Plattenkritik

Rise And Fall - Our Circle Is Vicious

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Release Date: 30.10.2009
Datum Review: 14.10.2009

Rise And Fall - Our Circle Is Vicious

 

 

Der Aufstieg und der Fall. Zwei Extreme. Beide mehr als bekannt. Unzählige Geschichten aus der Historie bis hin in die Neuzeit gibt es über sie zu erzählen. Jedem selbst privat ein Begriff. Egal ob beruflicher oder persönlicher Natur. Aufstieg und Fall - eigentlich die Geschichte des Lebens. Eine Band, die dies zum Thema gemacht hat, ist RISE AND FALL. 2005 tauchte man völlig unerwartet auf und mischte mit „Into Oblivion“ mächtig auf. Düster war es, was man dort zu hören bekam. Düster und ohne Hoffnung. Ein Schlag in die Magengrube. Immer wieder. In all dieser Dunkelheit steckte aber ein ungemeines Potential, welches recht schnell erkannt wurde und der Band bald einen besonderen Status in der „Szene“ verleihen sollte. Wie schreiben das Jahr 2009, fast ist es vorbei, und genau jetzt ist es an der Zeit für RISE AND FALL zum nächsten Schlag auszuholen. „Our Circle Is Vicious“ heißt der Batzen und genau dieser Name könnte besser nicht gewählt sein. Perfekt beschreibt er das Szenario, nach welchem sich die Band benannt hat. Nach dem Aufstieg folgt meist der Fall – ein Teufelskreis.

Auf Wiedersehen Stagnation, herzlich willkommen Progression. Zum Anfang wirkt alles, als wäre es beim Alten geblieben. „Soul Slayer“ lässt dem Hörer nicht einmal die geringste Möglichkeit, sich auf die nächsten musikalisch gefüllten Minuten einzustellen. RISE AND FALL brauchen kein Intro und vor allem haben sie absolut keine Lust, irgendjemanden noch länger auf die Folter zu spannen. Das haben sie durchaus lange genug getan. Was hier benutzt wird, ist der große Vorschlaghammer und mit dem wird immer wieder eingeschlagen. Die Schläge sitzen tief, vor allem in der Magengrube. Ein kurzes Gemetzel und dann ist Ruhe. Man wirkt nicht ganz so rau, wie zu Zeiten von „Into Oblivion“ aber gleichermaßen aggressiv, wenn nicht sogar noch eine Spur mehr. Die Produktion, das fällt gleich zum Anfang auf, wirkt klarer und dennoch hat Kurt Ballou es geschafft, den dreckigen Sound beizubehalten und ihm dabei gleichzeitig ein pompöses Gewand verpasst.

Soweit zum stimmigen Einstand. Doch was ist mit der eben so herzlich willkommen geheißenen Progression? Von dieser fehlt nämlich erst einmal jede Spur. Oder halt eben auch nicht. Anfangs zeigt sie sich noch ganz verhalten, wie zum Beispiel im absolut eingängigen Refrain von „Built On Graves“. Danach verschwindet man erst einmal wieder in der Dunkelheit und lässt die Höllenhunde los. Diese zerreißen während den folgenden Songs, darunter „Harm´s Way“ und „It´s a Long Way Down“ alles, was ihnen in den Weg kommt. Dabei geben sie ihren Besitzern aber immer wieder die Gelegenheit, aus dem Staub, den das Chaos verursacht, hervorzutreten und widerlich zu grinsen. Ein Grinsen, das zeigt, das man sich doch weiterentwickelt hat. Immer wieder tauchen kleine Nuancen auf, die man so nicht erwartet hätte, bis sie sich zu einem Ganzen entwickeln und in „In Circles“ münden. Dieser Song hat im Vorfeld gleichermaßen für besorgte und euphorische Reaktionen seitens der Fans besorgt. Reaktionen, die man verstehen kann, zeigen sich RISE AND FALL hier doch von einer völlig anderen, sehr ruhigen Seite. Das soll nun nicht heißen, dass man hier im weichen Geseier versinkt, denn „In Circles“ besitzt eine mehr als ordentliche, wenn auch gänzlich andere Intensität. Aber wie hieß es so schön in „Harm´s Way“? „A quiet war doesn´t equal peace!“

Somit ist die kurze Verschnaufpause für die Hunde vorbei. Sie haben Blut gerochen und wollen ihre Opfer nun gänzlich auseinander reißen. RISE AND FALL agieren in der zweiten Hälfte des Albums noch einmal wesentlich brutaler und vor allem mit sehr kurzen und dennoch knackigen Stücken. Den Höhepunkt hat man sich aber zum Schluss aufbewahrt. „Knowing“ ist der mit Abstand längste und zugleich düsterste Song auf „Our Circle Is Vicious“. Das neue Gesicht der Band entfaltet sich erneut und zeigt sich dieses Mal komplett. Es ist eine Fratze, versteckt hinter einer harmlos anmutenden Maske. Ähnlich dem Wolf im Schafspelz. Die Fratze gaukelt einem Frieden vor und erklärt einem hinterrücks den Krieg. Der psychische Druck der ausgeübt wird, beginnt erst dann zu wirken, wenn der letzte Ton verstummt ist und man sich allein in der Ruhe wiederfindet. Erst dann realisiert man, wie weit sich RISE AND FALL doch von ihrem alten Stil entfernt haben, ohne sich dabei selber untreu zu werden.

Nach dem Aufstieg folgt für gewöhnlich der Fall. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. RISE AND FALL beweisen aber, dass es eben auch anders geht. Sie sind aufgestiegen, aus dem Nichts und haben sich da oben etabliert. Die Zeit zu Fallen ist noch nicht gekommen. Nicht für diese Band, denn diese hat sich mit „Our Circle Is Vicious“ ein mehr als sicheres und beachtliches Standbein ganz oben auf dem Olymp des düsteren Hardcore erarbeitet und es wird schwer werden, sie dort wieder hinunter zu stoßen!

Tracklist:

01. Soul Slayer
02. Built On Graves
03. Harm´s Way
04. It´s A Long Way Down
05. To The Bottom
06. In Circles
07. Het Oog Van De Storm
08. Stillborn
09. A Present Tense
10. Knowing

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Alex G.

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rien.