Plattenkritik

Transit - Listen & Forgive

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Release Date: 04.10.2011
Datum Review: 10.10.2011

Transit - Listen & Forgive

 

 

Wie bei der altbewährten Mafiamethode sollte sich kein Musiker einen Betonklotz ans Bein binden, der nicht auch zwingend ein schweres Erbe in die Welt hinaus tragen will. Joe, Torre, Tim, PJ und Trommler Daniel sind geschmückt, um am gegenwärtigen Siegeszug des wiederbelebten (?) Poppunk (??) mitzuhalten, so meinen unter anderem die Kollegen von der amerikanischen Presse – und werfen gezielt mit schwerem Vokabular wie z.B. „Stay What You Are“, der goldenen Kehrtwende von Genrekollegium SAVES THE DAY.

Diese Bostoner jedoch touren sich in erster Linie dumm und dämlich, strecken ihre herzerwärmenden Fühler in Richtung Debüt-LP mit anschließender Akustik-EP aus und verlassen sich lieber voll und ganz auf die eigenen Antriebe. „Listen & Forgive“ klingt nun allerdings sämig bis schaumig, das Losfetzen oder der umtriebige Galopp wird anderen Parteien überlassen. „You Can´t Miss It“ ist der plusternde Hintergrundsong, zu dem Collegeboy und Collegegirl im Hochglanzfilm ihren ersten Collegekuss erleben können – der klar plänkelnde Titelsong sollte ein Feuerwerk über den Cover-Sommerhimmel zaubern, während Joe Boynton seine nahezu makellose Überschlagsstimme an an THE STARTING LINE erinnernde Popsongs wie „I Think I Know You“ oder bei „Don´t Make A Sound“ tanzbaren Herzschmerzkandis Marke „Stay With Me Tonight...“ verleiht.

Highlights und Druckmomente gibt es von Seiten der Band aus Massachusetts wenige, das zügelnde „All Your Heart“ mit Patrick Stump am Gastmikrofon bietet dafür auch nur wenig Angriffsfläche oder Knitterfalten. Stattdessen verlassen sich TRANSIT auffällig oft auf die gängigen nasal gepickten Gitarrenriffs und platte Drums, die sich im US-Radio zu Bergen häufen wie in unseren Breiten gegenwärtig das Laub. „Asleep At The Wheel“ langweilt von schräg gegenüber, weichgespülte Chöre und austauschbare Arrangements wie „Long Lost Friends“ auf Stellplatz Nummer zwei sorgen nicht gerade für den aufbrausenden Moment, auf den „Listen & Forgive“ generell nicht engagiert genug hinarbeitet. „Skipping Stones“ heißt dann mittige Zigarettenpause hinter Schlagzeug und Bass – und verweilt als einziger Ausnahmesong, der es bei THE WONDER YEARS oder tüchtigen MAN OVERBOARD vielleicht noch außer Atem auf eine B-Seite geschafft hätte. TRANSIT sind auf ihrem zweiten Output zu absehbar und eingleisig, um ihre Fahne am Horizont für jeden Interessierten und Gutgläubigen deutlich sichtbar zu hissen. „1978“ oder „Cutting Corners“ überzeugen weder einzeln noch eingebettet in das grat- und sorglos produzierte Dutzend Schwiegermamaballaden, die sich in Punkto Kreativauslastungen gerne mal bei fragwürdigen Mafiaideen oder sonstigen Thrill-Gütern bedienen dürfen. Würde dem jungen Ami-Quintett gut tun.
Und muss ja nicht gleich gewaltsam oder tödlich enden.

Trackliste:

01. You Can’t Miss It (It’s Everywhere)
02. Long Lost Friends
03. Listen & Forgive
04. All Your Heart
05. Asleep At The Wheel
06. Cutting Corners
07. Skipping Stone
08. I Think I Know You
09. Don’t Make A Sound
10. 1978
11. Over Your Head
12. The Answer Comes In Time

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.