Plattenkritik

U.S. Christmas - The Valley Path

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Release Date: 08.07.2011
Datum Review: 18.07.2011

U.S. Christmas - The Valley Path

 

 

Warum schreiben Bands Songs mit Überlänge? Also, mit richtiger Überlänge, ein Song der ein ganzes Album bereits allein füllt. Nur wenige Interpreten trauen sich an ein solches Mammutprojekt. So zum Beispiel die schwedischen Metal Architekten MESHUGGAH auf ihrem "Catch Thirtythree" Album aus dem Jahre 2005, wobei hier der Song noch in mehrere Teilstücke unterteilt war. Bereits ein Jahr zuvor versuchten die Schweden es schon einmal in Form der EP "I". Erst vor wenigen Wochen veröffentlichten die Stoner Rocker THE ATOMIC BITCHWAXX ihr dreiviertelstündiges Mammut "The Local Fuzz". Nun versuchen sich U.S. CHRISTMAS an diesem Experiment und - soviel sei vorweg gesagt - meistern es mit Bravour.

Und wer, wenn nicht diese virtuosen Musiker sollen sich dieser Aufgabe auch stellen? U.S. Christmas, oder abgekürzt USX, zeigten bereits mit dem letztjährigen "Run Thick In The Night" zu welch musikalischer Größe sie in ihrer inzwischen neunjährigen Karriere gereift sind. Das Album bewegte sich irgendwo zwischen NEUROSIS, EARTH und den RED SPAROWES, zwischen Post-Hardcore, Avantgarde und Doom Metal. Auch "The Valley Path", die insgesamt sechste Veröffentlichung der Band, schlägt in eine ähnlich introvertierte Richtung. Und wenn ich hier introvertiert schreibe, dann meine ich das auch so. Denn die Musik die USX fabrizieren wird selbst den erfahrensten Tech-Death- und Doomcoreveteranen strange vorkommen.

Verschlossen und schlangenähnlich dringt "The Valley Path" in den ersten 20 Minuten aus den Boxen. Hypnotische Tribal-Drums treffen auf markante Riffs, die so ähnlich auch einem der letzten NEUROSIS Alben hätten stehen können, und den unverkennbaren Gesang von Nate Hall. Eben jener Nate Hall braucht sich in Sachen Leidenschaft, Hingabe und Aufopferungsbereitschaft für die eigene Musik nicht vor Namen wie Scott Kelly zu verstecken. Doch seine Stimme spielt nicht die Hauptrolle. Es ist vielmehr das Zusammenspiel der verschiedensten Instrumente, dass ins Rampenlicht tritt. So trifft eine klassische Rockinstrumentierung auf eine zerbrechliche Violine und wabernde Synthesizer. Auch droneähnliche Passagen werden auf "The Valley Path" verarbeitet.

Stellt sich nun vor allem eine Frage: Ist "The Valley Path" der perfekte "Mammutsong"? Nein, denn manchmal schafft es die Band nur durch ein paar Naturgeräusche den Spannungsbogen in stillen Momenten zu halten. Hier hätte man schlussendlich auch einen Song abschließen können. Aber es wäre nutzlos gewesen. Denn skippen würde bei diesem intensiven Album sowieso keiner. Und außerdem würde das dann doch dieses besondere Gefühl zerstören, hier keinem "normalen" Album zu lauschen.

So lässt sich nun auch ein fantastisches Fazit unter "The Valley Path" schreiben. U.S. CHRISTMAS sind auf dem besten Weg einen ähnlichen Status wie Neurosis zu erreichen. Zwar nicht in Sachen Popularität und Szenenansehen aber dafür in vollkommener Grenzen- wie Narrenfreiheit. "The Valley Path" ist ein komplexes, vielschichtiges Album voller Fantasie und Emotionen, auf das kein Genre passt. Und das ist in einer Welt voller Schubladendenker wohl am besten.

Tracklist:

1. The Valley Path

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Enrico

Autoren Bio

Je ne sais pas. Ein Hoch auf meine Standardantwort im Französischunterricht in der Schule.