Die Band für Semesterferien und frühlingshaftes Angrillen am See besteht auf einiges an Werten. Für den Nachfolger zu "Fly By Wire" fragt sie zuerst bei Chris Walla, dann in der Garage nebenan nach Rat. Die Auswertung ergibt elf (weiterhin) formschöne Indierocksongs zwischen Glitzer und Geröll.
SOMEONE STILL LOVES YOU BORIS YELTSIN sind auch auf ihrem fünften Album so überzeugend wie ihr Bandname. Zunächst groovt "Line On You" mit toller WEEZER-Referenz, dann schneiden funky Gitarren den Mix und sorgen dafür, dass "The High Country" genügend Platz nach hinten lässt. Wenn "Step Brother City" das eigene Intro so jugendlich und ungestüm mit "Woohoohoo"-Chören ausschüttet zum Beispiel, oder "Full Possession" die Slackergitarre auspackt. Bei der Band aus Missouri knackt und knarzt es so familiär und pausiert nur kurz, wenn "Madeline" puckernd den Kopf senken lässt. Von frühen KINGS OF LEON oder THE SHINS über die BEATLES geht die Reise durch "The High Country" vorbei an Dreampop-Landschaften ("What I Won") und verrauchter Tanzkneipe ("Goal Mind"). Dabei schaffen es SOMEONE STILL LOVES YOU BORIS YELTSIN, ihren organischen und keinesfalls übersättigten Sound niemals zu dünn klingen zu lassen. Die Gitarren sitzen ebenso wie der weiche Gesang von Phil Dickey stets in der Spur, die sich stark und stärker Richtung Pop biegt. Für "The High Country" schnappte sich die Band in Triobesetzung Produzent Beau Sorenson (Superchunk, Garbage) und mietete sich in Chris Wallas (ex-DEATH CAB FOR CUTIE) Studio in Seattle ein, in dem jüngst auch ROCKY VOTOLATOs "Hospital Handshake" zur Welt kam. Mindestens "Trevor Forever" und "Song Will" klingen wahrhaftig nach der windigen Grunge-Metropole, wenn auch bedachter und manchmal fast punkrockig. Der organische Anzähler zu Beginn des Openers sind genau wie die eröffnende Textzeile "We got so goddamn drunk, I felt ashamed the next morning" die Details, mit denen sich SOMEONE STILL LOVES YOU BORIS YELTSIN auf die Gewinnerseite der überfüllten Indierockarena boxen.