Plattenkritik

The Bronx - The Bronx (IV)

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Release Date: 01.02.2013
Datum Review: 04.02.2013

The Bronx - The Bronx (IV)

 

 

In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? Wo hört ein Job auf und fängt die unmenschliche Schikane an? Wie einfach lässt es sich vom Zeitungskiosk aus in Richtung Tod rauschen? Und inwiefern helfen Unmengen an mexikanischem Junkfood und Dosenbier beim Verdauen einer Metropole, die den Titel des vierten THE BRONX-Albums lieber zwischen Verschwörung und Verblendung abheften würde, als so ehrlich und gerade heraus zu sprechen wie Matt Caughthran.

So ist das nun mal im Leben: Es dauert nicht ewig. Die wenige Zeit, die Caughthran und seinem Gefolge aus Wahnsinnigen und Draufgängern bleibt nutzen THE BRONX bereits seit über zehn Jahren sinnvoll und leidenschaftlich. Mit Abklingen des Mariachi-Rausches scharrte „The Bronx (IV)“ bereits mit den Hufen – „Ribcage“ oder „Too Many Devils“ sind demnach im Stande Sombrero- und Trompetenkitsch im Alleingang dem Erdboden gleich zu machen. Beweisen muss die Band aus Los Angeles schon lange niemandem mehr, wie gut sich Vorschlaghammer oder Kreissäge unter künstlerischem Anspruch vertonen lassen.
Die Energie, die mit den ersten Sekunden und „The Unholy Hand“ auf den Hörer zufegt, kann weder von den peitschend gekeiften Vocals noch von der güterzugartigen Instrumentenbreitseite im Zaum gehalten werden. „Are You The Antichrist Or The Holy Ghost?“ steht als Refrainzeile zu Recht unbeantwortet im Raum bevor THE BRONX mit „Along For The Ride“ den vielleicht am skandinavischsten angefixten Teil ihres vierten LP-Trips bestreiten.

„The Bronx (IV)“ greift aus der Gosse nach den Sternen und ist ihnen so nah wie „Youth Wasted“ dem eigenen Einbetonieren als Hardcorepunk-Hymne des noch jungen Jahres. Die kilometerlangen Staus der heimischen Millionenmetropole, die Käsigkeit der vorherrschenden Hochglanzmentalität – ungefragt ausradiert von bulligen und rücksichtslosen Muskelformaten wie „Pilot Light“. Nicht weniger ehrlich und direkt funktionieren THE BRONX beim Besinnen und „lädiert-sein“: „Life Less Ordinary“ blutet leise - aber bitterernst und persönlich, „Torches“ spielt mit allen Fragmenten, die Sänger Caughthran allabendlich in die gelebte Selbstzerstörung treiben. Viele Momente der Platte rollen pausenlos voran - anstatt zu holpern oder zu grübeln. Ein Szenario, was die Kalifornier nicht die Bohne von ihrer Stil-Tafel abbringt, sondern nach Songs wie „Six Days A Week“, „Enemy Mind“ oder „Oceans Of Class“ und zu langer Wartezeit wieder darin herumbohrt, wo es wahrlich wehtut. Und wo es sich nicht besser anfühlen könnte, wenn jemand so erbarmungslos, barbarisch und mit ausgeschütteter Familienpackung „kickin´ and screamin´“ darin umherstochert.

Trackliste:

01. The Unholy Hand
02. Along For The Ride
03. Style Over Everything
04. Youth Wasted
05. Too Many Devils
06. Pilot Light
07. Torches
08. Under The Rabbit
09. Ribcage
10. Valley Heat
11. Life Less Ordinary
12. Last Relevation

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.