03.10.2007: Hell On Earth - Osnabrück - Hyde Park

03.10.2007
 

 


Ich habe mich im Vorfeld dieses Konzertes gefragt, wie viele Zuschauer dieses Package im Durchschnitt wohl ziehen würde. Gerade die Headliner WALLS OF JERICHO und auch BORN FROM PAIN waren doch erst vor einiger Zeit in unseren Breitengeraden unterwegs. Andererseits ist bei diesem Billing für jeden Geschmack des Metalcore etwas dabei. Um es vorwegzunehmen: Viel los war nicht, aber die Leute, die da waren, sind mit äußerst zufriedenen Gesichtern und klitschnassen Klamotten nach Hause geschickt worden. Aber dazu später mehr...

FROM A SECOND STORY WINDOW:


Ich kannte die Gruppe aus Ohio und Pennsylvania vorher nicht. So ungewöhnlich wie der Bandname ist auch ihre Musik. Death Metal, Screamo, Noise und noch zig andere Zutaten des harten Rock. Ab und zu konnte man Melodien erkennen und auch ein paar cleane Gesangsparts wurden eingestreut. Obwohl vor der Bühne nichts los war, spielte sich die Band den Arsch ab, als sei es der letzte Auftritt ihres Lebens. Der Bassist setzte sich zum Ende des Sets eine Maske auf und drehte so richtig ab. Guter Auftritt einer wirklich guten Band.

FREYA

Die Earth-Crisis Recken lieferten eine Hardcore Show ab, die von einigen Leuten genutzt wurde, um sich zur Schau zu stellen. Mein Gott, wenn das so weitergeht, mache ich mir für die Olympischen Spiele in Peking für den Bereich Bodenturnen keine Sorgen, da wird es für Deutschland Gold regnen. Musikalisch hat mich das gebotene überhaupt nicht angesprochen, zu lustlos wirkte der Auftritt der Band. Für mich an dem Abend die mit Abstand schlechteste Band.

ALL SHALL PERISH:


Die Jungs sehen aus, als ob sie gerade aus der Schule gekommen sind. Was für Milchbubis. Aber dann, dann wurde der Hyde Park musikalisch in Schutt und Asche gelegt und der Bandname zum Programm gemacht. Der neue Sänger mischte sich während des ganzen! Auftritts unter die Leute vor der Bühne, denn, so seine Worte, „wenn die Show nicht zu uns kommt, kommen wir halt zur Show“. Technisch spielt die Band auf dem höchsten Niveau, und libve wurden mal eben die fiesesten Passagen sauber und tight runtergezockt. Wahnsinn! Besonders erwähnen sollte ich aber das absolute Ausnahmekönnen des Gitarristen Chris Storey. Nach diesem Auftritt werden wohl so einige „Musiker“, die sich im Publikum befunden haben, ihre Instrumente an den Nagel gehängt haben. Allein die Jungs dieser Band waren das Geld für die Show wert.
Note 1, setzen.

FEAR MY THOUGHTS:


Bei der Band aus Freiburg kam das erste Mal richtig Bewegung vor der Bühne auf. Die Band kam sehr sympatisch rüber und zeigte sich äußerst bewegungsfreudig. Lobend erwähnen muss ich den neuen Sänger, der stimmlich sehr versiert ist. Von Screams bis tiefstem Growling reicht sein Repertoire. Auch merkte man nicht, dass es sich um einen neuen Sänger handelt, denn es wirkte so, als wäre er schon immer fester Bestandteil der Band gewesen. Ich habe FEAR MY THOUGHTS bereits des Öfteren gesehen und muss abschließend sagen, dass die Band live immer besser wird. Auf Platte konnten sie mich bisher jedoch nicht überzeugen.

BORN FROM PAIN:


Was soll man zu den Holländern noch sagen. Live immer eine Bank. So auch heute. Es flogen die Fetzen zum stumpfen (was nicht negativ gemeint ist!) Hard/Metalcore und die Meute fraß der Band gierig aus der Hand. Das erste Mal flogen Stagediver durch die Luft. Man merkte der Band zu jeder Zeit ihre Bühnenerfahrung an. Aber hier zeigte sich auch, wie wichtig ein guter Frontmann für eine Band ist. Denn nicht der von mir heiß erwartete Kevin Otto, sondern kein geringerer als Scott Vogel von Terror spielt für die Gruppe die Hell On Earth Gigs. Und dieser Mann lebt und atmet harte Musik. Das merkte man an seinen Bewegungen, seinen Ansagen und seinem Shouting. Sehr sympathisch sind auch die auf deutsch gehaltenen Ansprachen des Bassisten, u. a. wurde mit dem Song „The New Hate“ von „In Love With The End“ eine Stellungnahme gegen Nazis geäußert. Es war also ordentlich was los vor der Bühne und nicht nur die Hardcore Fraktion kam voll auf ihre Kosten. Ich war total überrascht von der Reaktion des Publikums, das die Band regelrecht abfeierte. Daumen hoch!

WALLS OF JERICHO:


Jetzt lag es am Headliner, das von BORN FROM PAIN entfachte Feuer am Brennen zu halten. Auch WALLS OF JERICHO sind live eine Macht. Frontfrau Candace hat auch an diesem Abend so manchem Metalcore Nachwuchsjünger schlaflose Nächte bereitet. Diese Frau ist einfach Energie pur, dabei aber immer authentisch und nicht aufgesetzt und super symphatisch. Man merkt ihr sichtlich an, wie viel Spaß sie an diesem Abend hatte. Aber auch der Rest der Band ließ sich nicht lumpen und legte einen formidablen Auftritt hin. Die Menge dankte es Ihnen mit Stagedivern und circle pit, circle pit und immer wieder circle pit. Mein absoluter Höhepunkt war „A Trigger Full Of Promises“ vom letzten Album, der live alle Facetten der Band zeigt. Aber auch die Vorbands, die sich am Rand der Bühne versammelt hatten, führten circle pits auf der Bühne durch oder gingen vor der Bühne ab wie Zäpfchen. Das zeigte, dass alle ihren Spaß hatten und auch unter den Bands ein gutes Klima herrschte. Nach einer Zugabe war dann Schluss und der harte Kern der Zuhörer hätten auch kein Song mehr durchgestanden, da sie einfach zu fertig und ausgepowert waren.

Ein grandioser Konzertabend mit Bands, die ihre Musik leben und lieben. Bleibt noch die Empfehlung auszusprechen: Geht hin, wenn dieses Package in eurer Nähe halt macht. Ihr werdet es nicht bereuen!