Plattenkritik

The Sword - Warp Riders

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 27.08.2010
Datum Review: 25.08.2010

The Sword - Warp Riders

 

 

Hipster-Metal? ZEIT-Online Hard Rock? Weltraumschrott-Retrogegniedel? THE SWORD klopfen sich die letzten Reste Doom von den Schultern, stellen ihre Beine so weit auseinander, dass der urbane Indiehörer sie so gerade noch halbironisch cool finden darf und schaffen ein konzises Album, das einen dazu bringt alte METALLICA und BLACK SABBATH Platten aus dem Schrank zu kramen. Ein unendlicher Spaß. Für alle Beteiligten.

Die Kirche und das Retro-Dorf: muss man THE SWORD eigentlich zwangsläufig gut finden, nur weil sie eben irgendwann zu richtigen Zeit am gänzlich richtigen Ort waren? Der Ort hieß damals Doom, die Gemeinde Stoner. Der gemeinsame Nenner schlichtweg Metal. Im Handumdrehen waren diese Kunststudenten-Typen, denen manch einer fälschlicherweise ironische Brechung unterstellte, eine Band der Stunde. Außerweltliche Fantasytexte, Sex mit Hexen und halbseidene Drachentöterromantik, die auf einmal auch Menschen gefiel, die einen Volontär-Job auf dem Melt! einer Wacken-Freikarte vorziehen würden. Die Riffs immer schön grundiert, lang gezogen und (um im Metalsprech zu bleiben:) nackenmuskelstrapazierend. Der Gesang wie von einem noch lange nicht vorm finalen Durchdrehen stehenden Ozzy Osbourne, aber trotzdem irgendwie gut. THE SWORD kamen mit dieser Mischung nicht nur bei einem Metal-Publikum an.

Nun sind die Texaner also im Weltraum gelandet. Genau dort befinden sich momentan bekanntermaßen auch IRON MAIDEN. Das allerdings ist eine andere Geschichte. THE SWORD nutzen ihren Weltraum-Eskapismus-Quatsch (das Artwork allerdings ist wirklich toll) nämlich als Überbau für einen Parforceritt durch Landschaften knochentrockener, epischer und zu gleichen Teilen an alten METALLICA (Thrash!!!), noch älteren BLACK SABBATH und bartbewachsenen ZZ-TOP respektive CORROSION OF CONFORMITY geschulten Riffs. Matt Bayles hat diese Retrodusche so zurückhaltend und transparent aufgenommen, wie es eben sein muss, um den galoppierenden Gitarren genügend Platz zum Atmen zu lassen. Denn die, also die Gitarren, sind in dieser Weltraum-Mär definitiv die wichtigsten Protagonisten. In unzähligen Instrumentalpassagen dürfen sie reiten, gniedeln, staubtrocken riffrocken, gedoppelt galoppieren, als hätte es so etwas wie die postmoderne Zurückhaltung jenes Instruments nie wirklich gegeben. 'Acheron/Unearthing the Orb' (whuat?!), geriert sich dann direkt mal als instrumentale Old School Thrash Fingerübung, die ein recht genau konturiertes Bild davon zeichnet, was hier in den nächsten knapp fünfzig Minuten so alles passiert. 'Tres Brujas' ist nur vordergründig ein stoischer Riff-Rocker, der THE SWORDs Liebe zu schnörkellosem Hardrock unterfüttert. 'Arrows In The Dark', saugt den Hörer ein mit Trommelwirbel, bedeutungsschwerem Windrauschen, und mächtig Ozzy-Hall auf der Stimme. Gitarren wie unendliche Weiten, immer mit viel Fingerspitzengefühl. '(The Night The Cried) Tears Of Fire' krazt an METALLICAS 'For Whom The Bell Tolls'-Pathos. Und macht das mit verführerischem Groove, J.D. Cronise’s unaufgeregtem Gesang und klassischen Soloeskapaden mehr als formidabel. Alten Adepten des mäandernden Doom Sounds der hippen Texaner dürfte auf "Warp Riders" die nötige Schwere fehlen, wieder andere könnten (nicht zu Unrecht) einige Endlospassagen kritisieren, die nicht immer die verspielte Tremolo-Brillanz von 'The Chronomancer II: Nemesis' erreichen. Ihren Job als ausgereifte, verspielte sowie herrlich anachronistische Hard Rock/Metal-Platte erfüllt "Warp Riders" jedoch mit Leichtigkeit.7,5

Tracklist:

01: Acheron/Unearthing the Orb
02: Tres Brujas
03: Arrows In The Dark
04: The Cronomancer I: Hubris
05: Lawless Lands
06: Astraea’s Dream
07: The Warp Riders
08: Night City
09: The Chronomancer II: Nemesis
10: (The Night The Cried) Tears Of Fire

Autor

Bild Autor

René

Autoren Bio

There is plenty to criticize.