THE CHARM THE FURY, der Name der Band aus Amsterdam ist durchaus treffend gewählt. Sowohl Charme als auch Zorn werden nämlich vor allem durch die stimmliche Leistung von Frontfrau Caroline Westendorp verkörpert, die mit ihrem rauen Organ und ihren derben Shouts oft wie eine weibliche Version von Phil Anselmo klingt, aber stellenweise auch nicht zu verachtende gesangliche Qualitäten offenbart. Dazu fabriziert die Instrumentalfraktion ein solides Fundament aus modernem Metal; das Gitarrenduo Perdok/Slegtenhorst ist zwar um das ein oder andere fetzige Solo nicht verlegen, der musikalische Schwerpunkt liegt aber ganz klar auf möglichst dickem Groove. Namen wie PANTERA ("Down The Ropes", "Echoes"), HEAVEN SHALL BURN ("No End In Sight") oder späte neunziger MACHINE HEAD ("The Future Need Us Not", "The Hell In Me") gehen einem beim Hören durch den Kopf, doch obwohl die Holländer aus ihren Vorbildern keinen Hehl machen, so bewahren sie sich mit ihrem Gemisch aus Groove Metal, etwas Thrash, einer Prise Hardcore und einem Hauch New Metal dennoch einen bemerkenswert eigenständigen Sound.
Besonders aufhorchen lassen THE CHARM THE FURY immer dann, wenn sie ein Stück weit vom eingeschlagenen Pfad abweichen und von Caroline Westendorps eingangs erwähntem gesanglichen Talent Gebrauch machen. Beim atmosphärischen "Blood And Salt" setzt die Dame beispielsweise fast komplett auf hypnotischen Klargesang und bei "Echoes" überrascht sie zwischen aggressiven Shouts und fetten Riffs mit einem melodischen Refrain, der entfernt an Popstars wie RIHANNA erinnert. Solche Momente werden zum Glück nicht überstrapaziert und stets mit songdienlichem Bedacht eingesetzt, sodass keine Gefahr der Übersättigung entsteht und der Grundton stehts rau bleibt. Einzig mit "Silent War" verzettelt man sich trotz Frau Westendorps großartiger Gesangsleistung ein wenig. Zwar ist der Versuch der Band, sich vor den großen METALLICA-Balladen zu verbeugen, nicht direkt schlecht, im Gesamtkontext der Platte wirkt die Nummer aber etwas fehl am Platz. Bleiben noch die Lyrics zu erwähnen. Wie der Titel des Albums "The Sick, Dumb & Happy" schon suggeriert, befasst sich die Band recht ungeschönt mit gesellschaftskritischen Themen, dem desolaten Zustand unserer Welt und den unschönen Umgangsformen ihrer menschlichen Bewohner untereinander. Irgendwo muss die Wut ja herkommen.
Es mag vielleicht ein wenig an großen Momenten fehlen, trotzdem hauen THE CHARM THE FURY mit ihrem Zweitling ein fast durchweg sehr gutes Modern Metal Album raus, auf dem sie ihre Einflüsse nicht verleugnen und gerade deshalb äußerst sympathisch und bodenständig rüberkommen.