Plattenkritik

Scumbucket - Sarsaparilla

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Release Date: 16.04.2010
Datum Review: 12.04.2010

Scumbucket - Sarsaparilla

 

 

Wie kann man von einer Platte im Nachhinein enttäuscht werden? Zunächst war „Sarsaparilla“ für mich eine zwar gute, aber irgendwo auch etwas gewöhnliche Rock-Platte. Dann entdeckte ich ein Foto von Kurt Ebelhäuser im Booklet, und, ähm, Moment mal: Da singt Kurt? Ich wollte das Review ja eigentlich irgendwie mit einem Chris-Cornell-Vergleich eröffnen, aber jetzt muss es wohl meine Unstimmigkeit mit der Tatsache, dass ich von einem Kurt Ebelhäuser irgendwie mehr erwartet hätte, sein.

Aber doch: Das hört man, dass das Kurt ist. Vor allem die Gitarren tragen dieses spezielle, was man auch sonst von seiner Hauptband BLACKMAIL kennt – oder generell allem, woran er bislang so mitgewirkt hat. Apropos BLACKMAIL: SCUMBUCKET sind nicht bloß ein kleines Nebenprojekt für Herr Ebelhäuser, sondern viel mehr das, was für (den mittlerweile abgegangenen) BLACKMAIL-Sänger Aydo Abay wohl KEN war und spätestens jetzt ja wohl ist – und das nicht erst seit gestern. Ob SCUMBUCKET wohl mal auch BLACKMAIL verdrängen wird? Sicherlich fraglich, weil Aydos Abgang ja bedingt dadurch war, dass er in Sachen Songwriting nichts mehr zu sagen hatte. Und Kurt? Der ist Chef beider Bands. Was sicherlich auch gut so ist, oder sagen wir: Was in der Regel gut so ist.

Doch dürfte es trotzdem mal soweit kommen dass SCUMBUCKET Kurts Nummer 1 wird, so wäre es zumindest für mich schade. Der Produzent und Musiker, der zuletzt auch ULME und DIORAMIC seinen unverkennbaren Stempel aufgesetzt hat, liefert nämlich mit „Sarsaparilla“ zwar solide, aber eben nicht so gewohnt herausragende Kost. Und gerade beim mehrstimmigen, irgendwie stupide vorgetragenen (und nur durch Bläser einigermaßen geretteten) „Call Me Anyone“ fragt man sich: Kurt, musste das sein?

Aber eins nach dem anderem: „Sarsaparilla“ ist recht geradliniger Indie-Rock nach Bridge-Chorus-Bridge-Schema, welcher – was man durchaus positiv vermerken darf – vor allem Rifforientiert agiert. Generell sind es auch die Gitarren, die bei SCUMBUCKET den Unterscheid zu machen, und gerade Nummern wie „Staring At Open Skies“ und vor allem „Recoil“ bestechen durch ein Hauptriff, welches einen schlichtweg gefangen nimmt. Da weiß man dann auch wieder: Das ist Kurt; das ist dieser unverkennbare, rohe, ja individuelle Sound, für den man ihn liebt. Doch auch, wenn mir viele altgediente SCUMBUCKET-Fans, welche ja die Welt etwas anders als ich sehen und SCUMBUCKET den guten alten BLACKMAIL vorziehen, widersprechen werden: Mehr als ein „okay“ will dann bei den meisten Songs doch nicht über die Lippen gehen. Zudem erscheint mir das Klangkorsett dieses Mal etwas zu eng geschnürt, die Songs klammern sich (nicht immer, aber oft) zu sehr an gängige Strukturen. Wie gesagt: Gut, aber irgendwie auch etwas an den Möglichkeiten vorbei.

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed