Plattenkritik

Straightaway - Democracy of Spreading Poverty

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Release Date: 01.01.2007
Datum Review: 07.12.2007

Straightaway - Democracy of Spreading Poverty

 

 

Kinders, waren das schöne Zeiten damals. Die T-Shirts wurden noch nicht in Youth-Large getragen und man hatte das Gefühl, dass der Kauf des Ernesto "Che" Guevara-Designs von RATM irgendetwas verändern könnte. Im Endeffekt reichte es höchstens für ein semi-provokantes Auftreten auf heißgeliebten Familienfeiern, auf denen der Satz "Junge, wann kaufst Du Dir endlich Hosen, die auch passen?!" gebetsmühlenartig von sämtlichen Familienangehörigen vorgetragen wurde. Fleißig wurden diese ganze Sampler wie "Cheap Shots", "Punk-O-Rama" oder jene von Fat Mikes Label mit irgendeiner Variation des Wörtchens "fat" im Titel gekauft und gehört. Man war zwar kein Stückchen "punkrock", konnte jedoch ganz passabel die Miniramp im Garten des besten Kumpels shredden. Melody-Core war damals der heiße Scheiß und ich muss zugeben, dass ich mir die alten Alben von LAG WAGON, SATANIC SURFERS, NO USE FOR A NAME, PULLEY und natürlich NOFX ab und zu immer noch gerne anhöre. Und zwar nicht (nur) wegen des Nostalgiefaktors.

STRAIGHTAWAY leben (zumindest) musikalisch ebenfalls noch in eingangs beschriebener Vergangenheit. 'Democracy of Spreading Poverty' punktet mit stimmig arrangierten kleinen Hymnen über den alltäglichen Wahnsinn (ja, man ist auch ein wenig politisch), das Schlagzeug galoppiert meist galant nach vorne und Gesangsharmonien-technisch haben sich die vier Franzosen ebenfalls mächtig ins Zeug gelegt. Neu oder gar innovativ ist auf dieser Platte nichts, in diesem Genre geht es jedoch mehr noch als in vielen anderen um gutes Songwriting. Und das stimmt auf 'Democracy of Spreading Poverty' einfach. Songs wie 'Never Surrender' und 'Thousands Miles Away' weisen in ihrer catchy Melodieführung gar eine leichte mid-western Emo-Kante auf. Die Texte wiederum könnten ebenso auch von PENNYWISE stammen. Texter Lotfi läuft offensichtlich mit offenen Augen und Ohren durch die Welt, geriert sich jedoch nicht als Weltverbesserer in spe, der DIE ultimative Patentlösung parat hat. Lässt man den ideologischen Überbau der vier Franzosen mal außen vor, bleibt unterm Strich eine gut arrangierte Melody-Core Scheibe, die nichts Neues bietet und trotzdem einfach gute Laune vermittelt. Meine Hosen passen übrigens immer noch nicht. Um nervigen Kommentaren entfernter Verwandter mit Schnauzbart zu entgehen habe ich mir eine recht pragmatische Lösung überlegt: ich gehe nicht mehr zu Familienfeiern. Na, wenn das mal nicht punkrock ist…

Tracklist:

01: Never Surrender
02: Had Your Chance
03: Democracy of Spreading Poverty
04: Another Way
05: Safe Illusions
06: Sick of This World
07: A Promise to Resist
08: Interlude
09: Stolen Days of Innocence
10: Unchanging Story
11: Thousands Miles Away
12: Funk da Place
13: Hopeless Fall
14: One Day Thought

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René

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