ist ebenso auf Zack wie die Grammy-nominierte Band.
Und spätestens wenn HATEBREED´s Jamey Jasta schon nach wenigen Sekunden sein keifendes Organ an die Payable-Homies verleiht, steht dem gründlichen 90´s-Amusement der kommenden vierzig Minuten nichts Maßgebliches mehr im Wege.

Trackliste:

01. Eyez
02. Murdered Love
03. Higher
04. Lost in Forever
05. West Coast Rock Steady
06. Beautiful
07. Babylon the Murderer
08. On Fire
09. Bad Boy
10. Panic & Run
11. I Am

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.