Plattenkritik

Rocky Votolato - True Devotion

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Release Date: 06.03.2010
Datum Review: 15.02.2010

Rocky Votolato - True Devotion

 

 

Auf halbem Wege kehrt gemacht. ROCKY VOTOLATO taucht auf aus Traditionen. "True Devotion" besinnt sich eher auf Vergangenes aus der eigenen Discographie. Alt.Country ist hierfür nicht mehr das richtige Schlagwort. Vielleicht ist die Rückbesinnung auf die „große Rote“ ja das, worauf viele Anhänger gehofft haben.

Am Anfang und am Ende sind Streicher. Vieles auf "True Devotion" ist pure Zurückhaltung, Reflexion über Gewesenes. Überhaupt klingt der Beginn von 'Lucky Clover Coin' eher wie das Ende von etwas. Die Scherben noch nicht zusammengefegt, das Glas halb leer, die Morgensonne brennt so entsetzlich in den Augen, das Leben fackelt Träume ab in Endlosschleife. Behutsam zählt der Sänger ein. Lädt uns ein in eine Welt, die hundertprozentig ROCKY VOTOLATO ist. Allerdings eher der so um circa 2003. Reduzierte Lebenslieder, die eben nicht der Folkisierung des Indie das Wort reden, die sich nicht so sehr suhlen in Ursprünglichkeit, dennoch (wie sollte es anders sein) nur die ganz großen Themen verhandeln. Verpackt in beinahe zurückhaltende Texte, die in Refrains gedoppelt vorgetragen, dann eben doch etwas Zeitloses erhalten. ROCKY VOTOLATO hat es geschafft wie wenige andere Rustikalität, Natürlichkeit und emoeskes Pathos für Menschen mit viel zu großen Kopfhörern in einen urbanen Kontext zu überführen. Watteweich vorgetragen, mit der richtigen kernigen Note. Eine Konstante in Zeiten, in denen sich jeder zweite vermeintliche Anhänger einer Subkultur Insignien zusammenklaubt, um sich eine temporäre Identität zurechtzuzimmern. VOTOLATO braucht das nicht. Er besitzt: Authentizität als Distinktionsmerkmal. Eine Schablone ist das auch. Irgendwie. Der hart arbeitende Familienvater, der hard working guitar pickin‘ man, der einsame Mann und seine Gitarre.


Dazu passt er dann auch: der Mythos des einsamen Mannes, dessen Depression große Songs gebiert. Gelitten haben soll ROCKY VOTOLATO im Vorfeld der Aufnahmen. Schreibblockade, Selbstaufgabe, dunkle Hotelzimmer, Philosophielektüre, Selbsterkenntnis. Es ist ja immer sehr zweckdienlich eine Neuveröffentlichung mit gewissen Bildern aufzuladen, die uns dann sagen „seht her, wie authentisch das alles ist!“. Nötig gehabt hätte Herr VOTOLATO dieses Zeitlosigkeit evozierende Waschzettelbrimborium eigentlich nicht. Stärken werde hier gebündelt, die Songs nur so weit ausstaffiert, wie sie es gerade benötigen, um zu Beginn nicht überhört zu werden. So etwas kann sich nur steigern mit der Zeit.

'Sparklers' hat dann tatsächlich viel von 'The Uppers Aren’t Neccassary' oder auch 'Mix Tapes/Cellmates'. Alte Motive werden wiederholt und variiert. Ausgerechnet 'Instrument' verschafft uns in seiner Klagelied-Vortragsweise dann die Begegnung mit einer alten Bekannten: der Mundharmonika. 'Sun Devil' wiederum lässt das Schlagzeug tänzeln und das Piano perlen. Ironischerweise ist es ja gerade das Votolato’sche Pathos, das Pathoshassern immer wieder Wasser in die Augen treibt. 'Fragments' hält solche Momente bereit. 'Eyes Like Static' auch. “Millions of voices on top of voices, ‘till no one’s listening…” Das alles zeugt von einer gewissen Verlorenheit. Ist allerdings in sich geschlossener als der Vorgänger "The Brag And Cuss", der am Ende dann doch irgendwie zu viel auf einmal wollte. "True Devotion" stellt sich brav in die Warteschlange vor ROCKY VOTOLATOs Klassiker "Suicide Medicine" und "Makers", überzeugt durch seine Zurückhaltung und die Tatsache, dass Trends des neuen Americana geflissentlich übergangen werden.

Tracklist:

01: Lucky Clover Coin
02: Fragments
03: Red River
04: Eyes Like Static
05: Sparklers
06: Instrument
07: What Waited For Me
08: Sun Devil
09: Don’t Be Angry
10: Where We Started

Autor

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René

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