Plattenkritik

V/A - The Worldwide Tribute To The Real Oi!

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Release Date: 01.01.1970

V/A - The Worldwide Tribute To The Real Oi!

 

 

Mal ehrlich, wer von uns würde sich trauen mit der eigenen Hardcore-Kapelle die Lieblingshymnen der kurzhaarigen Fraktion zu covern? Insbesondere wenn es um die wirklichen Klassiker von Oi!-Heroen wie Last Resort, Cock Sparrer, Blitz, Strike, Opressed etc. geht, wäre doch die Gefahr, bei Verunstalten solcher Kulturgüter kräftig von der lokalen Skinheadfraktion vors Fressbrettchen zu bekommen (unter lauten „Blasphemie!"-Rufen) viel zu groß, oder?
Auf dem neuen I Scream-Output wagen dennoch 13 aktuelle HC-Bands den Versuch, den britischen Klassikern Tribut zu zollen. Nicht verwundern sollte, dass die meisten der hier vertretenen Bands sowieso recht hoch in Skinhead’s Gunst stehen und die lokale Glatzencrew stets als gerngesehene Gäste auf ihren Shows begrüßen. So wagen sich Agnostic Front, dessen Roger Miret sich gemeinsam mit Onno Cromag den Sampler ausgedacht hat, an Take’em All (Cock Sparrer) und Suburban Rebels (The Business) und bleiben in beiden Fällen respektvoll nah am Original - Perfektes lässt sich eben schwer verbesserm. Auch die Eindhovener Discipline haben sich mit Running Riot einen wahren Klassiker ausgesucht und machen ihre Sache recht gut, ähnliches gilt für Oxymoron (wer hätte was anderes vermutet), die Dropkick Murphys oder Madball - allesamt Combos, die ohnehin nie einen Hehl aus ihren Oi!-Roots gemacht haben. Erstaunlich gut schneiden aber auch Bands ab, denen man wenig Nähe zum Spirit of ’69 zugetraut hätte, wie etwa die Rykers, die sich an Never Surrender wagen. Einen kleinen Clubhit können Blood For Blood mit einer wirklich arschtretenden Up-Tempo-Version von Never Ad Nuthin‘ (Angelic Upstarts, die sich ja selbst nur noch grottenschlecht covern) verbuchen, während Stompin Ground für Slaughter and The Dogs‘ „Where have all the bootboys gone" nix besseres als eine reichlich metallische Ballerversion eingefallen ist.
Also, Stahlkappenprobe bestanden? Klares Ja, „The Worldwide Tribute..." taugt als durchlauffähige Partybeschallung ebenso wie für lange Autobahnfahrten bestens - und zeigt vor allem mal wieder, dass die alten britischen Helden verdammt gute Songs schreiben konnten.

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Boris

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