Plattenkritik

Priscilla Sucks! - Stereotype Me

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Release Date: 04.05.2012
Datum Review: 02.05.2012

Priscilla Sucks! - Stereotype Me

 

 

Manchmal sind Reviews eine echte Herausforderung. Das liegt zum einen an der zu besprechenden Musik, aber manchmal eben auch an Provokationen in der Botschaft eines Künstlers. Ein Beispiel dafür sind die Damen und Herren von PRISCILLA SUCKS!. Sie betiteln ihr Debütalbum “Stereotype Me“ und erhoffen sich wohl genau selbiges ihrer Hörerschaft, um eben jedem Vorurteil im Voraus den Spiegel vorzuhalten, es zu diskreditieren. Die Herausforderung nehme ich gerne an und gelegentlich fällt es schwer den Stempel in der Schublade zu lassen.

Aber der Reihe nach. Geboten wird fetziges Gitarrenmachwerk mit dem Fuß auf dem Gaspedal. An der Front dröhnen weibliche Vocals, die Rhythmusfraktion treibt durch Männerhand und am Sechssaiter versucht eine weitere Dame das Hörzentrum zu stimulieren. Das geht soweit, dass man irgendwann eine Verschnaufpause sucht, diese wird aber offensichtlich nur ungerne geboten. Die Frage ist, muss das Tempo merklich gedrosselt werden? Die Antwort liefert die Band in ihren 14 Songs quasi selbst – nein! Es braucht keine Ballade, um ernste Themen gelungen zu untermalen (“Addicted“), es braucht aber sehr wohl den vollen Wumms, wenn man zum heftigen Kopfnicken einladen will (“You Lied“). Im Gegenteil, wo sie es mit der Ruhe versuchen, verkommt der Song nach starkem Anfang lediglich zu einer mehrstimmigen Langeweile (“Valley Of Dry Bones“). Ansonsten geht es immer weiter voran, leider auch eine Spur zu oft in repetitivem Riffgewalze. Das nutzt sich auf Albumlänge ein wenig ab. Der Fokus bleibt auf dreckigem, frechem und vorangehendem Rock. Da könnte man nur wenig Platz für Vielfalt vermuten. Aber auch dieses Vorurteil entkräften die vier Berliner an mancher Stelle. Im Titeltrack trägt eine Delay-Melodie durch den Vers, in “Jedno Serco“ gesellt sich ein merkwürdig anmutendes Klavier zum Basslauf während die Sprache zwischen Englisch und Polnisch wechselt und in “Addicted“ sorgt das dreckige Gitarrenlick für die nötige Atmosphäre. Dennoch hätten zwei bis drei Songs weniger der Platte gut getan. So wäre mehr Kompaktheit entstanden, was förderlich für den fast ausnahmslos durchrockenden Ton gewesen wäre.

Beim Blick auf das Cover, den Titel und den Bandnamen ahnt man böses in Form von Görenpunkrock mit peinlichen Texten. Der Punk ist wenig vertreten und die Lyrics schwanken eher zwischen ernst und spaßig anstatt peinlich. Einzig die Görenhaftigkeit bestätigt sich hin und wieder, aber durchaus in positiver Art und Weise. Die gröbsten Vorurteile werden geschickt umschifft und so liefern PRISCILLA SUCKS! mit ihrem ersten Album solide Rockerkost, welche vor allem Live für Freude sorgen dürfte.

Tracklist:

1.Trust Me
2. The Way She Goes
3. Daddy Long Legs
4. Addicted
5. Demolition Derby
6. Limit
7. Jedno Serco
8. Stereotype Me
9. You Lied
10. Valley Of Dry Bones
11. Global Fairytale (feat. Katrin Sperling)
12. Stop Rewind
13. Children At The Gravel Pit
14. Clockwork Doll

Autor

Bild Autor

Daniel B.

Autoren Bio

Schlecht, aber leidenschaftlich