12.06.2011: The Haverbrook Disaster, Adept, Shai Hulud, Protest The Hero, Comeback Kid, Madball, Parkway Drive, Deez Nuts - Exhaus Trier

12.06.2011
 

 




Was herauskommt wenn man das erprobte Konzept des Impericon Never Say Die mit dem Innenhof eines ehemaligen Klostergebäudes, offenem Himmel und party-berüchtigten Bands mischt kann sich sehen lassen: Das Ergebnis war das deutschlandweit einzige NEVER SAY DIE OPEN AIR im Trierer Exhaus am 12. Juni. Die Veranstalter hatten so ziemlich alles geladen was im Moment angesagt ist und sich einer breiten Masse verkaufen lässt – PARKWAY DRIVE, MADBALL und DEEZ NUTS gaben sich auf der Bühne die Klinke in die Hand.

Den recht undankbaren Anfang durften jedoch THE HAVERBROOK DISASTER machen. Als das junge deutsche Quintett um kurz nach 15:00 Uhr das Spielen anfängt herrscht erst einmal Verwirrung: Ach, das war gar nicht der Sound Check, es geht wirklich schon los? Die Jungs verhallen etwas in dem noch recht leeren Innenhof, nur ein Teil der schon anwesenden Besucher hat es am Vegan-Döner-Imbiss und Merch-Ständen vor zur Bühne geschafft. An sich schade, denn die groovige Mischung aus Breakdowns und modernem-Oldschool Hardcore hätte in einem kleinem Club sicher überzeugen können.


Kurze Umbaupause und weiter geht’s. Von der verdunkelten Bühne her dröhnt ein Elektro-Umz-Ums-Intro und mit dem Rücken zum Publikum gewandt hopsen WE SET THE SUN auf die Bildfläche. Interpretationssache, ob man das als Teil der einstudierten Bühnenshow oder als etwas überheblich sieht. Die Jungs vom Niederrhein schlagen sich wacker, es wird viel gepost, gehüpft, das Publikum animiert, doch trotzdem sitzen die Töne beim Cleangesang, die Elektrosampels laufen reibungsfrei vom Band, die Gitarrenparts werden sauber gespielt und Shouter Fabian Jansen erledigt seine Arbeit auch gut. Das Bandkonzept tut das was es tun soll: Spaß machen. Allerdings wird es aber nach dem fünften Lied auch langsam etwas nervig, dass jeder Track mit Umz-Umz oder einem Whitney-Housten-Remix eröffnet wird…

Als Ersatz für die ursprünglich engagierten Monuments treten nun ADEPT auf den Plan. Der Sänger wirkt sichtlich enttäuscht, als er versucht etwas Bewegung in die Menge zu bringen. Obwohl die Zuschauer statisch bleiben geben die Schweden jedoch alles, mit jeder Menge Energie versuchen sie den Patienten zu beleben. Am Ende aber scheint es so, wie als wäre die Band doch froh, die Bühne räumen zu dürfen.

Jetzt übernehmen SHAI HULUD und langsam kommt Leben in die Bude, vielleicht auch weil es sich langsam der 18:00 Uhr nähert und immer mehr Menschen auf das Gelände des Exhaus strömen. Gitarren und Bass grooven, der Sänger ist mit Herzblut bei der Sache und jeder Breakdown sitzt. Auch beginnt sich der Moshpit zu füllen und nicht mehr aus nur 3 Menschen zu bestehen. Einzig die Ansagen von Sänger Matt unterbrechen das Geschredder und man stellt fest, der Mann hat was zu sagen.


Weniger tiefsinnig, dafür umso humorvoller sind die Nachfolger PROTEST THE HERO. Mit irre viel Spaß an der eigenen Show und den Attitüden der eigenen Szene treten die Jungs auf, weswegen so mancher nicht nur wegen der komplexen Musik den Kopf schüttelt. Man muss eben über sich selbst lachen können, ist ihre Message. Sie wirken wie groß geratene Kinder, wie sie sich da auf der Bühne anfeixen während auf Gitarre und Bass getappt wird und trotz allem Spaß technisch sauber sind. Bemerkenswert: Das gewaltige Live-Stimmrepertoire von Sänger Rody Walker, der einem Opernsänger Konkurrenz machen könnte.
Spätestens mit DEEZ NUTS ist nun endlich Bewegung in der Masse angekommen. Stage Dives, der stetig größer werdende Pit und die Masse an vor drängenden Menschen zeigt, dass die Party-Mache der Band ankommt. Ein Glück für Sänger JJ Peters, dass ihre Lieder so Sing-Along tauglich sind: Die Stimme des Australiers war erkältungstechnisch angeschlagen, aber so musste er oft nur die Parts anstimmen und das Publikum grölte fröhlich weiter.


Leicht lädiert wirkten auch COMEBACK KID, die gerade dem Flieger und dem Jet Lag entstiegen waren. Man merkt jedoch, dass es sich um alteingesessene Live-Musiker handelt, denn die Show wurde musikalisch einwandfrei, wenn auch mit etwas weniger Energie wie noch zur Winter Never Say Die Tour, über die Bühne gebracht. Und obwohl jeder bei altbekannten Songs wie Wake the Dead mitsingen kann, merkt man auch, dass sich ihr neues Album Symptomes and Cures die Runde gemacht hat, denn genauso fröhlich wird bei Lieder wie Do Yourself A Favor mitgegrölt.
Jetzt geben sich die alten Herren des Hardcore

MADBALL die Ehre. Erwartungsgemäß sich wird weniger bewegt, sie sind eben doch älter geworden und die gute amerikanische Küche hat ihr übriges getan. Aber trotz allem ziehen Madball eine gute und solide Show durch, klar sind sie routinierte als jüngere Kollegen, aber schließlich machen diese Typen seit 14 Jahren Musik. Das einzige Problem wird nur irgendwann die Länge vom Set: Zumindest meine Aufnahmekapazität ist nach 30 Minuten erreicht (folgen sollen noch weiter 30 Minuten) und die ewig ähnlichen Lieder werden bald dröge.

Es ist Wahnsinn welchen Status diese Band innehat, denkt man sich bei der letzten Band des Abends PARKWAY DRIVE. Wie Rockstars werden sie mit Sprechchören auf die Bühne gefordert, dabei ist man sich sicher, dass sie ein Großteil des Publikums schon das ein oder andere Mal auf einer ihrer vielen Shows in Deutschland gesehen hat. Und trotzdem: Die übersprühende Energie der Songs ist fast greifbar und der Moshpit erreicht jetzt die größte Ausdehnung des Abends. Man hat wirklich das Gefühl, wie als wolle jeder im Publikum nach vorne zum Mikrophon oder einfach nur tanzen. Das absolute Highlight an dem Abend bleibt jedoch Gitarrist Luke Kilpatrick, der trotz Beinbehinderung und Rollstuhl über die Bühne jagt und dem Bandruf der australischen Surferboys alle Ehre macht. Wirklich schön ist auch die Mischung der Tracks aus Altbekanntem und neuem Album, so dass es nie langweilig wird und jeder entweder beim ersten oder beim nächsten Song wieder mitträllern kann.

Insgesamt kann man es ein wirklich gelungenes Festival nennen. Gut organisiert, mit zügigen Umbaupausen und Soundchecks, so dass die Feierwut nie richtig ins Stocken geriet. Ein Never Say Die Open Air Konzept, dass ruhig in Serie gehen kann.

(GESCHRIEBEN VON RINA)