Plattenkritik

The Hirsch Effekt - Holon:Hiberno

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Release Date: 19.03.2010
Datum Review: 11.03.2010

The Hirsch Effekt - Holon:Hiberno

 

 

Nicht einmal ein Jahr ist es her, das THE HIRSCH EFFEKT ihre erste Show spielten. Mit ihrer Demo-CD im Gepäck folgte die erste Tour, inzwischen hat man ein erstes Album aufgenommen, was bei Midsummer ein alles andere als unbekanntes zu Hause gefunden hat, und packt vermutlich gerade die Sachen für die zweite Tour, welche pünktlich zum Release von "Holon:Hiberno" ansteht. Nicht minder beeindruckend wie dieses Tempo ist die Akribie, mit der die Band zu Werke geht, hier scheint jedes Detail geplant zu sein.

Die Demo schürte hohe Erwartungen, hochgelobt von Kritikern wie auch von Musikhörern. Musikalisch ein kruder Mix aus Indie, Post, Metal, Punk, Electro, Hardcore und Progressive? Oder doch etwas ganz anderes? Sie selbst betiteln ihre Musik, genau wie DIORAMIC, als Artcore. Im Endeffekt ist es ein eigenwilliger, doch nicht unmöglicher Spagat, den THE HIRSCH EFFEKT mit ihren Songs ausreizen, bis die ersten Nähte platzen. Auch auf ihrem Album "Holon:Hiberno" gehen die Hannoveraner bis an die Schmerzgrenze - und darüber hinaus. Wer Musik lieber passiv im Hintergrund hört hat keine Chance, die Eindrücke zu verarbeiten, die THE HIRSCH EFFEKT einem von links und rechts um die Ohren haut.

58 Minuten prasselt "Holon:Hiberno" auf dich ein. Technisch gesehen mögen es 18 Tracks auf der CD sein, und doch wirkte es wie ein einziges Stück, fast möchte man das große Wort Symphonie in den Mund nehmen. 58 Minuten, die dich fordern, die kompromisslos deine Aufmerksamkeit verlangen. THE HIRSCH EFFEKT fragen nicht, ob sie dich herausfordern dürfen, sie tun es einfach. Und kennen dabei keine Schubladen, auch Schränke oder gar Räume scheinen ihnen fremd zu sein. Ist das überhaupt noch ein Stilmix? Oder ist das hier schon etwas ganz eigenes? Ich behaupte, es ist letzteres, und dazu sage ich: "Holon:Hiberno" ist weit mehr als eine Herausforderung, es ist eine Offenbarung.

Wenn sich eine Band traut, so dissonant seinen Weg zu gehen, dich in Sicherheit zu wiegen und dann mit voller Intensität von hinten zu überfallen, dich Hand-in-Hand gehend zum Feind erklärt und dich dann zum schlafen ins Bett bringt, dann hast du selbst nach dem Kuss auf die Stirn keine Ruhe mehr. Auch wenn das Album längst schweigt bewegt es dich noch, fordert dich heraus. Nicht nur musikalisch weiß der Dreier zu überzeugen, auch die Texte werden dich beschäftigen. THE HIRSCH EFFEKT kritisieren nicht blind drauf los, sie hinterfragen dich, die Welt und auch sich selbst. Kann man ihnen dabei vorwerfen, das ihre Songs einzeln nicht so funktionieren wie als Gesamtkunstwerk? Das sie ein Stück ihrer Intensität einbüßen und wie einzelner Farbklecks auf einer weißen Leinwand wirken? Nein, den THE HIRSCH EFFEKT haben das große Gemälde im Sinn und die ganze Farbenpalette in der Hand.

"Holon:Hiberno" ist das Album, auf das du gewartet hast. Das sich nicht versteckt oder deine Vorlieben bedient, sondern seinen eigenen, neuen Weg geht. Du wirst es hassen. Oder lieben. Egal sein - das wird es dir nicht.


Tracklist

1. Epistel / Calmo
2. Epistel / Vigoroso
3. Nex
4. Intervallum: Pulsus
5. Zoetrop
6. Lentevelt
7. Intervallum: Cadentia
8. Laxamentum / Assorto
9. Laxamentum / Agitato
10. Laxamentum / Requiem
11. Intervallum: Motette
12. Vituperator
13. Intervallum: Litus
14. Hiberno
15. Arcanum
16. Epitaph / Meno
17. Epitaph / Lugubre
18. Epitaph / Maestoso

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Torsten H.

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