Plattenkritik

SEAWAY - Colour Blind

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 27.10.2015
Datum Review: 27.10.2015
Format: CD Digital

Tracklist

 

01. Slam
02. Best Mistake
03. Trick (So Sweet)
04. Freak
05. Still Weird
06. Stubborn Love
07. Big Deal
08. Airhead
09. Growing Stale
10. The Day That She Left
11. Turn Me Away
12. Goon

Band Mitglieder

 

Patrick Carleton
Andrew Eichinger
Ryan Locke
Adam Shoji
Ken Taylor

SEAWAY - Colour Blind

 

 

Wie die goldenen Blätter an den Bäumen spriesst auch quirliger Poppunk dieser Tage an neun von zehn Fleckchen Erde. Wer zu lange blinzelt, wird vom nimmersatten Release-Staubsauger Pure Noise gesignt, noch bevor sich die besten Freunde den Bandnamen merken können. Dass das nicht automatisch glattgeht, beweisen SEAWAY aus Toronto mit schwerem Herzen und leichtfüssigen Songs.
 
Für "Colour Blind" haben die Kanadier den Van in der Tourpause ausgefegt und die Krümel unter den Sitzbänken, die von Konzertreisen mit etwa MAN OVERBOARD oder aktuell KNUCKLE PUCK stammen, neu zusammengepuzzelt. Die Gitarren ergänzen sich artig, dazu pluckern Melodien zu Hooklines der Marke "Everything is cool, man", die gleich zu Beginn in "Slam" übel aufstossen lässt. SEAWAY spielen geradlinigen und keineswegs nervösen Punkrock mit viel zu ruhigem Puls. Das Ergebnis klingt trotz Schwung und lebendiger Produktion oft so nullachtfuffzehn zusammengeschraubt wie eine Schlafzimmergarnitur von Ikea aussieht. "Best Mistake" nervt nicht bloss inhaltlich, sondern klaut sich vom Intro bis zum Gangshout alle Partikel ungeniert zusammen. Eine Prise Spielerei von NEW FOUND GLORY, etwas Skatecore der Marke NECK DEEP. Allerdings fehlt es dem Nachfolger zur "All In My Head"-EP schlicht an Ideen oder zumindest spielerischem Durchsetzungsvermögen. "Freak" shakert sich von ergänzenden Gesängen der Marke SET YOUR GOALS in Richtung Stampf-Refrain, reisst aber ebenso wenig mit, wie das schmalzige "Still Weird". "I started singing when I understood that I was different from the boys and girls / when life was so simple and we banged our heads to the music on TV" lässt weder so richtig aufwachen noch zustimmen.
 
Auch die übrigen der zwölf Songs sind gleich gemustert, kurz angebunden und plätschern eher dahin, als zum Sonnenanbeten oder Rollbrett shredden anzuregen. "Airhead" stapft durch albernen Formatrock, hängt sich dazu mit Grundschullyrik auf und bremst sogar ein Album wie "Colour Blind" noch aus. SEAWAY bilden im Genrepool nicht unbedingt einen Unterdurchschnitt - nur klingt der neueste Output mit Stücken wie "Turn Me Away" oder "Big Deal" eher zweckmässig recycelt als robust und energisch vorgetragen. Im gegenwärtigen Fahrwasser der wieder aufgeflammten Szene kommen Patrick Carleton, Ken Taylor, Ryan Locke, Andrew Eichinger und Adam Shoji so nicht mit. Zur positiven Untermalung eines durchschnittlichen mitteleuropäischen Herbsttages bietet "Colour Blind" ausreichendes Kontrastprogramm. Neben den Ambitionen und der aktuellen Grundsatzmotivation unter dem Siegel Pure Noise aber verpufft bei SEAWAY bloss die Luft nach oben.

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.