08.06.2009: A Day To Remember, Azriel, You Me At Six, We Butter The Bread With Butter, Exposed To Noise - Bochum - Matrix

08.06.2009
 

 


Bei einem leckeren Stück Torte werden erst einmal alle Bissen schnell verschlungen, bis das Letzte dann endlich da ist, und das genießt der Tortenesser bis zum letzten Krümel. So ähnlich ging es auch am vergangenen Montagabend in der Matrix in Bochum zu. Im Halbstundentakt wurden erst einmal EXPOSED TO NOISE, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, YOUMEATSIX und AZRIEL verzehrt, bis der Leckerbissen A DAY TO REMEMBER auf die Bühne kam und von den Fans voll ausgekostet wurde.

Aller Anfang ist schwer. Vor allem, wenn man EXPOSED TO NOISE heißt, um 19.45 auf wartende A DAY TO REMEMBER Fans trifft und die Aufgabe hat, das Eis zu brechen. Das schafft die Dortmunder Band teilweise auch mit ihrer Mischung aus hartem Metalcore mit Screamparts und weicher Emomusik mit klarem Gesang. Doch so richtig warm werden will das Publikum in der Matrix mit EXPOSED TO NOISE noch nicht.

Also geht die Chance, für ordentlich Stimmung und Bewegung zu sorgen, weiter an WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Diese beiden jungen Herren aus Brandenburg beweisen, dass verrückt und kreativ sein im Leben weiter bringt. Alles, was sie brauchen: Ein Mikrofon, in das Sänger Tobi nicht mehr zu verstehende Kinderlieder wie „Hänschen Klein“ und „Alle meine Entchen“ brüllt und eine Gitarre für Marci. Schlagzeug, Bass, Elektrosounds und alles, was diese zwei Mann Electro- und Deathcore Kapelle noch so braucht, kommt von Band. WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER sind definitiv ein ungewöhnlich schmeckendes Stück vom abendlichen Konzertkuchen, an dessen Geschmack sich der ein oder andere Musikliebhaber erst einmal gewöhnen muss. Die Fans von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER können dagegen den Hals nicht vollkriegen und verlangen weitere Stücke.

Gegen neun gibt es mit YOU ME AT SIX noch einmal etwas leichtere Kost auf den Bühnenteller. Der ein oder andere fragt sich aber, wie eine Emopop Band in diesen Abend reinpasst. Ihre Musik lässt Beachparty Feelings in der heißen Konzerthalle aufkommen und so fliegt über den Köpfen des Publikums auch ein Wasserball hin und her, der von nickenden Köpfen und tanzenden Körpern in Bewegung gehalten wird. Auch wenn die Musik an diesem Abend bei den härteren Vor- und Nachgängern von YOU ME AT SIX deutlich aus der Reihe fällt, wird sie vom Publikum angenommen. Augenverdreher bei Fans aus der härteren Ecke lassen sich natürlich nicht vermeiden, aber bei dem YOU ME AT SIX Cover von Lady Gagas „Pokerface“ sind eindeutig auch bei diesen einige Schmunzler und Kopf-mit-Wipper zu sehen.

Um kurz vor zehn sind alle A DAY TO REMEMBER Fans nur noch einen Happen von ihrem Leckerbissen entfernt. Auf der Bühne präsentieren sich die Herren von AZRIEL von ihrer besten Seite. Ein Gespräch im hinteren Teil der Matrix bringt den Hardcore Auftritt von AZRIEL auf den Punkt: „Kennst du die Band eigentlich?“ „Ne, aber die gehen ordentlich steil.“ Dass sie für dieses Fazit selbst ganz vorne mit dabei waren, als die Meute anfing auszuflippen, kann man an ihren verschwitzten T-Shirts und Haaren erkennen.

Als das allerseits bekannte „Da da da da…“ von der Bühne ertönt, stimmt die ganze Matrix mit ein. Der Leckerbissen des Abends ist endlich am Start: A DAY TO REMEMBER. Eine Kleinigkeit ist bei dem Fünfer aus Florida aber anders. Den Platz von Gitarrist Tom Denney hat ein neuer eingenommen. Kevin Skaff, ein guter Freund der Band, schafft es nicht nur, den fehlenden Gitarristen zu ersetzen, sondern schreit auch zwischendurch noch mit ins Mikro. Eine Bereicherung für A DAY TO REMEMBER, die den Fans mit ihrer Show ordentlich Feuer unterm Hintern machen. Hier fließen nicht einzelne Schweißperlen von der Stirn, sondern gleich ganze Schweißströme. Dabei liegt der Songschwerpunkt eher auf dem aktuellen Album „Homesick“ von dem Lieder wie „I’m Made Of wax Larry, What Are You Made Of“, „Mr. Highway’s Thinking About The End“ und „Have Faith In Me“. Natürlich darf dabei nicht der oben schon erwähnte „Downfall Of Us All“ fehlen. Das „Cable Car“ Cover von The Fray lädt ebenfalls zum Abgehen und Stagediven ein, wobei Sänger Jeremy von den männlichen Fans genauso viele Wangenküsschen absahnt, wie von den weiblichen. Denn dafür, dass bei A DAY TO REMEMBER alle im Pit ausrasten, waren dort ungewöhnlich viele Frauen zu sehen. Auch auf der Bühne und über den Köpfen der Menge beim Stagediving zeigten die weiblichen A DAY TO REMEMBER Fans, wie gut sich Frauen als Stage-Diven machen. Zwischendurch gibt es für die Fans noch ein paar Sätze, wie „Ich liebe die Deutsche“, die vorher in einer kleinen Allschools-Deutschstunde gelernt wurden. Das schlechte Deutsch, machen sie durch ihre gute Show wett und blicken von der Bühne aus in ein Publikum voller verschwitzter, aber zufriedener Gesicher. Für Fans der ersten Stunde spielen sie Lieder von den älteren Alben wie „Monument“, „You Should Have Killed Me When You Had The Chance” und „The Plot To The Bomb The Panhandle”. Mit Letzterem beenden sie ihre Show würdig und verabschieden sich von den “Bokum” Fans (das mit dem deutsch sprechen, müssen sie wirklich noch ein bisschen üben). Ihre gut einstündigen Show war der Leckerbissen des Abends, den sich das Publikum ganz langsam auf der Zunge hat zergehen lassen, um auch bloß keine Genuss-Sekunde zu verpassen.