04.01.2010: Dead Swans, The Carrier - Hamburg, Hafenklang

04.01.2010
 

 

Schon erstaunlich: es ist Montag, draußen herrscht eisige Kälte und Schneetreiben und es spielen zwei Bands von eher geringem Bekanntheitsgrad und trotzdem ist das Hafenklang richtig gut gefüllt. Die noch gar nicht lange zurückliegenden Zeiten, als die auftretenden Bands selber die Hälfte der Anwesenden ausmachten, scheinen glücklicher Weise endgültig überwunden.

Da mir während der freien Tage mein Zeitgefühl komplett abhanden gekommen ist, verpasse ich Kiels ANY PORT IN THE STORM. Ob mir dabei wirklich Interessantes entgangen ist bezweifle ich aber, denn ihren Myspace-Songs nach zu urteilen nähren APITS den Modern Hardcore Overkill mit allen Zutaten, die dieses Genre hergibt. Den Erzählungen nach war das auch live nicht anders und da mit Brightons DEAD SWANS eh noch ein Klischee-überfrachtetes Etwas auf einen warten würde, konnte ich gut auf eine weitere Vorband verzichten.

Womit wir auch schon bei der Essenz dieser Show wären: der entscheidende Unterschied zwischen gefallen und nicht gefallen liegt doch meist in der Authentizität einer Band bzw. ihrer Live-Darbietung. DEAD SWANS klingen schon auf Platte sehr bemüht und gleiches gilt auch für die Live-Performance der Band. Sicher, da wird ordentlich Gas gegeben, dennoch wirkt die Show der toten Schwäne derart überzogen und gewollt, dass kein Fünkchen Emotion auf mich überspringen mag. Musikalisch ist das solide (wenn auch oft sehr untight gespielt), aber gleichzeitig reichlich gesichtslos. Moderner Hardcore, dem die Seele fehlt. Zelebrierte Verzweiflung, die in Kombination mit schwarz gefärbtem Haar zur Karikatur verkommt. Eine handvoll der Anwesenden finden's trotzdem richtig gut.

Zurück zur Authentizität - die liefern Bostons THE CARRIER nämlich gleich vom ersten Ton an: fünf sympathische Jungs, bei denen nichts aufgesetzt wirkt, die ihren Emotionen freien Lauf lassen und musikalisch eh in einer anderen Liga spielen. Die Brutalität der Songs überrollt einen sofort, entsprechend gibt es im Publikum kein halten mehr. THE CARRIER starten mit dem famosen "Unloved" und spielen in den folgenden 45 Minuten das Beste von "One Year Later", ihrer neuen EP "No Love Can Save Me" und ein Stück vom 2010 erscheinenden, neuen Album. Sänger Anthony ist beinahe beängstigend gut bei Stimme, während seine Band trotz aller Bewegung die durchaus anspruchsvollen Songs absolut tight runterspielt. So sieht wahre Spielfreude aus! Eine tolle Show, die das Konzert-Jahr 2010 würdig eröffnet hat.