Plattenkritik

Thursday - No Devolución

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Release Date: 11.04.2011
Datum Review: 20.04.2011

Thursday - No Devolución

 

 

Über die Jahre haben sich die Mannen von THURSDAY zu einer echten Größe im Musikgeschäft gemausert und sich mit jedem neuen Release ein Stück weit weiterentwickelt. So entstanden wahre Meisterwerke wie „War All The Time“ oder „Full Collapse“, die auf ewig einen Platz in meinem Plattenschrank finden werden.
Nun schreiben wir jedoch das Jahr 2011 und die Band legt ihr neustes Werk vor. Auch bei diesem Album, welches den Namen „No Devolución“ trägt, hat man diese Entwicklung fortgeführt. Jedoch was den Hörer hier erwartet, ist mit nichts zu vergleichen, was die Jungs zuvor gemacht haben. THURSDAY erfinden sich auf diesem Werk, welches schon jetzt als Anwärter für ein Meisterwerk gehandelt werden kann, nicht von Grund auf neu, aber ihre Wandlung ist enorm. Extreme Ausbrüche im Gesang oder harte und schnelle Instrumentalparts wie man sie auf den vorherigen Releases findet, wird man hier vergebens suchen. Dafür bewegt man sich nun in einer viel progressiveren Richtung, die vor allem auf Emotionen und Ruhe setzt. So sind ihre Songs geprägt von tief emotionalem Gesang voller Melancholie, Ruhe, Verzweiflung und Hoffnung zugleich. Die Instrumente werden hier sehr zurückgenommen und wirken unterstützend auf den Gesang ein, der hier klar im Mittelpunkt steht. Vermehrt wird nun auch auf Keyboardklänge gesetzt, die die sphärische und ruhige Stimmung unterstützen. THURSDAY erzeugen so eine Atmosphäre die den Hörer voll in sich aufnimmt und ihn in Gedanken versunken zurück lässt.
Obwohl ich schon immer ein Fan von Geoff Rickly's Stimme war, macht sich auch hier eine deutliche Verbesserung dieser deutlich, was sehr förderlich ist für so ein ruhiges Album, bei dem es hauptsächlich um den Gesang geht. Dies hört sich jetzt alles nach einer ziemlich öden Platte an ohne viel Abwechslung, doch genau das Gegenteil ist hier der Fall, denn das Songwriting ist hier sehr vielfältig und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Besonders hervor gestochen haben dabei für mich Songs wie „No Answers“, „Magnets Caught In A Metal Heart“ und „Empty Glass“, doch wird hier jeder seine eigenen Favoriten finden.
„No Devolución“ grenzt sich enorm von allem ab, was THURSDAY zuvor ausgemacht hat. Dies war ein riskantes Experiment, das bei vielen Bands bestimmt schief gegangen wäre, doch nicht bei einer Band wie THURSDAY. Sie treffen einfach immer den Nerv der Zeit und können so auch mit ihrem neusten Werk absolut begeistern.

by Wencke

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„And I Don´t Want To Talk About The Old Days“ beschwört es Geoff Rickly im passender Weise „Stay True“ betitelten, letzten Epos auf „No Devolución“. Recht hat er. Die Diskographie THURSDAYs nochmals von hinten aufzurollen, um dann das neue Release engstirnig und verkrampft auszubotten – kein Bedarf.

Klar bringen die prägnanten Herren aus New Jersey auch mit ihrem frischesten Release Licht ins Dunkel der Veränderung, der Entwicklung und der Erfahrungen, die THURSDAY über die letzten 13 Jahre sammeln durften. Nach „Common Existence“ mit all seinen Fragezeichen und Vorwürfen eröffnet „Fast To The End“ sehr postrockend direkt und definiert. Das Soundbild der Produktion von Dave Fridmann ist tief, das Klangspektrum mit den Jahren (und den Releases) sehr viel breiter geworden. Ricklys Stimme kämpft und leidet in sphärischen Songs wie „No Answers“ oder „Open Quotes“. Nur mit wenigen Momenten in „Sparks Against The Sun“ oder „Turnpike Divides“ erinnern THURSDAY an die alten Tage. Dennoch: Die Entwicklung der Band zeigt die grobe Richtung auf, die eingeschlagen werden kann. Schreigesang ist ein Ausnahmezustand auf „No Devolución“. Auch fährt Tom Keeleys Gitarre selten ein Brett, die 12 Songs wirken von Kopf bis Fuß atmosphärisch, gefühlvoll und zielgenau.

Mit flachem Drumsound und einem beinahe zu elektronisch zerrenden Bass setzen THURSDAY ihre Reise fort. In Jerseys dunklen Kellern fühlen sich Rickly und Co. längst nicht mehr zu Hause. Ausflüge wie „Empty Glass“ oder eben das fast achtminütige „Stay True“ als finales Relikt erklären das erweiterte Ziel des Trips, der sicher nicht auf blauen Dunst oder aus dem Stehgreif seinen Weg verfolgt. Mögen den Mannen sämtliche Steine aus dem Weg geräumt werden, denn egal ob THURSDAY, Thrice oder The Cure draufsteht – „No Devolución“ ist ein brilliantes Stück Musik mit Herz, Schweiß und Seele.

by Moppi

Tracklist:
01. Fast To The End
02. No Answers
03. A Darker Forest
04. Spatks Against The Sun
05. Open Quotes
06. Past And Future Ruins
07. Magnets Caught In A Metal Heart
08. Empty Glass
09. A Gun In The First Act
10. Millimeter
11. Turnpike Divides
12. Stay True

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.