Plattenkritik

The Exploding Boy - Afterglow

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Release Date: 28.07.2009
Datum Review: 04.10.2009

The Exploding Boy - Afterglow

 

 

1979 veröffentlichten JOY DIVISION ihr sagenhaftes Debüt “Unknown Pleasures” – ein Prototyp der nicht mehr nur melancholischen, aber vor allem depressiven Rockmusik - und all dem, was noch folgen sollte. Zeitsprung: 14 Jahre später erschien 1993 inmitten des medialen, von Bands wie NIRVANA, ALICE IN CHAINS oder PEARL JAM dominierten Grunge-Hypes „Scenes From The Second Storey“ der unter all dem sehr untergegangenen und bis heute oft vergessenen THE GOD MACHINE. Vielleicht zum ersten Mal schaffte es eine Band, den wohl endlos großen Fußstapfen der glorreichen JOY DIVISION zu folgen, gleichzeitig aber auch eigenen Zeitgeist und Mut zum anderssein zu manifestieren. Gar nicht solange her: 2008 brachten HAVE A NICE LIFE mit „Deathconsciousness“ ein ja schier überambitioniertes Doppelalbum raus, welches den depressiven Sound in der Tradition der Alten, gepaart mit erneuten Mut zum Neuen, weiterführt. Gerademal ein Jahr später: THE EXPLODING BOY.

Möglicherweise überbewertete Mutmaßung, doch „Afterglow“ vereint, zitiert so krass stilistische Inhalte all dieser mehr oder weniger geschätzten Klassiker, dass man zunächst in Überlegung fällt, ob man nun wirklich THE EXPLODING BOY, oder doch einer der eben zitierten Bands im Player rotieren sieht. Fest steht: Der düstere, new-wavige bis post-punkige Sound der 80er bis 90er steht im Vordergrund, und sicherlich dürfen als weitere Referenz in diesem Genrepool THE CURE oder KILLING JOKE ebenso genannt werden. Soll heißen: Viele Synthies, rockige Gitarren, dominante Basslines und – selbstverständlich - stets ein Hauch von Melancholie. Manchmal mehr – beispielsweise in der so dezenten, wie verlassen wirkenden Art des Gitarrenspiels -, manchmal aber (oder oft) auch weniger, wie in eher straight nach vorne rockenden Nummern der Marke „Desperados“. Tut der Platte aber auch dank einprägsamen Melodien und Hooks nie wirklich weh; wenngleich bei all dem ab und an auch etwas Tiefgang und Substanz auf der Strecke bleibt, und man sich von diesem ab und an doch etwas mehr - einfach halt einen Schritt weiter zu gehen - wünscht.

Was „Afterglow“ recht stark macht, ist die Kombination aus recht offensichtlicher Eingängigkeit und Liebe zum Detail. So ist „Afterglow“ vor allem ein Album, welches auch nach Entwicklung schreit, jedoch auf der anderen Seite in seiner (nicht vorhandenen) Verschlossenheit nicht überfordert (inwiefern dies als positiv/negativ anzurechnen ist, ist wohl hier jedem selbst überlassen). Was dem Album hingegen etwas den Wind aus den Segeln nimmt ist der, ja doch fehlende Mut zur Eigenständigkeit, welcher die in der Einleitung erwähnten Alben/Bands so groß macht. So ist „Afterglow“ zwar eine recht einsame New-Wave-Perle im Dickicht aller modernen Veröffentlichungen, und eine doch gelungene Erinnerung und Bündelung Stärken längst verstrichener Tage, unterm Strich jedoch keine Ausnahmeleistung, wie sie von den Vorbildern vorgemacht wurde. Doch muss man sowas immer und von einer solchen Platte erwarten?


1. The Right Spot
2. 40 Days
3. London
4. Heart of Glass
5. See You
6. What You Want To
7. Intervention
8 .Desperados
9. Let The Right One In
10. Explodera Mig

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed