Plattenkritik

The Mount Fuji Doomjazz Corporation - Anthropomorphic

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Info

Release Date: 04.02.2011
Datum Review: 01.02.2011

The Mount Fuji Doomjazz Corporation - Anthropomorphic

 

 

„Dieses Album muss am Stück gehört werden. Erst dann entfaltet es seine eigentliche Wirkung.“ - eine Aussage, die oft getroffen wird und in den seltensten Fällen wirklich zu hundert Prozent zutrifft. Was aber tun, wenn ein Album nur aus einem Song besteht, der die Grenze zu den 60 Minuten nur knapp um eine Sekunde verfehlt? Dann nämlich erhält diese Aussage eine völlig neue Bedeutung, denn jetzt wird aus dem „muss“ ein Zwang, dem man sich beugen kann oder es von vorne herein gleich bleiben lässt. Schon jetzt werden sich die Geister scheiden.

Das werden sie natürlich auch im musikalischen Sinne. THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION haben es sich nicht zur Aufgabe gemacht, jedem zu gefallen. Das überlassen sie anderen. Dafür ist ihre Musik auch nicht zweckdienlich genug. Gleichzeitig muss auch die Frage erlaubt sein, ob das überhaupt noch Musik ist, was hier geschieht oder ob man sich doch eher in tieferen künstlerischen Sphären bewegt. „Anthropomorphic“ wird für viele die fleischgewordene und vertonte Langeweile sein, andere wiederum werden es als „ohrales“ Gottesgeschenk empfinden. Beide Seiten gilt es zu verstehen, denn beide werden mehr als verständliche Argumente in die Runde werfen. Vordergründig passiert in der folgenden Stunde nämlich nicht viel. Als pure Improvisation, eine verquere Jamsession könnte man es bezeichnen. Ein ambientes Geflicker ohne Sinn und Verstand. Zusammenhänge kaum erkennbar. Melodien? Wer braucht schon Melodien, wenn man sie auch einfach nur mal kurz andeuten kann. Der Rest bleibt dem Hörer überlassen. Und genau hier liegt der Hund begraben. Für viele dient Musik als Hintergrundbeschallung, ohne den Zwang, sich zu konzentrieren. Abschalten und genießen. Das Kopfkino einfach mal geschlossen lassen. Sich dabei noch großartig zu konzentrieren und der Musik die absolute Aufmerksamkeit zu schenken ist in solch einem Fall dann zu viel verlangt.

Andere hingegen werden sie erkennen, diese Haken, die THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION während der folgenden 60 Minuten schlagen. Die Ideen in sich aufsaugen und eine Sucht entwickeln, die weitaus mehr Potential hat, als der erste Schuss Heroin, den man sich voller Respekt in die Vene schießt. Der Ansporn, herauszufinden, was als nächstes passiert, erweist sich als spannender und nervenaufreibender Thriller, der einen ein ums andere Mal den Schweiß auf die Stirn und die Handflächen treibt. Und dann auf einmal sind sie da, die Melodien in diesem überlangen und vertrackten mit düsterstem Jazz angehauchten Stück. Die anfangs spärliche Instrumentierung entwickelt sich in eine kompositorische Glanzleistung, die einen immer weiter herab zieht. Man will das so. Man braucht das jetzt einfach. Kopfkino an! Schwarz und weiß. Farben sind hier fehl am Platze. Es gruselt. Die Gänsehaut lässt die Haare am gesamten Körper tanzen. Konstant und immer wieder. Zeitweilen ist es ein Kampf, die Atmosphäre scheint zu erdrücken. Immer wieder gibt es aber auflockernde Passagen, die einen aufatmen lassen, welche aber dann oftmals wieder von absolute Störgeräuschen und Dissonanzen begraben werden, bis man sich schließlich freiwillig, zum Sterben bereit, einfach daneben legt und auf ein Ende wartet.

Zwei Seiten der Medaille also, eigentlich wie immer und doch waren beide Seiten nie so verständlich bzw. nachvollziehbar. Wie eingangs erwähnt: Ein Album, welches die Geister scheiden wird und so macht sich am Besten jeder selbst sein ganz eigenes Bild vom Schaffen der MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION, welche übrigens größtenteils auch unter dem Namen KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE unterwegs ist (dazu an anderer Stelle mehr). Mehr, als dabei viel Spaß zu wünschen, bleibt dem doch sehr angetanen Rezensenten in diesem speziellen Fall auch nicht übrig.

Tracklist:

01. Anthropomorphic

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Alex G.

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rien.