Plattenkritik

Wintersun - Time I

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Release Date: 19.10.2012
Datum Review: 22.10.2012

Wintersun - Time I

 

 

Die Geschichte ist bekannt. Jari Mäenpää trennt sich 2004 von seiner Hauptband Ensiferum um mit seiner neuen Band WINTERSUN so richtig durchzustarten. Das selbstbetitelte Debütalbum schlägt ein wie ein Bombe und Mäenpää kündigt zwei Jahre später den Nachfolger „Time“ an. Sechs sollten es werden, bis der erste Teil des Doppelalbums nun endlich das Licht der Welt erblickt.

Symphonisch sollte sie werden, symphonisch ist die Musik auch geworden. Ein ganzes Orchester, welches der Finne in seinem Rechner simulierte, ist der Grund dafür, dass Fans der Band fast acht Jahre auf „Time I“ warten mussten – Und das Warten hat noch kein Ende, denn wann der abschließende Teil erscheint, ist noch nicht endgültig geklärt.
Doch gerade die orchestralen Elemente, die „Time“ so groß machen sollten, brechen dem Album am Ende das Genick. Zu überladen, zu nichtssagend klingen die Arrangements. Zu sehr vereinnahmen sie die klassische Instrumentierung. Dass noch dazu an einigen Stellen die Lautstärke aus unerfindlichen Gründen merkwürdig zwischen reinen Orchesterpassagen und voller Bandbesetzung schwankt, rundet die misslungene Produktion schließlich ab.
All das würde jedoch nicht so schwer ins Gewicht fallen, wenn wenigstens die Musik fesselnd wäre. Doch diese beschränkt sich, Intro und akustisches Zwischenspiel abgezogen auf gut 35 Minuten und weiß spätestens ab dem zweiten richtigen Song „Land Of Snow And Sorrow“ nicht mehr so recht mitzureißen.
Dabei startet „Time I“ mit einer schönen Einführung, welche einen leicht japanischen Touch aufweist und dem starken „Sons Of Winter And Stars“. In diesem packen WINTERSUN all das aus, was ein Lied wie „Starchild“ schon auf ihrem Debütalbum so stark gemacht hat. Schneidende Riffs, starke Melodien und Epik an allen Ecken und Enden. Nach diesem Song, verlassen sich Jari und seine Mannen jedoch nur noch auf die Epik. „Land Of Snow And Sorrow“ und das anschließende Instrumental „Darkness and Frost“ rauschen auch nach etlichen Durchläufen noch ziellos an einem vorbei und wirken wie schlechte Kopien von „Death And The Healing“. Erst das Titelstück „Time“ kann mit einem griffigen Mittelstück wieder aufwecken – doch dann ist es schon fast zu spät und das Album vorbei.

Was bleibt ist ein, auch nach sechs Jahren Arbeit, noch unfertig wirkendes Stück Musik. Viele Ideen wirken unausgegoren und nicht zu Ende gedacht. Vielleicht reißt die zweite Hälfte es Albums wieder etwas raus oder lässt einige Teile runder klingen. Wenn „Time I“ jedoch in dieser Weise stehen bleiben würde, wäre dies ausgesprochen schade. Ein guter Song und ein überambitionierte Idee sind nach der langen Wartezeit doch recht ernüchternd.


Tracklist:

1. "When Time Fades Away"
2. "Sons of Winter and Stars"
I. "Rain of Stars"
II. "Surrounded by Darkness"
III. "Journey Inside a Dream"
IV. "Sons of Winter and Stars"
3. "Land of Snow and Sorrow"
4. "Darkness and Frost"
5. "Time"

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Manuel

Autoren Bio

Ich schreibe Artikel. Manchmal schlecht, manchmal gut, immer über seltsame Musik.