04.03.2010: War From A Harlots Mouth, Salt The Wound, A Plea For Purging, Arsonists Get All The Girls - Underground, Köln

04.03.2010
 

 

Fettsack auf der Bühne, gehört es sind Christen, gehört sie machen verzichtbaren Metalcore – abgestempelt. Immerhin ersteres weiß der A PLEA FOR PURGING-Sänger, welcher mit seiner Band am heutigen Donnerstagabend den Opener markieren soll, ironisch zu überspielen. Seine Ansagen, wie dass er die anwesende Herrenschaft nicht bloß wie man das kennt nach vorne befiehlt, sondern auch dass sie die klischeehaften, mal wieder anwesenden, sagen wir, „um ihr Äußeres bewussten“ Damen aus den letzten Reihen einfach am Arm packen und mitnehmen sollen, wecken irgendwie Sympathie. Und dann der Merchstand: Dieses herrliche, unüberschaubare Grinsen, vollbedruckt auf einem Shirt der Band. Auf einem anderen sind sie halbnackt im Comicstil skizziert.



Und die Musik? Ach ja, die muss man sich ja heute auch anhören. Was soll man sagen? Die so gerne gewählte Schublade „Standard-Metalcore“ muss zwar diesmal nicht bemüht werden, nicht verbergen können A PLEA FOR PURGING jedoch, dass ihrer Musik so der gewisse Flow fehlt. Ein paar nette, man könnte beinahe sagen atmosphärische Ansätze in der Gitarrenarbeit - das war‘s dann aber auch schon. Breakdown jagt Breakdown – und es ist klar, welche Fraktion immerhin das heute feiert. Von mehr Aussagekraft wollen wir bei A PLEA FOR PURGING mal nicht ausgehen, wobei ich es den leicht vertrackten Kompositionen zutrauen würde, dass sie mit der Anzahl der Hördurchgänge noch Luft nach oben haben. Für den heutigen Auftritt kann jedoch lediglich ein ambivalentes Urteil gefällt werden.



Weiter zu den wahren Gründen, sich unter der Woche die Kante zu geben: SALT THE WOUND sind auf ihrer letzten Tour überhaupt, wollen sich danach auflösen. Eine traurige Sache, kann man mit Fug und Recht behaupten, denn mit ihrem letztjährigen, mittlerweile zweiten Album „Ares“ konnten SALT THE WOUND endlich beweisen, dass sie mehr als bloß die übliche Deathcore-Schiene fahren. Ein Album voller Energie, roh produziert, unendlich düster – so mag man das. Und so hätte man das in diesem Genre auch gerne öfter gesehen – zumindest ich. Aber weinen wir dieser Band nicht hinterher, genießen wir diesen Auftritt. Und tatsächlich: Er war zu genießen. Kraftvolles Set, alle Hits – von „Gloves“ bis „Jafar“ – und ein Sänger, der Live sogar noch fieser klingt als auf Platte. Etwas auffällig war da nur die Art, wie sich das Publikum bei diesem Auftritt spalten sollte: Es war nicht schwer zu erkennen, wer das noch sehr „deathcorige“ Debüt feiert, und wer vor allem „Ares“ ins Herz geschlossen hat. Nichtsdestotrotz ein sehr respektabler Abschied einer Band, die noch viel hätte bewegen können.



ARSONISTS GET ALL THE GIRLS auf ihrer zweiten Europatour. Schon im Zeichen der „Thrash And Burn“-Tour fiel man Live als nette, mehr dem Deathcore zugewandte Alternative zu HORSE THE BAND auf (wobei: das taten sie schon auf den ersten beiden grandiosen Platten), und spätestens jetzt – mit einem Co-Headliner-Slot sowie einem würdigen dritten Album – ist diese Band mehr als bloß ein kleiner, szeneninterner Geheimtipp. Diese Band hat Fans – und die sollten nicht minder freakig sein als die Band selbst. Und egal was man ihnen bot, man fraß ihnen aus der Hand. Da störte man sich auch nicht am sehr übersteuerten und undifferenzierten Sound, der viele Nummern erst nach einiger Zeit erkennbar machte, und das Set für nicht ganz so freakige manchmal etwas langatmig machte. Unterm Strich bleibt jedoch ein Auftritt, der wie immer lustig anzusehen, und sicherlich auch zurecht von den Fans gefeiert wurde. P.S.: Nettes Feature auch mit dem SALT THE WOUND-Sänger!



Etwas verwöhnter war man da als Deutscher in der Vergangenheit mit WAR FROM A HARLOTS MOUTH. Das heute war nicht der erste Headlinerauftritt im Underground. Und wenn man Köln nicht dem Underground einen Besuch erstatten hat, dann zumindest der Essigfabrik zu Touren wie „Thrash And Burn“, „Hell On Earth“ und ganz früher auch mal „Never Say Die“ (zu einer Zeit, als das Lineup noch was konnte). Doch während so manch einem deutsche Bands wie HEAVEN SHALL BURN oder CALIBAN mit ihrer Überpräsenz so langsam anfangen auf die Nerven zu gehen, nimmt man WAR FROM A HARLOTS MOUTH doch irgendwie immer gerne mit. Aber warum auch nicht? „Transmetropolitan“ war ein überdurchschnittlich gutes, hitreiches und zu Teilen sogar richtig atmosphärisches Album („Mulder“!) irgendwo zwischen Death- und Mathcore, alle vorangegangenen (Split-)EPs werden zurecht gefeiert und mit „In Shoals“ zeigte man sich jüngst in einer experimentellen, von Mathcore, Jazz bis Sludge reichende Frische, die viele von dieser Band sicherlich nicht erwartet hätten. Ganz klar: Diese Band ist (nicht nur) hierzulande etwas Besonderes. Und auch wenn mir einige an dieser Stelle ein etwas zu ausschweifendes Fanboy-Dasein attestieren werden, so kann ich nur sagen, dass diese Band es auch mehr als verdient hat – und ihr heutiger Auftritt das wieder nur bestätigen konnte.




Ein fulminantes, schön düster-schleppendes Intro, viele Hits wie „Fighting Wars With Keyboards“, „No High Five For C. Oward”, „Heeey... let's start a band” und natürlich (das wie immer überschwänglich gefeierte) „Uptown Girl“ – man kam auf seine Kosten. Aber auch eher seltener gespielte, großartige Stücke wie „Spineless“ oder „Appropriate Tools Required To Intercept And Obstruct Errorism“ fanden ihren Platz im Set, wenn auch leider zu Gunsten von Nummern wie „Mulder“ oder „Riding Horses Is A Fucking Curse“, die zumindest ich hier etwas vermisst habe. Aber das – wie auch der nach wie vor nicht ganz so optimale Sound -macht nichts bei der Masse an wunderschönen Momenten. Ebenso zu begrüßen war der Rückgang der üblichen „Karatekids“, wobei man die (glücklicherweise) schon öfter in zahlreicherer Form gesehen hat, und man da für Szenehauptstadt Köln eigentlich schlimmeres erwartet hätte. Stattdessen herrschten Stagedives und Singalongs vor, wobei sich zu den Stagedives später auch Bassist Filip dazu zählen durfte. Überhaupt bewies sich die Band wieder als sehr sympathisch – auch, wenn eine Zugabe leider nicht drin war. Daran schien jedoch die Band selbst keine Schuld zu haben. Und stattdessen schüttelte man immerhin noch ein paar Hände respektive verteilte ein paar High-Fives oder unterhielt sich vereinzelnd ganz bodenständig mit den Fans – so, wie es eben sein sollte.