Plattenkritik

Waines - STO

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Release Date: 13.05.2011
Datum Review: 14.05.2011

Waines - STO

 

 

Nicht ganz 40 Minuten. Ein Sack voller Fragezeichen. Deltablues? Discobilly? WAINES nennt sich der Sack, STO (statt STU beim Debütalbum) heißen die Fragezeichen.

Tanzbar und elektronisch ist der Output, zerrende Synthesizer sitzen auf "Time Machine" und "Round Glasses", als wären sie lieber zur Gitarren und zur Blütezeit des Grunge geboren. Das Album des Trios aus Palermo besinnt sich auch Schemata des Blues, aber ist so vielseitig und zügellos ausschweifend, dass "Morning Comes" oder "Turn It On" eigentlich nicht auf einem einzigem Release vermutet werden würden. Was auf "STU" noch der klassische Blues war, trifft sich jetzt mit elektronischen Loops an der Ecke und geht mit Handclaps und Schellenkranz in einer riesigen Lagerhalle zu "Birds" abtanzen. Mit "STO" haben WAINES einen dieser ollen Büroaktenschränke zerpflückt und in jeder Schublade eine andere wegsweisende Notiz versteckt, die nur aneinandergereiht und in Komplettdosis Sinn ergeben. Fügen sich auch nicht alle Beiträge der ausgiebigen Begeisterung, so verbleibt dennoch ein lebendiger und aufbrausender Schatten. Hallende Gesänge und verspielte Slideparts begleiten die drei Italiener auf ihrem selbsterschaffenden, tragenden Trip durch "The Pot", bevor es mit "Harsh Days" wieder nahezu altbacken und traditionell wird. Aufgenommen auf Sizilien, vom New Yorker Mario J McNulty gemixt und in Kalifornien gemastert - die lange Reise der Tracks des zweiten WAINES Longplayers war nicht ohne Sinn - und hat ihre Spuren hinterlassen, die mal auf White Stripes, mal auf ACDC und mal auf die Black Keys verweisen. Moderne Sounds treffen auf längst vernachlässigte Genrespecies, "Afrix" ist ein tolles Beispiel für den bekloppt-klaren Audiobastard, den Fabio, Ferdinando und Roberto hier ausreizen. Mit den Fragezeichen wollen sich WAINES nicht weiter beschäftigen, "STO" hat mehr zu bieten, als daß man es komplett oder in Fragmenten in imaginären Schubladen ablegen müsste.
Ob das dieser Etna Rosato macht? Oder die Vulkannähe auf Sizilien? Ach, was soll´s - genug Fragezeichen für heute.

Trackliste:

01. Turn It On
02. Time Machine
03. Afrix
04. Round Glasses
05. Inner View
06. The Pot
07. Morning Comes
08 Birds
09. Harsh Days
10. Keep It Fast
11. 1876 TM Reprise

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.