04.10.2013: The Queers, Teenage Bottlerocket, The Copyrights, The Maxies - Constellation Room @ The Observatory - Santa Ana, CA

04.10.2013
 

 


"Clubbing" in Orange County - an der einen Hand Pop, an der anderen Punk. Weit über die Grundschulkenntnisse hinaus pferchen THE MAXIES im rot-weißen Ganzkörperkostüm und mit tanzwütigem Eisbärmaskottchen im Pit ihre Skills zusammen. Die körperlich stämmige Band nimmt den Constellation Room heute als erstes mit drei Akkroden und überzuckerten Hooklines unter Beschuss, während sich zahlreiche Teenies im Nachbarsaal zu ANBERLIN und THE MAINE kaputtkreischen. Dann lieber Zweiminüter über "Clubbing", Tanzen und Spiele mit gelbem Schnee - dazwischen fernsehreife Scherze zum aktuellen Politgeschehen. Zusammen mit dem eigentlichen Toursupport THE COPYRIGHTS nehmen THE MAXIES (aus "Greenland" versteht sich) zu früher Stunde bereits das Zepter des ganzen Freitagabends in die Hand. Reichlich Witz und ein treibender Sound vorbei an MASKED INTRUDER oder THE ERGS! punkten im gut gefüllten Venue, in dem sich braungebrannte MISFITS-Nieten-Punker, betrunkene Sportsbar-Proleten und gebrechliche Hornbrillenträger zum einvernehmlichen Highfive treffen. So laut und initiativ wie während des Openers ist das Publikum während des Sets der COPYRIGHTS leider nicht. "Charlie Birger Time" oder "Hard Wired" werden in den ersten Reihen lautstark mitgefeiert und ausreichend mit Büchsenbier bespritzt, verpuffen aber unglücklicherweise ab der Raummitte in Gesprächen und südkalifornischem Desinteresse. Dem energischen Midwestpunk des Vierers ist das egal. THE COPYRIGHTS spielen tight, souverän, schnell - und flimmern in Gedanken sicher schon über die Autobahn gen FEST 12.
Erst Frischluft, dann Bierpreis-Schock schmücken die überflüssig in die Länge gezogene Umbaupause - bevor TEENAGE BOTTLEROCKET eine lupenreine Blaupause zu ihrer letzten Europatour hinlegen. Von den Ansagen über die Setlist bis hin zum Maschinengewehrsolo von Ray Bottlerocket über den Köpfen der ersten Reihen klammert sich die Band eher einfallslos, wenn auch trotzdem mitreissend an bereits genauso erlebtes. Statt Tony-Sly-Gedächtnis-Cover gibt es Joy Divisions "Ice Age" zwischen "Don´t Wanna Go" und "Bloodbath At Burger King" - bei "Headbanger" holt Bassist Miguel im Spagat zum Haltbarkeitstest seiner Schuhe aus. TEENAGE BOTTLEROCKET füttern ihr Set mit ganzen einundzwanzig Songs in fünfundvierzig Minuten, darunter "a song about having weird sex with weird people" ("Mutilate Me"), natürlich "Radio" und das abschliessende "Bigger Than Kiss", zu dem Santa Ana gerne noch einmal vollends ausrastet. Letztlich zieht die Band aus Wyoming trotzdem unbeeindruckender von dannen, als sie es noch vor wenigen Jahren mit mehr Spontanität und ungekünstleltem Charme auf der Bühne tat.

Joe Queer hingegen verweilt den Abend gesprächig am eigenen Merchstand, bietet seine eigenen gebrauchten Shirts neben signierten Tourpostern zum Charity-Kauf an (die Band kam bei einem Unfall mit Totalschaden im August mit dem Schrecken davon) und stellt sich brav zum punkten hinten an. Den dreißigjährigen Geburtstag hat seine Band längst gefeiert, heute geht es mit Aushilfe des NOBODYS-Drummers und "No Tit" in die Eröffnungsrunde. Weniger Surf, dafür mehr Surfpunk werkelt den Sound des Trios bei "Hi Mom, It´s Me", "Get A Life & Live It" oder "Like A Parasite" zusammen. Wo die Taktgeschwindigkeit nicht stimmt, beschleunigen THE QUEERS wie von Geisterhand, Ansagen und Showeinlagen bleiben dafür die Ausnahme. Das "eingespielte" wirkt zu Songs von "Punk Rock Confidential" oder "Don´t Back Down" leider schnell "totgespielt". Brav wird sich beim Line-Up bedankt, vor den Beach Boys der Tribute-Hut gezogen und die Nähe zum über Generationen treuen Publikum gepflegt. Der eigentlich umtriebige Poppunk der Band jedoch wirkt für den so überraschend bunt gestarteten "Clubbing"-Abend schnell zu routiniert. Faire Merchandisepreise und der fortwährende Pokal für den trockensten Humor lassen THE MAXIES zum eigentlichen Gewinner des Abends aufsteigen. Auch die meisten aufgetakelten OC-Girls gehen sicher auf das Konto des bandeigenen Eisbären, der Grönland auf dem Poppunkglobus weit in den Vordergrund rücken lässt.