Plattenkritik

Poison The Well - The Tropic Rot

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Release Date: 10.07.2009
Datum Review: 04.07.2009

Poison The Well - The Tropic Rot

 

 

Es war 1998, als ich zum ersten Mal eine Platte von POISON THE WELL in der Hand hielt. „Distance Only Makes The Heart Grow Fonder“ hieß sie und was ich da hörte, war irgendwie anders als die meisten Scheiben zu dieser Zeit. Diese Band hatte etwas, was mich in den Bann zog und so nahm ich die Scheibe nach dem Probehören mit nach Hause. Für die nächste Zeit wurde das Ding nicht aus dem Player genommen. Irgendetwas faszinierte mich daran, ich kann heute nur noch schwer sagen, was genau das war. Ich glaube es war einfach diese Art, anders oder etwas besonderes zu sein, auch wenn das alles noch nicht wirklich ausproduziert wirkte. Darauf legte ich damals und lege auch heute noch nicht den größten Wert. Das Herzblut muss stimmen und das tat es. Es folgte eine der größten Newschool Hardcore Alben unserer Zeit: „The Opposite Of December“ und genau da wusste ich, dass diese Band wegbereitend sein würde. Mir gingen diese Texte nicht mehr aus dem Kopf, immer wieder schwirrte „...forever is such an unpleasant word...“ herum und ich war mehr als beeindruckt. So verfolgte ich den Werdegang von POISON THE WELL immer weiter und war verwundert über den leicht veränderten Einschlag auf „You Come Before You. Es war klar, dass sich langsam aber sicher an dieser Band die Geister scheiden werden und mit „Versions“, welches vier Jahre nach dem letzten Release heiß erwartet wurde, trat genau dies ein. Die Band hatte sich verändert, wurde progressiver und experimenteller. Das war gewöhnungsbedürftig, aber mehr als gut. So sehe ich das zumindest heute, damals war es nicht leicht, diese Veränderung nachzuvollziehen – für viele.

Wir schreiben das Jahr 2009 und mit „The Tropic Rot“ liegt das mittlerweile sechste Studioalbum der Herren aus Miami vor. Was soll man sagen, POISON THE WELL sind den Weg, den sie mit „Versions“ eingeschlagen haben, konsequent weiter gegangen, haben weiter an ihrem Sound gefeilt und ihn somit perfektioniert. „Exist Underground“ knallt als Eröffnungsstück mächtig durch die Boxen. Druckvolles Drumming, wuchtige Gitarrenwände und mörderisches Geschrei, mehr braucht es nicht. Kein Intro, keine seichten Töne zur Einführung, nein, einfach nur der direkte Schlag ins Gesicht zeigt dem Hörer, das POISON THE WELL wieder auf der Bildfläche erschienen sind. Als sehr angenehm erweisen sich die ruhigeren Parts, die mit cleanem Gesang daherkommen und im Hintergrund mit einer Menge Spielereien aufwarten können.

Die Verspieltheit von POISON THE WELL zeigt sich im fast schon episch gehaltenen „Pamplemousse“, welches die Geschwindigkeit ein wenig runterschraubt und eher ruhigeren Charakter hat, oder aber auch bei „When You Lose I Lose As Well“ und seinen spanisch angehauchten Gitarren. Hier zeigt sich eine völlig andere Seite der Band, die aber immer wieder durchscheinen lässt, was sie in den späten 90ern ausmachte. Soll heißen, es gibt sie immer wieder, diese Ausbrüche und Ausflüge in die frühere Zeit, in denen sie sich selber zitieren, wie bei „Makeshift Clay You“. POISON THE WELL sind eben erwachsen geworden und mit ihnen ihre Musik und so spielen sie auch mit ihren Hörern. Der Wechsel zwischen ruhigen und ausufernd schnellen Songs wird gekonnt vollzogen und ist auf „The Tropic Rot“ völlig ausgeglichen. Ein Track, der beschreibend für das gesamte Album stehen könnte, ist der Rausschmeisser „Without You And One Other I Am Nothing“. Dieser verbindet alle Stile, die die Band auf „The Tropic Rot verwendet. Anfänglich konnte man meine es mit einer Band wie Radiohead zu tun zu haben, dennoch wird man spätestens durch den Refrain eines besseren belehrt. Mit Abstand ist das eine der emotionalsten Passagen des ganzen Albums und man kann die Verzweiflung Jeffreys mehr als nur raushören.

Abschließend bleibt mir nicht viel zu sagen. POISON THE WELL klingen noch immer anders , sind vielen Konkurrenten einige Schritte voraus, wissen genau was sie hier tun und das macht sie immer noch so interessant. Klar wird es sie geben, die Nörgler, die ewig Gestrigen, die sagen werden „ POISON THE WELL sind tot“. Dann wurde das Prinzip aber leider nicht verstanden, denn die Herren sind zeitgeistiger und lebendiger, denn je.

Tracklist:

01. Exist Underground
02. Sparks It Will Rain
03. Cinema
04. Pamplemousse
05. Who Doesn´t Love A Good Dismemberment
06. Antarctica Inside Me
07. When You Lose I Lose As Well
08. Celebrate The Pyre
09. Are You Anywhere?
10. Makeshift Clay You
11. Without You And One Other I Am Nothing














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Alex G.

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