08.08.2008: Madball, Wisdom In Chains, Last Mile - Köln - Underground

08.08.2008
 

 


Große New York Hardcore-Wochen in der Domstadt. Nach einem schweißtreibenden Auftritt AGNOSTIC FRONTs vor einigen Tagen im leidlich kleineren MTC, dürfen an diesem Abend "AF-Junior" Freddy Cricien und seine Mitstreiter von MADBALL im ausverkauften Kölner Underground ihren Style demonstrieren. Wäre natürlich zu schön gewesen diese zwei Generationen Big Apple-Hardcore gemeinsam performen zu sehen, wie in jenen Zeiten als der junge Freddy C. seinem (Halb-)Bruder Roger Miret ab und zu das Mikrophon klauen durfte, um in der Konsequenz MADBALL aus der Taufe zu heben. Aufgrund nahender Vaterfreuden von Blickfang Hoya Roc (der mit dem Bass) ist Freddy an diesem Abend übrigens das einzig verbliebene Mitglied der (fast) originären Besetzung.

Unterstützung erhalten die New Yorker mit Affinität zu drei Buchstabencrews und HipHop von LAST MILE aus Dänemark und WISDOM IN CHAINS aus Pennsylvania. Das Spektrum ist in diesem Kontext somit recht breit gefächert: klassisch-rotziger Hardcore mit leichter Metalkante wird abgelöst von Streetpunk beeinflusstem Gröhlhardcore mit Blue Collar-Ästhetik (das war jetzt ein Oxymoron). Und MADBALL reißen erwartungsgemäß die Bude ab…

Doch zunächst: Bereits genannte LAST MILE. Eine wahre Allstarband übrigens. Der recht schmächtige Laurits durfte seine Stimmbänder bereits bei AS WE FIGHT malträtieren, Jacob Bredahl kennt man sowohl als ehemaligen Frontmann der Thrasher von HATESPHERE, Gitarristen von BARCODE sowie Mitglied diverser anderer Projekte. Die Marschroute LAST MILEs verläuft jedoch weitaus klassischer. Irgendwo zwischen altem NYHC, modernerem metallischen Hardcore und "Punk as fuck"-Attitüde sorgen die Dänen für den ersten kleinen Pit im noch nicht überfüllten Underground. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Bild des Gitarre spielenden Bredahl, der jedoch mit viel Elan bei der Sache ist und die obligatorischen Shouter-Posen nicht zu vermissen scheint. Letztere hat Laurits ohnehin ebenfalls gekonnt für sich gepachtet, so dass LAST MILE die unliebsame Aufgabe der Eröffnungsband würdevoll und sehr energetisch erfüllen.

WISDOM IN CHAINS sind im direkten Vergleich zu LAST MILE eher eine Stimmungs- denn eine Tanzband. Ihr bierseliger Hardcore trifft an diesem Abend genau den Nerv der Anwesenden, was dafür sorgt, dass bereits nach wenigen Songs ein euphorischer Gast Sänger Mad Joe direkt ins Gesicht springt. Der trägt´s mit Fassung und lässt selbst den stark alkoholisierten Bühnendauergast (kannte den wer?!), der im Laufe des Sets wieder die Bühne entert, unmotiviert in die Menge starren. WISDOM IN CHAINS sorgen mit ihrem Sound (nennen wir es mal BLOOD FOR BLOOD light), der live wesentlich mitreissender rüberkommt als auf Konserve, für fiese Temperaturen und entblößte Männeroberkörper. Ohne wenigstens ein bisschen Machismo kann eine solche Veranstaltung schließlich nicht vonstatten gehen. Unterm Strich ein sehr kurzweiliger Auftritt. 'Cap City' hat man auch Stunden später noch im Ohr.

MADBALL wiederum stagnieren auch in der Livesituation immer noch auf höchstem Niveau. Keine Überraschungen (abgesehen vom bereits erwähnten Fehlen Hoyas), dafür eine grundsolide Performance mit einem sehr sympathischen Freddy Cricien, der sich sogar nicht zu schade ist, anwesenden Fotographen verloren gegangene Kappen wieder aufzusetzen. Selbst mit entblößtem, gut durchtrainiertem Oberkörper wirkt das nicht zu machomäßig und aufgesetzt prollig. Die Setlist?! 'We The People', 'For My Enemies', 'Adapt And Overcome', das kurze 'Get Out', 'Set It Off' und 'Pride' sind (wieder mal) die Highlights. Während auf der Theke Leute um gute Sitzplätze kämpfen, verausgabt sich ein bunter Haufen im Pit, wobei für Selbstdarstellungsphantasien aufgrund akuten Platzmangels nicht viel Raum bleibt. Analog zu Shows von TERROR und SICK OF IT ALL (den Größeren also) ist im Vorfeld eigentlich immer ziemlich gut zu antizipieren, wie eine MADBALL Show verlaufen wird. Spaß gemacht hat´s trotzdem.