Plattenkritik

Ten Kens - For Posterity

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Info

Release Date: 30.08.2010
Datum Review: 04.09.2010

Ten Kens - For Posterity

 

 

Schreie, die ihre Arme um einen packen und einen das Leben aus dem Körper saugen – oder das Gift verpassen, mit dem es gerade erst beginnt. Gitarren, die treten, gegen Wände laufen, oder zumindest einen von einer Wand zur nächsten laufen lassen. Stimmen, als fände man sich aus einen nicht auszumachenden Grund in der Psychiatrie wieder – in Zwangsjacke gewickelt, oder irgendwo ran gebunden -, und die wie tausende Winde um den eigenen Kopf wie ein Karussell in höchster Geschwindigkeit rotieren. Tempo. Schweiß. Kotze. Tempo. Adrenalin. Ruhe – und irgendwie immer noch Lärm. Man möchte schreien – aber ich bevorzuge ja eher feiern.

„For Posterity“ könnte man wieder irgendwo in die SONIC-YOUTH-Ecke drängen, weil da ja ein Typ und ne Frau singen, weil es im Gitarrenspiel kleinere Parallelen gibt und weil die Marschrichtung generell NOISE!! heißt. Nur TEN KENS sind lauter. Brachialer. Punkiger. Manchmal auch irgendwo ruhig, aber ehrlich gesagt: Das ist eher die Ruhe – und so klingt das Ganze auch – wie man sie die letzten Sekunden vor dem Beginn eines Showdowns in einem Italo-Western kennt. Eine dunkle Wolke schwebt über „For Posterity“ – und sie bleibt, solange sich die Nadel nicht von der Platte hebt, und/oder bis alles im Raum so erschreckend still ist.

Ich habe mir die Platte nochmal angehört. Eigentlich war sie gar nicht so laut, eigentlich – gerade ab der zweiten Hälfte – wechseln TEN KENS eher in sowas, wo das Wort „verlassen“ schon viel besser passt. Da muss wohl die erste Hälfte laut genug gewesen sein um sie mich in der zweiten noch deutlich spüren lassen zu können. Und dann doch wieder: „Grassmaster“ – diese Schreie, diese Emotionen, als würde da gerade ECHT jemand sterben. Und wie gesagt, die dunkle Wolke bleibt. Und: Irgendein Parasit hat sich während der Spielzeit irgendwo in mich eingenistet, irgendwas da will mich nicht mehr loslassen, irgendwas hat da Spuren hinterlassen – und hallt nach. Selbst wenn es wieder so erschreckend, so erdrückend still ist. Nächste Runde.

Tracklist:

1. Johnny Ventura
2. Back to Benign
3. Insignificant Other
4. For Posterity
5. Screaming Viking
6. Summer Camp
7. Grassmaster
8. Hard Sell
9. Style Wars
10. Welfare Green
11. Yellow Peril
12. Can’t Not Be Dark

Autor

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Olivier H.

Autoren Bio

"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed