Plattenkritik

The Very End - Mercy & Misery

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Release Date: 14.01.2011
Datum Review: 06.01.2011

The Very End - Mercy & Misery

 

 

Ein neues Jahr hat begonnen und gleich zu Beginn stellen sich folgende Fragen: 1. Welche Band? 2. die Latte wie hoch legen wird? Die klaren Antworten darauf lauten: zu 1. THE VERY END mit „Mercy & Misery“ und zu 2.: sehr hoch!

Bereits zu Demo-Zeiten (auch ”Soundcheck For Your Funeral” zierte der Boxensarg mit Engelsflügeln) konnte der Band eine rosige Zukunft prognostiziert werden, ihr erstes Album „Vs. Life“ (2008) war dann auch keinesfalls eine Enttäuschung, ging jedoch ein wenig in der Metalwelt unter. Das kann und muss sich mit „Mercy & Misery“ nun ändern, denn das zweite Werk des Ruhrpott-Fünfers um Ausnahmesänger Björn Goosses (vielleicht einigen als Fronter von NIGHT IN GALES ein Begriff) strotzt vor Aggressivität, hat Wiedererkennungswert und reiht Hit an Hit.

Dabei machen THE VERY END nichts Neues, denn auch sie bauen ihre Songs um Refrains auf und lassen stimmlich Gut gegen Böse antreten, was nichts anderes bedeutet, als das sie Shouts gegen Klargesang stellen. Das Letzteres durch einen Frontmann gemacht wird, der beides perfekt beherrscht und somit als großes Plus der Band bezeichnet werden muss, zeigt eine große Stärke. Eine andere ist das Gespür für homogenes, auf den Punkt kommendes und niemals abgelutscht oder aufgesetzt wirkendes Songwriting, dass gestandene Musiker erkennen lässt, die ihre Sporen bereits mehr als verdient haben. Technisch ein Ohrenschmaus werden die Tracks meistens um die 3:30 Minuten gelenkt, so dass hier bei 13. Abschnitten keine Verschnaufpause garantiert wird. „Mercy & Misery“ pendelt im Modern Metal, der sowohl Thrash als auch Melodic Death verliebt ist, tempomäßig tonnenschwer hin und her, kann mal im Midtempo doomen, kann aber auch bis hin zu Blast an Fahrt und Vehemenz zulegen. Mittlerweile hat sich auch ein Südstaaten Groove auf THE VERY END gelegt, der die bisherige, sehr schwedisch geprägte Richtung, in etwas neue, klasse aufbereitete Bahnen steuert. Produzentenass Waldemar Sorychta (als Musiker selbst aktiv u. a. bei ENEMY OF THE SUN, DESPAIR und GRIP INC.) zimmerte den Jungs einen adäquaten Sound, der vor allem im Gitarrenbereich Spuren hinterlässt und druckvoll Zeit zum Nachvollziehen lässt.

Der größte Unterschied zum Debüt ist aber neben der weiter ausgebauten Feilung am eigenen Bandsound die hohe Anzahl an Hits; so entfalten das mit einem grandiosen Chorus versehene „The Leper“, das gnadenlos rockende und gleichzeitig kräftig intensive „Rat Nation“ (hieran sollte sich der Melodic Death Metal Nachwuchs und auch etablierte Acts mal ein Scheibchen geniales Songwriting abschneiden!!!) oder das in leicht progressive Sphären abdriftende und mit einem aufbegehrenden Soli ausgestattete „A Hole In The Sun“ Langzeitwirkung und letztendlich Suchtgefahr.

Nach der letzten UNDERTOW haben THE VERY END das Zeug zum international anerkannten Metal-Act „Made In Germany“. Wenn das scheitern sollte, dann kann überall die Schuld dafür gesucht werden, nur nicht im qualitativ herausragenden Material von „Mercy & Misery“. Denn: Bis auf das durchschnittliche (und z. B. von EVERGREEN TERRACE weitaus besser interpretierte "Maniac" Cover ist dieses Album schlicht G R O ß artig!

Tracklist:
01. Memento
02. Ball And Chain
03. The Leper
04. Rat Nation
05. Dead Is The New Alive
06. Letters To The Living
07. A Hole In The Sun
08. For All Things Undone
09. Vultures
10. Immigrant Song (LED ZEPPELIN cover)
11. Three Zero Nine
12. Blacklisted
13. Maniac (Michael Sembello cover)

Autor

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Clement

Autoren Bio

Ich fühle mich zu alt