Plattenkritik

Smoke Fairies - Through Low Light And Trees

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Release Date: 01.10.2010
Datum Review: 16.10.2010

Smoke Fairies - Through Low Light And Trees

 

 

Lasst uns doch mal kurz über Liebe und Romantik reden. Keine Angst, es dauert nicht zu lange. Schon bald können wir uns im Pit wieder die Fresse polieren und in diesem Zustand wunderbarster Katharsis verharren. Aber da muss jetzt mal eben ein kleiner Einschub her, denn es soll zumindest eine Albumlänge um die andere Seite der Medaille gehen. Genauer: Um SMOKE FAIRIES.

Die kommen mächtig unscheinbar als Duo daher und brauchen auf ihrem Debütalbum nicht die großen Gesten, nicht den wilden Bombast, sondern einfach nur elf fein-detaillierte Songs, um von den ganz großen Emotionen des Lebens zu erzählen. Das gerät dabei vor allem deshalb nicht kitschig, weil die beiden Damen haargenau und vermutlich aus schmerzhafter eigener Erfahrung wissen, was uns allen doch eh schon klar ist und womit wir uns daher nur allzu gut identifizieren können: die Liebe ist ein gewagtes und zuweilen niederschmetterndes Spiel, das doch viel zu ernst ist, um es nur als eben solches zu begreifen. Ein Spiel aus Licht, Schatten und all den Feinheiten dazwischen. Doch genug der Allgemeinplätze, hier soll es ja um ein besonderes Album gehen.

Was SMOKE FAIRIES auf diesem so gut gelingt, das ist der Spagat zwischen dem Zelebrieren und dem Dekonstruieren eines Gefühls. Wenn man nicht ohne, aber auch nicht mit einer Person sein kann, für die man tiefste Zuneigung empfindet. Intimer und doch reichlich instrumentierter Folk ist hierbei mit Sicherheit nicht das schlechteste Mittel der Wahl, wenn es um die Vermittlung geht. Was aber „Through Low Light And Trees“ wirklich funktionieren lässt, das ist die Kombination von zurückhaltender, aber einnehmender Musik und dem wahrhaftig betörenden Gesang, der sich über diese legt und dabei einfach so authentisch und ehrlich rüberkommt, dass man sich nichts anderes vorstellen kann, als dass hier große Themen genau so persönlich herunter gebrochen werden, dass sich jeder damit identifizieren kann.

„This is just a hotel room and we are only human. Because I’ve got something to proof and a reason to treat you like I love you.” heißt es da etwa in “Hotel Room” mit einer zarten Verbitterung, dass einem jedes Mal ein Schauern über den Rücken läuft, einfach weil das alles so ehrlich, so wahr und doch so entrückt ist, dass einen teilweise das Gefühl beschleicht, hier würde gerade ein David Lynch-Film vertont. Tendenziell allerdings mehr „The Elephant Man“ und weniger „Lost Highway“.

Wie bei Lynch ist es gerade das, was schwer in Worte zu fassen ist, was „Through Low Light And Trees“ auszeichnet und was diese Platte damit zwar ausgesprochen erfahrbar, aber schwer beschreibbar macht und woran auch ich mir hier etwas die Zähne ausbeiße. Aber das ist eben wie mit der Liebe: die muss man ja auch selber erleben, anstatt nur darüber zu reden. Risiken und Nebenwirkungen nicht bloß nicht ausgeschlossen sondern mit traumwandlerischer Sicherheit inklusive. Was dieses Album auf jeden Fall ist, das ist eine in jeder Hinsicht persönlich erfahrbare Platte, wie gemacht für den Herbst und den Winter und überhaupt alle Gelegenheiten, die einen dazu veranlassen, sich mal wieder in eine warme Decke einzurollen und entspannt wie mitgerissen in der eigenen Melancholie zu baden. Gerne auch zu zweit allein.

Tracklist:

1. “Summer Fades”
2. “Devil In My Mind”
3. “Hotel Room”
4. “Dragon”
5. “Erie Lackawanna”
6. “Strange Moon Rising”
7. “Morning Blues”
8. “Storm Song”
9. “Blue Skies Fall”
10. „Feeling Is Turning Blue”
11. “After The Rain”

Autor

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Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.