Plattenkritik

The Used - Vulnerable

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Release Date: 30.03.2012
Datum Review: 05.04.2012

The Used - Vulnerable

 

 

Wem kann man eigentlich vorwerfen, sie hätten zur Erzeugung des (new) Emo beigetragen? Also nicht der alte Emo mit GET UP KIDS, SUNNY DAY REAL ESTATE und Konsorten, sondern dieser Plastikemo? THE USED kann man da sicherlich dazuzählen. Der Grad der Härte zu Beginn ihrer Karriere mag streitbar sein, aber irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, REFUSED hätten sich mal ordentlich in Watte gepackt. Im Laufe der Jahre ist die Bricolage zum Markenzeichen der Band geworden und erhält ihre erneute Bestätigung mit der vorliegenden neuen und siebenten Platte. Echte Emos eben. Verweichlichtes Metaldrumkit, verweichlichte Elektrobeats und Sprechgesang und immer hart an der Grenze, so dass es gerade nicht Kuschelrocktauglich ist.

Doch nun zum Aktualitätsbezug: "Vulnerable" also. Was mit "Hands And Faces" und dem damit verbundenen häufigen Tempiwechsel noch relativ erfrischend klingt, wird bei "Put Me On" jäh ausgelöscht. Das könnten auch schwächelnde COHEED & CAMBRIA sein. Dabei laufen THE USED über vor Selbstmitleid, welches sie vergleichen mit dem Gefühl einer ausgedrückten Zigarette. Herzlichen Glückwunsch! Um weiterzumachen mit den einzelnen Elementen der Bricolage landen wir beim dritten Song und fühlen uns an PANIC! AT THE DISCO erinnert. Okay, diese Elektrodinger hatten REFUSED auch schon, allerdings kamen die nicht so flach und lasch, wie ein Frisbee von einem Dreijährigen. "Now That You´re Dead" könnte Moshqualitäten haben, ist im Gesamtkontext allerdings leider zu weich gebettet.

Sicherlich sind einige dieser Songs durchaus tauglich, auf einem Konzert die gute Stimmung und jede Menge Singalongs zu sichern. Die Textstruktur ist dazu so vorhersehbar und simpel, dass Mitsingen und Verständnis auch nach 3 Jahren Englischunterricht schaffbar sein dürfte. Das Tanzbein bleibt schwingbar, doch irgendwie bleibt der fade Beigeschmack, dass es zu mehr nicht taugt. Hat ein bisschen was von Karneval: macht Spaß, braucht vielleicht nicht zwangsläufig Tiefgang. Oder war das Volksmusik? "Moving On" läd zum Mitklatschen ein. Eben so eine Lala- Platte. Kurze Halbwertszeit. Kann man hören, muss man aber nicht. Möchte man den Begriff der Bricolage im Zusammenhang mit der Emoszene verstehen, ist man aber mit "Vulnerable" bestens beraten.

Trackliste:

01. Hands And Faces
02. Put Me On
03. Shine
04. Now That You´re Dead
05. Give Me Love
06. Moving On
07. Getting Over You
08. Kiss It Goodbye
09. Hurt No One
10. Together Burning Bright
11. I Come Alive
12. This Fire

Autor

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de