Plattenkritik

We Are The Ocean - Maybe Today, Maybe Tomorrow

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Info

Release Date: 20.09.2012
Datum Review: 01.10.2012

We Are The Ocean - Maybe Today, Maybe Tomorrow

 

 

Das neue WE ARE THE OCEAN Album spaltet die Gemüter. Daher ist es auch nur folgerichtig, dass "Maybe Today, Maybe Tomorrow" sowohl von Lena als auch von Moppi unter die Lupe genommen wurde.

Mit anderen Worten: Doppelreview!




Wo man sie mit dem vorherigen Album "Go Now And Live" wohl noch mit The Blackout und Bury Tomorrow in einen Topf geschmissen hätte, zeigen sich WE ARE THE OCEAN mit ihrem jüngsten Werk "Maybe Today, Maybe Tomorrow" sehr viel eingängiger. Mit Weggang des Shouter Dan Brown steht nur der Kopf des Songwritings auch im Zentrum der Band. Zu Recht.

Liam Cromby prägt den Sound der Band mit seinem Stimmvolumen aber auch starken Melodien und einprägsamen Refrains. An Intensität haben sie definitiv nicht eingebüßt. Im Gegenteil. Es ist ein gefühlvolles, ehrliches und vorallem sehr bodenständiges Album. Statt nur gute Songs aneinander zu reihen, trägt nun jeder Song einen Teil zum Gesamtbild bei und eröffnet den Blick in das Leben eines jungen Musikers mit alltäglichen Problemen aber auch mit den Hürden des Business mit denen er konfrontiert wird. Die bereits ausgekoppelten Singles "Bleed" und "The Road" einen guten Eindruck davon, was das Album zu bieten hat. Neben Groupshouts unterstützt Gitarrist Alfie Scully den Gesang von Liam Cromby. Im vorletzten Song "Pass Me By" zeigt er, dass auch er eine gute Figur hinter dem Mirkofon macht. Das Schlusslicht "Chin Up, Son" ist die akustische Zugabe und rundet somit das Bild eines starken Pop-Rock-Album ab.


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Von null auf hundert jubeln und grinsen ist Liam Cromby zu suspekt. Der gute Mann ist doch Sänger - und kein jugendlicher Amerikaner. Erst während der fünfminütigen Gefühlsstrapaze „Golden Gate“ fällt dem (jetzt Fulltime-)Nachfolger von Dan Brown auf, dass ein Lächeln manchmal mehr sagt als tausend britische Formatrocksongs. Sollten sich die Gemütszustände während der Warmlaufphase noch verschärfen, wartet Brown immerhin verlässlich mit trockenem Handtuch und Busfahrkarte am Bühnenaufgang.

Sänger weg, Problemchen nicht: WE ARE THE OCEAN sind nicht nur der Ozean himself, sondern mittlerweile auch eines der Aushängeschilder für gitarrenverzierte UK-Laudationes. „Maybe Today, Maybe Tomorrow“ zögert schon im Albumtitel – und hat mit wachsendem Hang zur Mitklatschsparte tatsächlich Kraft und Persönlichkeit eingebüsst, die „Cutting Our Teeth“ und „Go Now And Live“ zwar mühevoll, aber ebenso durchgerastert erst vorsortiert, dann glattgestrichen haben.
Cromby klingt auf seinem Gesangsdebüt weiterhin noch untröstlicher, noch angenagter als Dallas Green, lässt alle Gänsehautmomente jedoch unter zahm zwitschernden Hauptadern wie „Story Of A Modern Child“ oder der Sirenenchorus-Single „Bleed“ ausharren. Stimmlich schaffte Brown sich zu behaupten, während der Neuzugang der Band aus Essex zwar mit handwerklicher Kinderstube überzeugt („Young Heart“) – aber kaum einen Moment auf „Maybe Today, Maybe Tomorrow“ wirklich grundlegend und wuchtig versiegeln kann. „Stanford Rivers“ rückt die Stühle gerade und wischt den Tisch sauber, bevor WE ARE THE OCEAN in Runde drei zu triumphieren wünschen.

„Machine“ legt endlich mehr als einen verloren geglaubten Grundstein und springt Jack Spence, Tom Whittaker, Alfie Scully und Cromby aus der Seele direkt auf den Silberling. Ein Szenario, was als Flüsterware zwischen den zehn Songs umhergeistert: „The Road“ trällert, der Titelsong plätschert und flimmert mit späten LOSTPROPHETS oder YOUMEATSIX in etwa zeitgleich durchs Vormittagsprogramm für harmlose, aber „bemüht“ angerührte Kost. WE ARE THE OCEAN schluchzen deswegen längst keine Poprocktiraden für Hausfrauen oder Krankenhausvorzimmer durch den Dreitagebart.
Das machen sie maybe tomorrow. Heute, wenn Liam Cromby sich schon mit dem „smile on his face for the first time in days“ anfreunden kann, sollen wenigstens schwitzende Clubshows und neckische Frontrow-Fans daran teilhaben dürfen.


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Tracklist:
01. Stanford Rivers
02. Bleed
03. Young Heart
04. Story of a Modern Child
05. Machine
06. The Road
07. Golden Gate
08. Maybe Today, Maybe Tomorrow
09. Pass Me By
10. Chin Up, Son

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Clement

Autoren Bio

Ich fühle mich zu alt