Plattenkritik

The John Doe Massacre - ...on the Raveness

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 01.01.2008
Datum Review: 21.02.2009

The John Doe Massacre - ...on the Raveness

 

 

Die Tatsache, dass einige Mitglieder des Sextetts noch nicht einmal Auto fahren dürfen (zumindest nicht ohne im Beisein eines Erziehungsberechtigten), lässt einen beim Hören von „...on the Raveness“ immer wieder dicke Backen machen. Die Buben aus NRW klingen unglaublich erwachsen. THE JOHN DOE MASSACRE ist wieder eine Band, die beweist, dass qualitativ hochwertiger Todesstahl mit modernen Einflüssen nicht zwingend aus Skandinavien oder aus den USA kommen muss, um brutal, frisch, innovativ und authentisch zu klingen.

Nörgler werden jetzt wieder auf die Barrikaden springen und motzen „Nicht schon wieder eine Deathcore Kapelle!“, aber mit THE JOHN DOE MASSACRE geht eine Band ins Rennen, denen ich gute Chancen auf das Besteigen des (deutschen) Metal Throns antizipiere. Mit ihren jungen Jahren metzeln TJDM jetzt schon auf einem derart hohen Niveau, dass man sie ohne Bedenken in einem Atemzug mit anderen „Wunderknaben“ nennen kann, wie die Amis von JOB FOR A COWBOY oder die Briten BRING ME THE HORIZON. Wenn die technische Niveaukurve sich in den nächsten Jahren noch weiter in die Vertikale entwickelt, dann gibt es kein Halten mehr.

Die Formation um die Shouter ... und ... beweist auf ihrer EP (und auch live), dass man auch ohne Breakdown in jedem Song jeden Pit in Schutt und Asche legen kann – davon wurde ich vor ein paar Wochen Augenzeuge. Die Songs werden live genauso punktiert und sauber aus den Amps gefeuert, wie auf Platte und sie ziehen dabei sogar noch das Tempo an.

Die drei Songs auf „...on the Raveness“ bieten eine bezeichnende Bandbreite an metallischen Einflüssen: Prog, Death, Grind, Math dazu eine Menge Blastbeats und eine Messerspitze Newschool HC – ergo: keine neue, aber eine bewährte Mischung.

Das Schlagzeug spielt den Hörer inklusive Sessel an die Wand und bildet zusammen mit komplexen Bassläufen ein bissiges Groovemonster, dass man bei „älteren“ Bands vermisst. Die Gitarristen spielen schnell, sind aber dennoch nicht nur auf Fingervirtuosität bedacht, sondern geben einzelnen Noten zusätzlich noch Raum zum Atmen. Komplex, aber nicht dergestalt, dass man den Wald vor (Riff)Bäumen nicht mehr sieht – hier kann sich jedes Instrument (songdienlich) frei entfalten und spricht für ein früh ausgereiftes semi-professionelles Musikverständnis. Hinzu kommen die beiden Gesangsstimmen, die einfach alle Wünsche bedienen (egal, ob nun eher konservativ eingestellt oder auf die Moderne fixiert): Abgrundtiefe Growls, infernalisches Gekreische, mid-range Shouting und natürlich „BreeBree“.

Fazit: Keine EP des Jahres, aber ein definitiver Geheimtipp. Diese Band wird eines Tages in der Lage sein, ein Album des Jahres zu schreiben – vielleicht schon ihr Debut, dass für 2009 angekündigt wurde. Reinhören, gern haben, Platte kaufen und Live angucken.

Tracklist
1. My Gorgeous...
2. ...Lady Carcass
3. Empress of Disgust
4. A Scenery Taken From the Grotesque

Autor

Bild Autor

Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.