Plattenkritik

The Kendolls - Jerking Class Era

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Release Date: 29.04.1986
Datum Review: 27.08.2011

The Kendolls - Jerking Class Era

 

 

Holla die Waldfee, das kann ja heiter werden. Sänger mit zuviel Lippenstift im Gesicht, Tiermaske auf dem Cover und als Albumtitel einen mitten aus der Adoleszenz gegriffener pubertärer Spass - Jerking Class Era.

Seltsam nur, dass der Rest dann doch zu überzeugen weiß. Punk-Pop, Pop-Punk, aggressive Gitarren, aggressiver Gesang, melodieverliebte Refrains, Uhs und Ohs, knappe Schreieinlagen und Reminiszenzen hinter jeder zweiten Ecke. The Kendolls machen es sich nicht einfach, was dem Hörer durchaus zugute kommt.

'Pepperoni Pilgrim' hat, neben einem schon zu poppigem Refrain, in den Strophen gesangliche Anleihen von den ganz frühen Beastie Boys und orientiert sich unwesentlich später an jüngerem Indierock. 'Re-Pulse' bringt den Funk der Red Hot Chili Peppers ins Spiel, um im Refrain leider in altbewährte Songstrukturen zu fallen, inklusive verschmocktem Gitarrensolo. Mit verquertem Rockabilly-Sound und Frauenchor versuchen es die Schweden dann in 'No One Likes Me, Why?' und gewinnen auf ganzer Linie.

Post-Hardcore und Stonerrock folgen auf dem Fuße und eine gewisse Konstanz scheint vollends verloren. Ware das eben auch noch Mother Tongue? Soviele Bandnamen, zuviele Musikstile und doch schafft es eine durchweg drückende und volle Produktion das Album davor zu bewahren in seine Einzelteile zu zerfallen.
Somit stellt sich nicht mal Verwunderung ein, als in der Verschnaufspause 'On All Four' spanische Gitarren durchschimmern.

The Kendolls schaffen durch ausgeklügelte Songs häufig aus den bekannten und langweiligen Schemata auszubrechen und sich die Stile etlicher Vorbilder einzuverleiben. Jerking Class Era ist letztendlich, trotz unsäglichem Titels, eine fast durchweg feine Angelegenheit mit der ein oder anderen Überraschung.

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Kilian

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