Plattenkritik

This Is Hell - Warbirds

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Release Date: 18.08.2009
Datum Review: 01.09.2009

This Is Hell - Warbirds

 

 

Wie auch “Emo” ist die Genre-Klassifizierung “Modern Hardcore” aufgrund der enormen Anzahl wenig authentisch wirkender Bands beinahe zu einem Schimpfwort mutiert. Zwar gehören auch THIS IS HELL nicht wirklich zu den Begründern dieser Spielart, dennoch haben ihre beiden Alben (ganz besonders das furiose “Sundowning”) das Genre ein Stück weit mitgeprägt. Und insofern ist es auch nur gerecht, dass die Band um den ehemaligen SCRAPS AND HEART ATTACKS Sänger Travis Reilly mittlerweile zu den erfolgreichsten Hardcore-Bands überhaupt zählt.

Spätestens mit “Warbirds” etablieren sich THIS IS HELL entgültig als eine ganz feste Größe, auf die qualitativ ganz einfach Verlass ist. Und anders als viele der Genre-Mitläufer wirkt die Band dabei zu keiner Zeit aufgesetzt. Gut so, denn so langsam kann ich keine frühzwanziger mehr ertragen, die den ganzen Tag Party machen, aber abends auf der Bühne geradezu unverschämt über die große Verzweiflung schwadronieren. MODERN LIFE IS WAR würden sich in ihrem musikalischen Grabe umdrehen.

Zwar geht es auch bei THIS IS HELL nicht ganz ohne Verzweiflung, doch wird diese bei ihnen in erster Linie in blanke Wut kanalisiert. Musikalisch bevorzugte der Fünfer aus Long Island schon immer die etwas straightere Variante, sprich, mehr angepisste AMERICAN NIGHTMARE/GIVE UP THE GHOST, als epische MODERN LIFE IS WAR. Auf “Warbirds” klingt die Band traditioneller denn je und so wundert es auch nicht weiter, dass man sich stellenweise gar an die guten alten SICK OF IT ALL erinnert fühlt - und das nicht nur, weil das kratzig-kraftvolle Organ von Travis Reilly der Stimme von Lou Koller immer ähnlicher wird. Während der Opener “The Search” lediglich für ein trashiges Gitarren-Solo das traditionelle Terrain verlässt, prescht der nachfolgende Titel-Song gänzlich puristisch aus den Boxen. Einzig “Worship Syndrome” setzt mehr auf Hymnenhaftigkeit und glänzt mit hochmelodischen Gitarren und einem einladenden Sing-A-Long Part am Ende. Mit der Cover-Version des WARZONE Überhits “Crazy But Not Insane” beweisen THIS IS HELL zudem nicht nur verdammt guten Geschmack, sondern zeigen (wie schon bei den ersten beiden Tracks auf “Warbirds”) wie gut ihnen klassischer Hardcore zu Gesicht steht. Und wenn eine Band schon einen Hardcore-Evergreen covert, dann darf sie von mir aus auch gerne artsy-fartsy mäßig eine alte Stadion Pop-Band huldigen. Und zugegebener Weise ist THIS IS HELL’s abschließende Version des INXS Klassikers “Never Tear Us Apart” sogar ausgesprochen gelungen. Nicht zuletzt dank der kraftvollen Jim Siegel Produktion ein tolles Release!

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Sascha

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http://www.shocksmusic.bandcamp.com