Plattenkritik

True Colors - Rush Of Hope

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Info

Release Date: 01.01.2009
Datum Review: 15.08.2009

True Colors - Rush Of Hope

 

 

Preisfrage: Zwei Typen aus der Band sehen aus wie Raybeez, der Gitarrist trägt ein DAG NASTY-Shirt, der letzte eins mit Mottodruck – „It’s ok not to drink!“. In welchem Jahr sind die Vorzeige-Youth-Crew-Belgier von TRUE COLORS wohl stehengeblieben?!

War ja auch bestimmt eine schöne Zeit damals. Fette Sneakers, weite Hose (die Röhre war den Metalposern vorbehalten), noch weitere T-Shirts. Das Artwork immer eine Livefotocollage. Irgendwie hat diese Ästhetik (fast) unverändert bis heute überlebt. Ansonsten wären Labels wie Crucial Response oder halt Powered Records nicht mehr denkbar. TRUE COLORS (Belgien straight edge 2009 represent…) beackern das 88er Feld bereits seit längerem hochsympathisch, rumpelig-energetisch und akribisch authentisch. Und nicht zuletzt die "Nebraska"-Huldigung in Form des Covers der letzten EP (die hier auch wieder – ähm – verwurstet wurde) attestierte dem Vierer Geschmackssicherheit. Neu ist hieran natürlich rein gar nichts. Wer allerdings Platten von GET THE MOST, THE FIRST STEP, CHAMPION und natürlich YOUTH OF TODAY im Schrank stehen hat, der wird sich diese Rezension ohnehin nicht mehr durchlesen. Der hat das Demo auf Kassette (worauf sonst?!) und den Rest auf Vinyl. Mehrfach.

Das Intro, ein erstes Schmunzeln: Sänger Packo weist den Hörer drauf hin, mit wem man es eigentlich zu tun hat – sein Englisch unterlegt mit dem breitesten belgischen Akzent, den man sich vorstellen mag. "Human Touch" (noch eine Springsteen-Referenz?) wartet gar mit verschwurbelten Posthardcore-Tendenzen auf. Dazwischen: Chöre, Chugga-chugga und viele Überlebensphrasen. Der Rest ist hochmelodischer, alles andere als angeberisch produzierter Youth Crew Hardcore. Man stellt sich den Sänger unweigerlich vor, wie er den Rest der Band im Studio immer wieder mit ernster Miene anschaut und fragt: „Jetzt mal ohne Scheiß Jungs, höre ich mich WIRKLICH an wie Ray Cappo auf "Break Down The Walls"?“. „Ja Mann, nächster Song…“. Teilweise übertreibt der gute Packo es allerdings mit seiner Silbendehnung, seiner Übertonung und den tiefgehenden und laaangezogenen „Roooaaaarrrrrssss!“. Unterm Strich sind TRUE COLORS allerdings so ziemlich die besten Kopisten aus dem Nachbarland, die man sich für diesen Sound vorstellen kann. Und benoten muss man diesen aus Prinzip in der Zeit stehengebliebenen Sound eigentlich auch nicht mehr. Denn um Neuerungen oder so etwas wie Innovation geht es hier überhaupt nicht. Das ist reinste Selbstreferenz, gemacht für einen kleinen Kreis. Ray Cappo (der vor dem Edgebruch) würde bestimmt arschknappe siebeneinhalb Punkte geben…THE FIRST STEP und GET THE MOST sind da einfach noch einen kleinen Tacken zwingender. Und bloß nicht den Edge Day vergessen.

Tracklist:

01: Intro
02: Growing Concern
03: What We Had
04: Up To Us
05: Open Up
06: My Heartbeat
07: Human Touch
08: Can’t Turn Away
09: Count Your Loss
10: Hungry Man
11: Rush Of Hope
12: Why Do Things Come To An End
13: Don’t You Get It
14: Perspective
15: Against The Wall
16: No Way Out
17: Without Faith

Autor

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René

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