Plattenkritik

Static X - Cannibal

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 07.04.2007
Datum Review: 14.03.2007

Static X - Cannibal

 

 

Welch netter Zufall, dass ich gerade diese CD auf den Tisch bekomme. Letzens als ich noch ihre alte DVD zu dem 2003er Album ‚The Shadow Zone’ – ‚X-Posed’ ansah, stellte ich fest, wie schlecht diese Musik im Grunde gewesen war. Verwundert über meinen damaligen Musikgeschmack und es auf mein Alter rückführend, dachte ich darüber nach, was wohl in Zeiten des Metalcores und Emos wohl aus den alten Helden der NuMetal Bewegung geworden sei. Ein paar Tage später liegt nun die fünfte Scheibe des Quintetts aus Los Angeles vor mir und ich wundere mich, dass der Major Warner sie immer noch unter Vertrag hat. Ich war nun doch interessiert und was mir dann entgegenschlug, fand ich einfach nur großartig!

„Cannibal“ geht zurück zu den glamurösen Anfangstagen von ‚Wisconsin Death Trip’ nur noch härter, kompromissloser und direkter. Durch die Rückkehr des Gründungsmitglieds und ersten Gitarristen Koichi Fukuda und Tourdrummer Nick Oshiro (ex-Seether), sind nun auch die Samples wieder verstärkt von hoher Qualität und nicht mehr nur Playback Material, was songwriterische Simplizität verdecken und als Lückenfüller fungieren sollte. Vielmehr sind sie wie auf ‚WDT’ wichtiger Bestandteil der STATIC X Songs. Die erste Singleauskopplung heißt ‚No Submission’ und war bereits auf dem Soundtrack zu SAW III zu hören. In etwa so muss man sich das gesamte Album vorstellen – inklusive Fukuda´s ‚Slayer-Solos’!!!

Während andere ex-NuMetal Recken sich anderen Dingen und trendgerechter Musik zugewandt haben (Dez Ferara ex-Coal Chamber, jetzt Devil Driver, Corey Taylor von Slipknot und auch Stone Sour), blieben sich Sänger und Gitarrist Wayne Static und sein Weggefährte, Bassist Tony Campos, stets treu und auch auf „Cannibal“ knicken sie nicht ein und halten an ihren originären Wurzeln fest.

Gesanglich ist Wayne vom Pfade der Melodien wieder abgekommen und bewegt sich nun zwischen Lamb Of God, o.g. Dez Ferara, Snapcase und eben den STATIC X der alten Tage. Dazu die Solis und Industrialsamples und die bekannten Stakkatorythmen, die besonders ‚Reptile’ zu einem Hammersong machen. Effektive Simplizität, aber mit so viel Druck, dass man das ganze Album durchhören kann und sich an der trotzigen Brachialität dieser Band erfreuen kann. Nachdem ich nur ihr Debut wirklich gut hieß und den Rest nicht gerade begeisternd fand, aber weiß, dass sie live eine Impression eigener Gütekategorie sind, gefällt mir dieses Album sehr, sehr gut. Klassik, gepaart mit pervertierter Moderne und verhasster Vergangenheit, die an einen ausufernden Trend erinnert.

STATIC X tragen ein gewisses Erbe mit sich, ein Vermächtnis aus alten Tagen, welches sie zu einem Album weiterentwickelt haben, dass endlich Elektronik und Metal auf einer Ebene mit einander verschmelzen lässt, dass es ein Wohlklang in den Ohren ist. ‚Behemoth’ ist einer dieser ‚evil-disco’ Songs, der zum Tanzen und Headbangen gleichermaßen einlädt und sich im Mittelteil nicht scheut ein Gitarrensolo zu verwenden, welches fast schon progressiv ist. Je mehr ich von diesem Album höre, umso besser wird es. Klar, Schwachpunkte hat auch dieses Machwerk, denn es ist schier unmöglich 12 Songs basierend auf Dampfhammer Rythmen und Technobeats, vermischt mit Thrashanleihen alter Tage so interessant zu gestalten, dass man in ein musikalisches Delirium verfällt. Die Produktion hat diesmal Kid Rocks Tonmeister John Travis übernommen und man merkt dies auch. Ulrich Wild, der bislang alle Alben produzierte wurde diesmal dem Interesse neue Bindungen einzugehen hinten an gestellt und vielleicht war das auch genau das Richtige, denn „Cannibal“ klingt mehr nach Metal, als jemals zuvor und auch die Samples fügen sich nun in das Fundament und die Dichte perfekt ein.

Ich bin sehr überrascht von dieser Band, die ich bislang immer zu den unspektakuläreren Vertretern des NuMetal gehalten habe…auch wenn ich glaube, dass dieses Album in der Versenkung verschwinden könnte, eben weil es nicht trendgerecht ist. Ich hoffe das Beste für die Kalifornier, die mit „Cannibal“ zumindest in meinem Wohnzimmer eine Wiederauferstehung feiern!

Tracklist
1. Cannibal
2. No Submission
3. Behemoth
4. Chemical Logic
5. Destroyer
6. Forty Ways
7. Chroma-Matic
8. Cuts You Up
9. Reptile
10. Electric Pulse
11. Goat
12. Team Hate

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.