Plattenkritik

Times Of Grace - The Hymn Of A Broken Man

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 14.01.2011
Datum Review: 13.01.2011

Times Of Grace - The Hymn Of A Broken Man

 

 

Da an Jesse und „Alive…“ eh keiner rankommt und Howard sowieso viel besser bei BHBS aufgehoben wäre, musste dieses Projekt der NWOAHM respektive Metalcore Szenegründer wohl kommen, weil es kommen musste. Es spielten neben reichlich Anzahlungsgestrüpp „Lieber spät als nie“, „Win-win-Situation“ und Anstand mit. Letzterer vor allem deswegen, weil Howard bei KSE nicht vor die Tür gesetzt wurde, sondern Kopf Adam D. einfach unter anderem Namen sämtliche Instrumente (+Gesang) eindudelte und den Klumpen warmer Refrain-Dynamik selbstredend produzierte. Und das nicht wie gewohnt trockenfurzig, sondern schön livehaftig. Aber auch „Ein Schelm, der Böses dabei denkt“ lugt um die Metalcorner, denn Jesse war mit SEEMLESS und THE EMPIRE SHALL FALL mehr und mehr zur Randerscheinung verkommen, so dass die Die-Hard-Howard-Raus-Fetischisten langsam aber sicher ob der stetig sinkenden Präsenz des Ausnahmeshouters und der fortschreitenden Zeit („Alive…“ erschien vor einer Dekade) vergaßen, für was sie einst standen.

Der jetzt unter TIMES OF GRACE veröffentlichte Erguss des Aufeinandertreffens der Freunde (die immer Freunde waren, sind und auch bleiben werden…#schnief#) wird schmachtend „The Hymn Of A Broken Man“ genannt. Kann mal einer kurz den Unterschied zu KSE erklären? Ein Erklärungsversuch: Also der Unterschied besteht darin, dass dies das alte KSE ist und das neue das aktuelle. Aber weil niemand mehr weder das aktuelle noch das neue geschweige denn das alte mag, gibt es nun TIMES OF GRACE!? Naja, dann doch eher so: Weil ihnen die Columbiahalle das letztemal viel zu klein war, wurde nun TIMES OF GRACE gegründet. Damit KSE erfolgreicher werden...?!? Ok, lassen wir das, beschränken wir uns auf die musikalischen Fakten.

„Alive…Zweite Staffel“ ist es definitiv nicht geworden (das wäre wohl einerseits zu einfach und andererseits aufwendig gewesen, zumal es diese Staffel in der Vergangenheit bereits tausendfach von anderen Bands gegeben hat), vielmehr wurde eher eine „As Daylight Dies“ Fortsetzung geklont. Daher erscheinen hier schöne, eindringliche Sonnenscheine mit Gänsehautambitionen, die sehr dynamisch ins kräftige Licht gerückt werden, wenn sie nicht gerade notleidend verarmten Charakter haben und schmollend in der Akustik ausrollen. Jesse singt irgendwie anders als auf „Alive…“, technisch wurden seine Stimmbänder im Lauf der Gezeiten geölt, so dass sich das charismatische, unwiderstehliche Aufeinandertreffen von Brüllaffe und Refrainantilope harmonisierte und leider auch etwas vom Wiedererkennungswert abwandte. Vielleicht war das auch der Grund, warum Adam D. neben sämtlichen Einspielungen auch beim Gesang permanent seinen Senf dazugeben musste. „One Love, One Truth, One Destiny“ wird einem sofort mit dem Zeigefinger in die Augen gerieben, mehr rhetorische Feinkost geht fast nimmer, kein Wunder bei der spirituellen Verbundenheit der Protagonisten, wobei lyrisch Jesse die Mütze aufhat. Die Texte strotzen dann auch nur so vor Leidensfähigkeit, die letztlich nicht zum Tod, sondern zur Spontanheilung aller Sorgen führt. Endlich mal eine Band, die auch Licht am Ende des Tunnels suggeriert und trotz fortgeschrittenen Alters Konfirmadenfreizeitlagerfeueranekdoten vertont.

„The Hymn Of A Broken Man“ ist damit nach alledem stark von der Herangehensweise geprägt, aber da an Jesse und „Alive…“ eh keiner rankommt und Howard sowieso viel besser bei BHBS aufgehoben wäre, gehen TIMES OF GRACE durchaus in Ordnung.

Tracklist:
01. Strength In Numbers
02. Fight For Life
03. Willing
04. Where The Spirit Leads Me
05. Until The End Of Days
06. Live In Love
07. In The Arms Of Mercy
08. Hymn Of A Broken Man
09. The Forgotten One
10. Hope Remains
11. The End Of Eternity
12. Worlds Apart
13. Fall From Grace
14. Willing [Acoustic Version]

Autor

Bild Autor

Clement

Autoren Bio

Ich fühle mich zu alt