Plattenkritik

Snakes And Lions - Among Falling Stars and Rising Tides

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 13.09.2013
Datum Review: 07.10.2013

Snakes And Lions - Among Falling Stars and Rising Tides

 

 

SNAKES AND LIONS sind eine seit 2010 existierende Hardcore-Kapelle aus Wiesbaden. 2 veröffentlichte Releases (Demo 2010 und Untitled 2011) und mehreren Europa-Touren (2012 mit On the Edge of Forever, 2013 allein) lassen vermuten, dass man die hiesige Szene schon auf sich aufmerksam machen konnte. Eine Art kleiner „Durchbruch“, der zu größerer Bekanntheit führte, blieb bisjetzt aus – doch mit „Among Falling Stars and Rising Tides“ könnte sich das ändern. Oder zumindest den Weg dorthin ebnen.

„Stuck“ geht unvermittelt in die Vollen: Dynamisches Drumming, schnelle Riffs und dreckiges Geschrei preschen aus den Boxen. Hier und da lassen SNAKES AND LIONS durchblicken, dass sie auch Melodien schreiben können, bis dann nach etwas mehr als einer Minute das Tempo herausgenommen wird. Ab hier erinnert mich der Song beispielsweise an den langsamen, schleppenden Hardcore den Hopeless aus Australien einst gemacht haben, jedoch mit deutlich angepissteren Vocals. Gegen Ende des Songs werden dann auch die ersten größeren Gitarren-Momente eingestreut. Die melodische Ideenvielfalt der Band zieht sich von nun an wie ein roter Faden durch das Album.
Mit „Omega“ folgt eine etwas ruhigere und bedachtere Nummer, bei der SNAKES AND LIONS im langsamen Tempo verweilen – das können sie sehr gut, so bauen sie Atmosphäre auf und bringen gekonnt Akzente an allen Instrumenten ein. Das Stück geht dann direkt in „Delta“ über, wie die Namen vermuten lassen, sollen diese beiden Songs eine Einheit bilden. Auch „Delta“ ist einer der ruhigeren Songs, der sich langsam aufbaut und dann in einem gesprochenen und einprägsamen Endteil mündet, der ein Nicht-Hardcore-Publikum live wahrscheinlich zum mitklatschen bringen würde. Die instrumentelle Begleitung dieses Parts ist sehr ausdrucksvoll und mutet stark melancholisch an.
Ein weiterer Beweis dafür, dass sich SNAKES AND LIONS bezüglich ihrer Songstrukturen ungern wiederholen und stattdessen viel lieber ihre zahlreichen Ideen aus dem Sack lassen, ist „Running Away, Begging to Stay“ – auch dieser Song kommt erst nach einiger Zeit mit einem 2-Step-Part (2-steppen würde jedoch irgendwie nicht richtig zum musikalischen Gewand dieser Band passen) ins Rollen, worauf hin dann der Bass alleine den Song trägt und dann wieder treibendere, unverzerrte Gitarren-Melodien einleitet.
Dass „Sandskin“ schon vorab, sozusagen als Single-Download auf der Bandcamp-Seite angeboten wurde und es ein Video zu dem Song gibt, macht einfach nur Sinn. Der Track bietet nicht nur die einprägsamsten Zeilen der kompletten Platte, auch die Gitarren-Riffs sind das, was bei mir nach dem Hören von „Among Falling Stars and Rising Tides“ am meisten im Ohr geblieben ist.
„Scrimshaw“ erinnert mit abrupter und vertrackter Einleitung gleich an Touché Amoré, gesangstechnisch ist dies der fieseste der sieben Songs. Die gesamte Stimmung des Songs ist durchgehend düster gehalten und die Gangshouts „Everything will end!“ zelebrieren eben diese Stimmung in passender Weise.
Wenn ich einen schlechtesten Song der Platte wählen müsste, wäre es dann wahrscheinlich „Dark Halls and Attics“. Nicht, dass er wirklich schlecht wäre, aber nach 6 ziemlich starken Tracks bietet er außer einem rückgekoppelten Outro nicht mehr viel Neues. Mir missfallen sowohl der Übergang bei Sekunde 16 als auch das Gitarren-Riff bei 00:43 – der klingt ein wenig, als würde man sich absichtlich auf dem Griffbrett vergreifen.

Genug gehatet, unter dem Strich haben die Jungs von SNAKES AND LIONS hier vieles richtig und wenig falsch gemacht. Im Gesamten bekommt man schleppenden, mal düsteren, mal melancholischen Hardcore geboten, der eher zum mitnicken animiert, als zum moshen oder zum headbangen. Man hört, dass die Band die ein oder andere Deathwish-Band, allen voran Touché Amoré, wohl ganz gerne mal daheim anhört. Allerdings winken an vielen Ecken auch ältere Einflüsse aus der Screamo-Ecke (und bei dieser Referenz jetzt bitte nicht an Silverstein und Konsorten denken, sondern eher an die 90er).
Fest steht, dass die Musiker ihre Instrumente beherrschen und sehr versiert darauf spielen können. Nach einer fast 4jährigen Bandgeschichte haben SNAKES AND LIONS auf jeden Fall ihren eigenen, kohärenten Sound gefunden, der meiner Meinung nach leider etwas unter dem recht monotonen Gesang und dem kaum einprägsamen Lyrics leidet. Verglichen mit den beiden vorangegangen Outputs ist „Among Falling Stars and Rising Tides“ jedoch ein großer Schritt in die richtige Richtung. Daher 6,5 von 10 Sternen mit Tendenz zur 7.
Man kann es sich auf der bandcamp-Seite anhören (im Moment auch noch für 5€ downloaden), für Anfang 2014 ist dann ein Vinyl-Release geplant.


Tracklist:
1. Stuck
2. Omega
3. Delta
4. Running Away, Begging to Stay
5. Sandskin
6. Scrimshaw
7. Dark Halls and Attics

Autor

Bild Autor

Marcel

Autoren Bio

-