Plattenkritik

Pro-Pain - The Final Revolution

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 22.11.2013
Datum Review: 17.11.2013

Pro-Pain - The Final Revolution

 

 

Schon während ich diese Zeilen hier tippe freue ich mich auf die eventuell bis definitiv im Nachgang aufkeimenden Diskussionen. In manchen Breitengraden des wichtigtuerischen Schreibertums ist es nämlich fast schon Usus diese Band bei jeder sich bietenden Gelegenheit für ihre Texte und ihre, für viele schlicht einfach nicht vorhandenen Messages ab zu watschen. Primitiv, zu wenig geistvoll, zu plakativ, zu protzig, zu was-auch-immer; liebevolle Adjektive für die lyrische Qualität des Vierers insbesondere die zu Papier gebrachten Gedankengänge eines Herrn Meskil finden sich zuhauf und werden hie und da schon fast mantramäßig ins Rennen um die Gunst der vermeintlichen Leserschaft geschmissen.

Und selbstverständlich ist der Pro-Pain'sche Kosmos auf's Einfachste heruntergebrochen, zumindest in den Texten. Aber hinterfragen wir uns des öfteren nicht auch mal selbst und stellen schliesslich fest, dass wir in vielen Angelegenheiten einfach zu verkopft unterwegs sind, die Lösung des Problems doch so einfach sein könnte? Aber so ein „Problem Reaction Solution“-Szenario ist im Land der Dichter und Denker halt nicht immer gerne gesehen, gingen doch damit gleichzeitig wirtschaftlich betrachtet einige hochdotierte Jobs hierzulande baden...
Doch wie andere Leute darüber denken und richten, das überlassen PRO-PAIN anno 2013 immer noch gerne auch genau diesen. Mögen sich die Kritiker doch bei einer schönen Tasse Tee zusammen finden und über Sinn und Tiefgang philosophieren, während PRO-PAIN mit Album Nummer 14 ihrer nunmehr 21 Jahre dauernden Karriere ein Biest erschaffen haben, das in ihrem Genre auf diesem Niveau seinesgleichen sucht.

Denn genau das wird dem geneigten und interessierten Hörer schon nach einer halben Minute des Openers „Deathwish“ klar. Thrashige Gitarrenriffs eröffnen und spätestens wenn der wuchtige Soundteppich von Bass und Drums einsetzt, splittert die Tür des Zweifels in Fetzen aus dem Rahmen. Verschnaufpause Fehlanzeige, denn jetzt kommt es Schlag auf Schlag. Und dabei sollte man den Jungs besonders zu Gute halten, dass diesmal kein einziger Lückenfüller oder Ausrutscher auf der Platte gelandet ist. Aber auch keinerlei Experimente. Doch will man die denn wirklich? Wenn ich an Weihnachten zur Lieblingsoma zum Essen geladen bin, möchte ich auch nicht mit einem chinesischen Menü überrascht werden; sondern erwarte voller Freude eine Hausmannskost, wie sie aber eben nur von Oma zubereitet werden kann.

Für die Dauer des Longplayers rollt ein vor Kräfte strotzender Panzer über den Hörer, schwerste musikalische Kost eben. Dabei bleiben PRO-PAIN ihrem eigentlich schon mit dem Debüt gefundenen Stil treu und legen eine wuchtige Straightness an den Tag. Martialischer Groove, der alles niederwalzt, mit auf den Punkt gespielten Gitarren trifft auf einen wütenden, beißenden Brüllwürfel in Bestform. Wäre der Begriff Shouter nicht schon lange erfunden, müsste man sich nun über die Bezeichnung Gedanken machen.

Auf zwölf Songs zeigen PRO-PAIN mit einer fast schon beängstigenden Leichtigkeit und Spielfreude, wie man Heavyness mit hoher Treffsicherheit in Sachen Refrains in mitreißende Songs verpackt. Beispiel gefällig? Gerne. Wenn Dir Hymnen wie „Deathwish“, „Problem Reaction Solution“, „Can't Stop The Pain“ oder „Want Some?“ durch die Gehörgänge ballern, bin ich mir ziemlich sicher, auch Du wirst Dich dem Rhythmus nicht verweigern und auch sofort die eingängigen Textzeilen mitgröhlen können. Und Dich dabei gut fühlen, denn wenn die Songs eines definitiv vermitteln, dann ist es Stärke.

Wie zu Beginn schon erwähnt, man mag über PRO-PAIN denken, was man will. Die Band polarisiert, feiert ihre Ecken und Kanten. Das neue Video zu dem Song „Deathwish“ hätte man sich getrost schenken können, ist es doch an Belanglosigkeit im Drehbuch und der Umsetzung kaum zu unterbieten. Und auch wenn man über die lyrische Qualität durchaus hie und da streiten kann, bei Textzeilen wie „History Repeats Itself To Spite Our Ignorance“ findet sich doch ein Jeder wieder, oder?
Natürlich ist das einfach gehalten, aber PRO-PAIN mit Shakespeare kombiniert würde zumindest mich persönlich mehr als langweilen.

Tracklist:
1.Deathwish
2.One Shot One Kill
3.Southbound
4.Problem Reaction Solution
5.The Final Revolution
6.Can't Stop The Pain
7.All Systems Fail
8.Want Some?
9.Fall From Grace
10.Emerge
11.Mass Extinction
12.Under The Gun

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!