01.12.2009: Frank Turner, Jaakko And Jay - Hannover - Bei Chez Heinz

01.12.2009
 

 

PB, WOB, HI, MI, HH oder auch SHG. Soweit nur einige Kürzel der Nummernschildern auf dem Heinz-Parkplatz, auf dem es gegen 21h gerade noch so eine Lücke gibt. Im gut gefüllten Inneren schallt es einem an diesem arschkalten ersten Dezember die ersten Töne von Jaakko & Jay entgegen. Als wirklich absolut unwissender und unvorbereiteter Gast zieht einem das scheinbar trink- und humorfreudige Duo bestehend aus Akustikgitarre mit Verstärkung Marke Punkereinbau und Minimalschlagzeug mit zweifach Gesängen direkt den Mantel aus. Hi-Speed-Folkpunk-Spassrock-Akustik-Gemetzel ala früher Toy Dolls (?) gemischt mit Bierlaune, Stumpfsinn und leichtsinnigem Hippie-Geplänkel lässt den Mund offen stehen. Meinen die das Ernst? Ja. Nein. Auf jeden Fall wissen die 2 Finnen das Publikum mitzureißen und anzusprechen. Aufforderungen zum Mitklatschen oder freiwilliges Totlachen zu den hoffentlich nicht erprobten Ansagen funktionieren besser als auf einer Silbermond-DVD (kenn ich jetzt nur vom Hörensagen!) „Danke Welt, danke Frank Turner, Friede sei mit euch!“ – und die 2 Herren gönnen sich und ihren Werkzeugen nach gut 30 Minuten Eingedresche auf das eh schon komplett zerstörte, einsame Becken und die leidtragende Gitarre eine Auszeit. Grosses Kino zum warmwerden und schmunzeln, aber bitte nicht zu Ernst zu nehmen...

Dann folgt nach kurzer Umbaupause (und leider mit begleitender Band) der neue Held aller Studenten und Visions-Leser (zumindest lässt das Publikum das vermuten) – Mr. Frank Turner aus Winchester. UK. Mit „Live Fast Die Old“ geht es in die Vollen. Persönlichkeit und Sympathie sind wieder sofort da, allerdings hatte der Brite solo im Vorprogramm von The Gaslight Anthem deutlich mehr Charme und Authentizität zu bieten. Nummern des neuen Albums „Poetry Of The Deed“ wie „Dan´s Song“ oder „Try This At Home“ ziehen sich nüchtern und fast Radio-Single-mässig dahin, bei Songs des Vorgängers („Long Live The Queen“, „Substitute“) greift der Meister zum Glück noch im Alleingang an. All die aus dem Leben gegriffenen Worte und die ins Gesicht geschriebene Ehrlichkeit von Frank Turner gehen bei der 5-Mann-Band leider leicht verloren. Stimmungstechnisch ist die Frank-Turner-Band (so sollte sie dann wohl heißen) auf keinen Fall auf dem absteigenden Ast und man fühlt sich oft und gerne positiv an einen Dashboard Confessional- Stuhlkreis erinnert. Auf seiner betont „first German headline show“ zockt sich der magere Brite fleissig durch alle Ohrwürmer, inklusive dem grossartigen „The Real Damage“, und lässt sich auch nach atemberaubenden Gitarrensoli und dem ersten Zugabenblock nicht lumpen – sondern setzt mit Abba´s „Dancing Queen“ auch gleich noch den Ohrwurm für die Nacht fest. Ach Frank, komm schnell wieder – aber lass ruhig nächstes Mal deine Band an der Bar...Aber besser Abba-Cover als Silbermond-DVD.

ca. 300 Besucher