Plattenkritik

Woe - Quietly Undramatically

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Release Date: 01.11.2010
Datum Review: 07.11.2010

Woe - Quietly Undramatically

 

 

Es ist Herbst, und sehen wir den Tatsachen ins Auge: Der Winter ist auch nicht mehr fern. Das heißt für die Labels: Alles raushauen, was irgendwie düster und/oder melancholisch ist! Wie anders ist es zu erklären, dass ich derzeit praktisch nichts anderes bespreche als Black Metal?! WOE haben es zum Glück nicht so mit der Melancholie (obwohl sie auch Black Metal spielen), oder sagen wir: Sie sind nicht diejenigen, die mit weinerlichen Blick verstreut in dunklen Zimmern sitzen und sich gedanklich darüber auslassen wie ungerecht doch die Welt ist. WOE hauen lieber alles in Stücke und lassen sich nicht anmerken das jetzt die Zeiten beginnen, in denen so einige von uns sich lieber in ihre Sofas und Wolldecken einkuscheln als sich irgendwie zu bewegen. Diese Band STROTZT nur so vor Energie. Angefangen vom spannungsaufbauenden Eröffnungsriff in „No Solitude“, über das vor Ausdruckskraft förmliche explodierende Riffgewitter in „The Road From Recovery“, bis letztlich zum blastbeattechnisch so ziemlich alles zerstörenden „Hatred Is Our Heart“ wird hier durchgehend alles in Flammen gesetzt was irgendwie noch bei diesen Temperaturen brennbar ist. Na gut: „A Treatise On Control“ zum Beispiel zeigt auch, dass diese Band atmosphärisch sein kann. Irgendwie hat so manch Riff aus diesem Song sogar etwas irgendwie beruhigendes, wärmendes. Dann schreit aber dieser Chris Grigg (der 1. übrigens total Black-Metal-untypisch „normal“ aussieht, 2. für „Quietly Undramatically“ das meiste aller Instrumente selbst eingespielt hat (es gibt aber mittlerweile ein „richtiges“ Lineup) und 3. gemessen an seinen Aussagen herrlich selbstironische rüber kommt) wiederum so unglaublich abgefuckt und vom Schmerz zersägt (als hätte ihn ein Rasenmäher überfahren) dass alles doch irgendwie beim alten - also so wunderbar schrecklich böse - bleibt. Hab ich schon was über das Drumming gesagt? Ob nun dieser Chris Gregg oder Evan Madden, welcher Live und teilweise auf Platte zu hören ist: Hier wird nicht nur so heftig geblastet wie bei lange keinem Release mehr, hier wird gepeitscht bis man blutet, hier wird überrannt bis die Knochen brechen und in den aufbauenden Parts so hart aufs Instrument eingedrescht dass man sich nicht wünscht das Drumkit der beiden zu sein. Fassen wir also zusammen: Wenn diese Jahreszeit solche Kracher wie dieses Album hervorbringt, darf sie ruhig noch etwas länger dauern!

Tracklist:

1. No Solitude
2. The Road From Recovery
3. Quietly, Undramatically
4. A Treatise On Control
5. Without Logic
6. Full Circle
7. Hatred is Our Heart

Autor

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Olivier H.

Autoren Bio

"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed