Plattenkritik

We Are The Ocean - Maybe Today, Maybe Tomorrow (Deluxe Edition)

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Release Date: 21.10.2013
Datum Review: 04.12.2013

We Are The Ocean - Maybe Today, Maybe Tomorrow (Deluxe Edition)

 

 

Ernsthaft? Das sind doch ALEXISONFIRE, nur ein paar Jahre jünger! Ich meine, das ist alles so offensichtlich...ich möchte nicht geklaut, sondern (politisch korrekt) “adaptiert” sagen. Boah, das nenne ich echt mal frech. Wenn man die Augen zu macht, dann hört man zwar immer noch den Unterschied, jedoch hatte ich bei den ersten Takten das Gefühl, das sind AIF. Aber nein, weit gefehlt, es sind „nur“ WE ARE THE OCEAN.

Vor einem Jahr haben die Burschen aus dem Vereinigten Königreich ihren dritten Longplayer auf den Markt geworfen. Seit Juni 2012 ohne Schreihals Dan Brown unterwegs, klingt Maybe Today, Maybe Tomorrow (VÖ: September 2012) immer noch nach einem Plagiat, allerdings mehr nach Green selbst. Und jetzt kommt es: Es gefällt mir dennoch!

Die ersten beiden Scheiben Cutting Our Teeth und Go Now And Live waren natürlich nicht innovativ, doch hatten sie irgendwie eine seichtere, rockigere Komponente als AIF (zumindest für mich). Hatte man sich erst einmal darüber aufgeregt, wie sehr hier abgekupfert wurde, musste man feststellen, dass es zumindest beachtlich gut getan wurde. So ist auch Maybe eine gute Platte geworden. Die knackige Single „Bleed“, das fast verträumte „Young Heart“, das geniale und nahezu epische „Machine“, dass etwas Stoner beeinflusste „The Road“, der Ohrwurm-Titeltrack und das akustische „Chin Up, Son“, das durch die organische Aufnahme (einfach ein Mikro in den Raum, wie es scheint) in meinem Wohnzimmer lebendig wird und mich von Anfang an mitnimmt.
Ich tue jetzt öffentlich das, was meiner katholischen Kirche nicht gelingt: Ich entschuldige mich demütig dafür, dass ich die musikalische Qualität dieser Kopisten in Frage zu stellen. Jetzt wo AIF nicht mehr da sind, ist es einfach wunderbar eine Band WATO zu haben, die zwar nach ihren Vorbildern klingen, aber dennoch irgendwo auch eine eigenständige Note haben. Und Maybe ist einfach ein Knaller.

Nun liegt das ganze Paket hier aber vor mir als Deluxe Edition, inklusive einer Live CD. Wer schon den einen oder anderen Artikel von mir gelesen hat, der weiß nun, dass ich den Sinn einer Live-Cd immer gern in Frage stelle. Ist es doch nie ein Live-Auftritt. Man schummelt, die Atmosphäre geht verloren. Aber so nicht hier...leck mich am Arsch und zwar fett! Ich kann COLDPLAY nicht ausstehen, aber wenn ich in den ersten Song „Now & Then“ von Live At Middle Farm Studios reinhöre, dann denke ich mir: Wenn die so klingen würden, dann hätte ich vielleicht sogar eine Platte von denen). Und es bleibt einfach schön! Pop-Rock unplugged mit Chor und Streichern, herrlich, kitschig, ergreifend. Hier ist es nun wirklich nicht mehr die Band (abgesehen vom Gesang), die Cutting aufgenommen hat.

Nun kann man kritisieren, dass die Band sich a) von ihrem alten Stil abgewandt hat und rockiger geworden ist. Hinzukommt, dass b) diese englische Gruppe eigentlich gar keine Eigenständigkeit besaß/besitzt, denn es gab AIF und gibt Green.
Aber: Wer so schöne Musik machen kann, der darf auch mal genießen, dass der alte Meckerpott Fünfe gerade sein lässt. Denn für mich war es DAS Einsteigerpaket, sodass ich doch nochmal in die ersten beiden Scheiben (mit Brown) reinhören werde. Wenn da nicht mal ein Konzept aufgegangen ist. Versüßt gerade einen verregneten Tag.
Aber Abzug für „schon mal gehört“ muss es einfach geben und zwar in Form von zwei Minuspunkten!

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.