Plattenkritik

Pentimento - Pentimento

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Release Date: 13.11.2012
Datum Review: 26.11.2012

Pentimento - Pentimento

 

 

Heißt das heutzutage "Emopunk", wenn jemand bei Tageslicht die Vorhänge zuzieht? Oder bleibt das zwischen Veganerstammtisch und Supermarktjob auszudiskutieren? Mit Worten, versteht sich – nicht mit Taten. Zurück bleiben dann eine anonyme Stimme am Telefon und das unerkannte Gesicht im Bilderrahmen. Und dabei geben sich PENTIMENTO wirklich alle Mühen, es jedem Recht zu machen.


Schallplattenindustrie galore! Mehr als bloß einen einzelnen Strich durch die Rechnung machte Panic Records mitsamt angeheuertem Anwaltsstab kurz vor der Veröffentlichung dieser Debüt-LP – somit wurde „Pentimento“ gegen Bezahlung illegal. Der Stärke des Gesamtwerkes tut das nichts zur Sache. Die Band aus Buffalo, New York ist zwar ge- und auch er- , keinesfalls aber über sich hinaus gewachsen, seit sie letzten Sommer mit „Wrecked“ bereits eine Schmuckstück-EP veröffentlichte. Jetzt denken die elf Songs gar nicht an ein bloßes „dicht machen“ – sondern reißen umarmend und warmherzig alle Regler hoch. Ob formbares Punkerherz („The Wind“) oder wunderbarer BRAND NEW-Touch bei „Circles“ – beinahe jeder Song trägt so viele grundsolide Facetten in sich, dass man Jeramiah Pauly zu Aussprache und Erklärung auf einen heißen Tee einladen möchte. Dann kann er in aller Ruhe erzählen, von der Scheiße in der er steckt („Conscience (Consequence)“ und seinen wahren Gefühlen: „You Were The Ocean. I Was The Sand Beneath Your Waves“ („Almost Atlantic“) - während seine Band ihm mit eleganten und zugleich mannigfaltigen Arrangements den Rücken stärkt.

Gerne klingen PENTIMENTO nebenher mal verhangen und eingeengt, als ob ein Tauchsieder trotz fehlender Stromzufuhr des Versagens verurteilt wird. Dann aber bricht das Eis und die Band suhlt sich inmitten der Hochsommer-Momente von Ostküsten-College-Rock („Days Away“) und Melancholy-Core („For Winter“). Die Gitarren stecken und halten die Köpfe zusammen, Drummer Michael Hansen kann heftig und harmonisch gleichgut. „All We Are Is Blood And Bones. And Sometimes A Soul“. Was bitte muss Aussage und musikalischer Haut hier noch hinzugefügt werden? Mehr Leid? Eine klingelnde Befreiung? "The Tide Comes In. The Tide Goes Out. We're Growing Up To Grow Apart."

PENTIMENTO jonglieren zwischen einem New York vor 10 Jahren und einem versifften Keller voll jugendlicher Ambitionen. Dann sogar Pedal Steel. Zuvor hemdsärmeliger Punkrock. Oder Economy-JIMMY EAT WORLD. „I Never Gave Up On You“ verzweifelt Pauly einvernehmlich im Chor während „The Wind“ inbrünstig die A-Seite dominiert.
Das merkt man „Pentimento“ an. Schon jetzt.


Trackliste:

01. Unless
02. Circles
03. Conscience (Consequence)
04. The Wind
05. No One Lets You Know
06. Days Away
07. The Bridge (acoustic)
08. Almost Atlantic
09. Subtle Words
10. For Winter
11. On Summer

Aufgrund des Rechtsstreites ist "Pentimento" HIER gegen Spende erhältlich.

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.